südöstlicher Balkan, Herbst 2015 5|8 - Musala: mit langer Überschreitung
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Nach einer ersten Übernachtung im sehr komfortablen Hotel Alpin in Borovec mache ich mich frühmorgens auf, um den höchsten bulgarischen Gipfel anzupeilen - vorsorglich habe ich die minimalsten Utensilien für eine Übernachtung in der Hütte eingepackt; in relativer Unkenntnis, was das Wetter denn will, und wie weit ich bei schlechten Bedingungen komme …
Entgegen der Wetterprognosen liegt über dem Wintersportort eine dicke Hochnebel- oder Wolkendecke; sie hindert mich keinesfalls, meinen - wie es sich am Ende des Tages herausstellen sollte - sehr langen Marsch anzutreten. Durchs beinahe menschenleere Dorf wandere ich einige Meter hinab ins „Zentrum“, wo ich anschliessend länger der Strasse folge bis zur signalisierten Abzweigung im Wald Richtung Gipfelhütte und -ziel; kurz vorher habe ich die montags und dienstags nicht verkehrende Gondelbahn zum Jastrebec unterquert. Im waldigen Tal laufe ich nun länger talein-, gipfelwärts - mal sanfter, mal steiler ansteigend - bis zum für eine Znünipause willkommenen Unterstand bei der Brücke Велчево мостче (Velčevo mostče).
Auf der ruppigen Fahrstrasse (nur mit 4x4 zu befahren) wandere ich anschliessend auf der anderen Talseite weiter hoch, mit nur angenehmer Steigung; kurz vor der Abzweigung zu den Wintersportanlagen biegt ein sehr schmaler Pfad ins Dickicht ab - spärlich markiert, doch die Richtung zum vorläufig einsehbaren Talschluss innehaltend.
Erst durch üppigen Legföhrenbewuchs, danach über eine friedvolle Ebene wandere ich weiter - hier begegne ich einer jungen, sympathischen Bulgarin aus Plovdiv; sie erzählt mir, dass sie mit einigen andern zusammen, während vier Tagen, die Wege im Musala-Gebiet gesäubert hätte - Châpeau!
Nach einer nur kurzen Steigung erreiche ich - bei nach wie vor kühlen und eher düsteren Wetterverhältnissen - die Хижа Мусала (Hiža Musala).
Hier trete ich, nach kurzem Austausch mit holländischen Berggängern und einem Einheimischen, ein, und bestelle die von jenem empfohlene Bohnensuppe - sie nährt und wärmt bestens.
Am Hüttensee vorbei windet sich der Bergweg bald steiler im schrofig-felsigen Bereich hoch zu einer weiteren Seenplatte, inmitten weitläufiger Geröll- und Felslandschaft gelegen. Zwar ist weit entfernt der höchste Bulgare zu erkennen, doch ist erst einmal die einerseits karge, anderseits sehr attraktive, Bergwelt zu durchschreiten - und auf einem letzten, etwas steileren, Abschnitt die Заслон Еверест (Zaslon Everest) anzupeilen. Hier empfinde ich die Wetterverhältnisse als derart kühl, dass ich mir die Hosenbeine „montiere“, Handschuhe anziehe - und nach einem kurzen, leichten, Graupeln mich ins Innere der Schutzhütte verziehe. Hier komme ich leider nicht mit der „nur“ russisch, polnisch und bulgarisch sprechenden Hüttenwartin, doch mit einer Gruppe israelischer Berggänger, ins Gespräch - sie beabsichtigen, ebenfalls zum Musala aufzusteigen, danach jedoch weiter zur nächsten, weiter südlich gelegenen, Hütte weiterzuwandern.
Am Ledeno ezero vorbei schraubt sich der bestens ausgebaute Bergweg hoch zum N-Grat meines heutigen höchsten Gipfelzieles - und: überraschend, freudig „begrüsst“, die ersten Aufhellungen am Grat kurz unterhalb des Gipfels. Wie von Petrus für meine heutige Besteigung des höchsten bulgarischen Gipfels so arrangiert, erreiche in Musala nach wenigen min bei schönstem Wetter - blauem Himmel und guter Fernsicht!
Bei diesen nun superben Verhältnissen beschliesse ich, die - von Sputnik in etwa in umgekehrter Richtung begangene - Gratüberschreitung unter die Füsse zu nehmen; sie wird länger dauern, doch attraktive wie auch einsame (und etwas „langfädige“) Passagen beinhalten …
Den alpinen Höhepunkt stellt zweifellos der anschliessende Ab- und Wiederaufstieg im teils felsig-kraxligen Gelände der Trionite (dem Verbindungsgrat zum „kleinen Bruder“) dar (im Rother Wanderführer mit „exponiert, Schwindelfreiheit vonnöten, II, beschrieben): einfach nur schön und „anregend“, unproblematisches herrliches Fels- und Kraxelgelände!
Derart gewinne ich erstaunlich schnell, nach Passagen auf schmalem Steig, über wenige Felsen, und durch eine Felsrinne wieder hoch, im gut gestuften Gelände den Malik Musala - eine weitere Pause ist hier sinnvoll, will ich doch möglichst viel, und lange, der fantastischen Bergszenerie rund um den Musala aufnehmen!
Eine nur leicht einfachere Gratbegehung schliesst sich nach meiner Rast an; stets die Seen unter mir, und den eindrücklichen höchsten Berg Bulgariens zur Seite, begebe ich mich auf einen weiteren Grat-Ab- und -Wiederaufstieg; genussvoll erreiche ich so den vorgelagerten Иречек (Ireček).
Ab hier ist nun, nebst der nach wie vor hervorragenden Sicht ins Tal zu den Seen hinunter, die bereits lange anschliessende Wanderung über nun nur noch flachere Bergrücken zu erkennen - nicht jedoch die abschliessende noch längere Traverse zum letzten, von hier aus nicht einsehbaren Schlusspunkt meiner Tour; es wird sich hinziehen :-}
Erst beschreite ich unschwierig die meist gut begehbaren, eher sanften Rücken, hinab zur Senke und dem markanten Felssporn Svinska, wo der sich lange hinziehende, breite, teils grasige, doch auch gerölldurchsetzte Anstieg zum Vorgipfel des Deno beginnt. Dieser jedoch, liegt noch weiter nördlich, und erfordert ein weiteres unbedeutendes Auf und Ab; hier angelangt, gönne ich mir eine weitere kurze Rast.
Weglos steige ich nun über viel Geröll nordwärts ab Richtung Sattel, auf welchem der Weg von der [p Хижа Мусала (Hiža Musala)] zum nachfolgenden, noch weiter nördlich gelegenen, Übergang zu Hütte Chakar voivoda führt. Hier, kurz vor Erreichen des Wechsels ins benachbarte Tal resp. dessen Höhenzüge, wird das Wetter kurzzeitig sehr dynamisch: von Osten her treiben mächtige Wolken, walzenartig, gegen den Pass zu - eindrücklich zu beobachten.
Weglos über felsige Stufen abkürzend, gelange ich auf den Weiterweg, welcher länger nur sanft über dem Talschluss dem Шатър (Šatăr) entgegensteuert; oft unter der nun herrschenden Wolkendecke, gelegentlich von Sonnenstrahlen wieder aufgeheitert, steuere ich diesem zu; westseitig führt der ausgeschilderte Bergweg über viel Geröll - und weiterhin viel Legföhrengelände - länger weiter, in angenehmer Hangneigung nur. So erreiche ich nach geraumer Zeit die offene Fläche, das Wegkreuz und den Passübergang Sladkata voda.
Da ich doch bereits eine grössere Anzahl Höhenmeter und Längenkilometer hinter mir habe, erscheint mir der abschliessende Weiterweg, meist durch Wald, und auf angenehmen Weg, doch überaus lang - umso dankbarer bin ich, wie ich, nach einem letzten kurzen Gegenanstieg, zur offenen Fläche und zur Bergstation des sich im Betrieb befindlichen Sesselliftes Sitniakovo-Express gelange: die ca. 420 m Talfahrt, bis unmittelbar vor mein Hotel in Borovec, rundet die lange, überaus erlebnisintensive, schöne Bergtour, bestens ab.
ñ 1 h 20 min bis Велчево мостче (Velčevo mostče)
ñ 1h 05 min bis Хижа Мусала (Hiža Musala)
ñ 50 min bis Заслон Еверест (Zaslon Everest)
ñ 30 min bis Musala
òñ 20 min bis Malik Musala
òñ 1 ½ h bis Иречек (Ireček)
òñ 1 h 10 min bis Deno
ò 1 ¾ h bis Bergstation Sitniakovo-Express

Kommentare (8)