Saisonabschluss am Monte Prosa und Giübin
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Bereits zum vierten Mal in Folge beschliesse ich meine Saison im Gotthardgebiet. Mit 2100müM anerbietet sich die Passhöhe als idealer Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Touren bis in den Juni hinein. So überrascht es wenig, dass an schönen Mai-Wochenenden jeweils Heerscharen von Türlern ins Gebiet pilgern. Wobei, geschätzte 90% davon visieren den Pizzo Lucendro an, während östlich der Passhöhe (Pizzo Centrale etc.) Ruhe herrscht - für mich bis heute unerklärlich.
Von den Gipfeln, welche ab Passhöhe mit vernünftigem Aufwand erreichbar sind, fehlten mir nur noch Pizzo Canariscio und Giübin. Diese Kombination entlockte mir wenig Freudenschreie, denn sie ist (wenn überhaupt) höchstens für Flachlauf und Stöckelei bekannt. Baut man hingegen als Vorspeise den Monte Prosa ins Menü ein, ergibt sich eine durchaus lohnende Rundtour. Und die Anzahl Höhenmeter lohnt nun auch das frühe Aufstehen.
Beim Start gleich hinter dem Ospizio (2091m) erhasche ich die letzten Ausblicke Richtung Süden. Anschliessend verschluckt mich für über eine Stunde eine dichte Wolkendecke. In der Querung zur Cassinetta (2217m) gerate ich gar in ein veritables Whiteout und komme prompt von der Ideallinie ab. Gefährlich ist das an dieser Stelle nicht. Kein Grund für Reklamationen bietet hingegen die Unterlage. Dank des kalten Samstags ist der Neuschnee dieser Woche noch nie angetaut, weshalb die Harscheisen den ganzen Tag im Rucksack bleiben.
Am Fuss des Monte Prosa (2737m) bessert sich die Sicht langsam. Durch die Nordflanke steige ich mit Skiern direkt an den Fuss des Wintergipfels auf (bis 35°). Alternativ könnte man auch via Bassa della Prosa über den Ostgrat angreifen, doch dieser ist häufig stellenweise abgeblasen. Im Gegensatz zum letzten
Jahr traversiere ich heute auch zum Hauptgipfel rüber. Dafür können je nach Verhältnissen Steigeisen nötig sein, weil in die steile Nordflanke ausgewichen werden muss.
Zurück im Skidepot rutsche ich - wo möglich - den Ostgrat Richtung Bassa della Prosa ab und ergreife die erste Möglichkeit, Richtung Lago della Sella abzufahren. Die breite, ideal geneigte Ostflanke erhält früh Sonne (perfekt wegen der kurzen Aufstiegszeit) und bietet im Spätfrühling häufig herrliche Sulzverhältnisse. Dafür ist es heute zu kalt und zu bedeckt. Im Gegensatz zur offiziellen Route avisiere ich direkt die Staumauer, zuunterst kurz bis 35° mit ein paar harmlosen Felsbändern.
Zu Fuss überquere erreiche ich das andere Ende der Staumauer. Die Überwindung der kurzen Steilstelle dort kann je nach Schneeverhältnissen Mühe bereiten, heute problemlos. Alles dem Geländerücken folgend erreiche ich 30 Minuten später bereits den Pizzo Canariscio (2523m), zumindest von Norden eine wenig prägnante Gratkuppe. Hier oben drückt nun endlich die Sonne durch und die Wolken geben herrliche Ausblicke Richtung Pizzo Centrale frei. Der Blick über den Grat Richtung Giübin bereitet etwas weniger Freude, denn es warten fast 3km Luftlinie bei bloss 300Hm. Die ersten 100Hm sammelt man bereits im kurzen Wiederaufstieg zum nahen Posmeda (2616m), den man natürlich auch rechts liegen lassen kann. Im abschliessenden Aufstieg zum Giübin halte ich mich nördlich vom felsigen Grat.
Durch seine Lage und Höhe ist der Giübin bei Nordostwind (wie heute) stark den Elementen ausgesetzt. Tatsächlich empfangen mich oben sturmähnliche Windverhältnisse, während 20m weiter nur ein laues Lüftlein blies. Die gefühlte Temperatur fällt schlagartig um geschätzte 10°. Herrlich hingegen die Ausblicke aufs wolkenumtoste Maighelsgebiet, wobei der Blick immer nur für Sekunden frei ist. Für meinen Lunch verziehe ich mich zur Alphütte wenig unterhalb des Gipfels, wo es sich ruhig und warm pausieren lässt.
Bei der kurzen Abfahrt zum Passo Posmeda kommt angesichts der Unterlage fast so was wie Hochwinterfeeling auf. Ebenfalls lohnend ist die kurze Abfahrt durch die Mulde von Ovi zurück zum Stausee. Diese hingegen lässt sich nur mit etwas Stöckelei vernünftig erreichen. Nach Überquerung der Staumauer verbleiben ein paar lohnende Schwünge zur Capanna della Bolla (2144m). Dabei gilt es auf die südexponierten Steilhänge des Monte Prosa zu achten. Dieses Jahr kein Problem mehr, da fast vollständig aper. Die weitere Abfahrt zur Tremola (bzw. der damit damit verbundene Wiederaufstieg) reizt mich nicht. Nicht dass die Alternative mehr lohnen würde... über feuchten Schnee stöckle ich praktisch den gesamten Rest zurück zum Hospiz, immer mal wieder unterbrochen durch kurze Portagen.
Zeiten
1:40 Monte Prosa
1:10 Pizzo Canariscio
1:10 Giübin
0:45 Gotthardpass
Einsame Tourenideen im Gebiet:
Saisonabschluss am Rotstock und Blauberg
Pizzo Centrale (2999m) - Pizzo Fortünei (2811m)
Saisonfazit: Diese Gotthardrunde bildet den Abschluss einer für mich äusserst erfreulichen ST-Saison. Während das Vorjahr für uns Freunde tiefer Voralpentouren einem Totalabschreiber gleichkam, verwöhnte uns Frau Holle diese Saison gleich zwei Mal mit heftigen Schneefällen bis ins Flachland. So konnte ich eine Reihe von Gipfelerfolgen mit der Abfahrt bis ganz unten krönen: Federispitz (Abfahrt nach Schänis), Hochstuckli (Schwyz), Gleiterspitz (Rufi), Pfifegg (Galgenen), Buochserhorn (Beckenried), Rigi Hochflue (Lauerz), Schönau (Schwanden). Für rassige Höhepunkte sorgte dagegen die zweite Saisonhälfte: Risetenhoren, Grisset, Sulzfluh, Hausstock, Zindlenspitz, Schiben- und Zuestoll, Diepen, Brüelchälen, Ortstock.
Von den Gipfeln, welche ab Passhöhe mit vernünftigem Aufwand erreichbar sind, fehlten mir nur noch Pizzo Canariscio und Giübin. Diese Kombination entlockte mir wenig Freudenschreie, denn sie ist (wenn überhaupt) höchstens für Flachlauf und Stöckelei bekannt. Baut man hingegen als Vorspeise den Monte Prosa ins Menü ein, ergibt sich eine durchaus lohnende Rundtour. Und die Anzahl Höhenmeter lohnt nun auch das frühe Aufstehen.
Beim Start gleich hinter dem Ospizio (2091m) erhasche ich die letzten Ausblicke Richtung Süden. Anschliessend verschluckt mich für über eine Stunde eine dichte Wolkendecke. In der Querung zur Cassinetta (2217m) gerate ich gar in ein veritables Whiteout und komme prompt von der Ideallinie ab. Gefährlich ist das an dieser Stelle nicht. Kein Grund für Reklamationen bietet hingegen die Unterlage. Dank des kalten Samstags ist der Neuschnee dieser Woche noch nie angetaut, weshalb die Harscheisen den ganzen Tag im Rucksack bleiben.
Am Fuss des Monte Prosa (2737m) bessert sich die Sicht langsam. Durch die Nordflanke steige ich mit Skiern direkt an den Fuss des Wintergipfels auf (bis 35°). Alternativ könnte man auch via Bassa della Prosa über den Ostgrat angreifen, doch dieser ist häufig stellenweise abgeblasen. Im Gegensatz zum letzten

Zurück im Skidepot rutsche ich - wo möglich - den Ostgrat Richtung Bassa della Prosa ab und ergreife die erste Möglichkeit, Richtung Lago della Sella abzufahren. Die breite, ideal geneigte Ostflanke erhält früh Sonne (perfekt wegen der kurzen Aufstiegszeit) und bietet im Spätfrühling häufig herrliche Sulzverhältnisse. Dafür ist es heute zu kalt und zu bedeckt. Im Gegensatz zur offiziellen Route avisiere ich direkt die Staumauer, zuunterst kurz bis 35° mit ein paar harmlosen Felsbändern.
Zu Fuss überquere erreiche ich das andere Ende der Staumauer. Die Überwindung der kurzen Steilstelle dort kann je nach Schneeverhältnissen Mühe bereiten, heute problemlos. Alles dem Geländerücken folgend erreiche ich 30 Minuten später bereits den Pizzo Canariscio (2523m), zumindest von Norden eine wenig prägnante Gratkuppe. Hier oben drückt nun endlich die Sonne durch und die Wolken geben herrliche Ausblicke Richtung Pizzo Centrale frei. Der Blick über den Grat Richtung Giübin bereitet etwas weniger Freude, denn es warten fast 3km Luftlinie bei bloss 300Hm. Die ersten 100Hm sammelt man bereits im kurzen Wiederaufstieg zum nahen Posmeda (2616m), den man natürlich auch rechts liegen lassen kann. Im abschliessenden Aufstieg zum Giübin halte ich mich nördlich vom felsigen Grat.
Durch seine Lage und Höhe ist der Giübin bei Nordostwind (wie heute) stark den Elementen ausgesetzt. Tatsächlich empfangen mich oben sturmähnliche Windverhältnisse, während 20m weiter nur ein laues Lüftlein blies. Die gefühlte Temperatur fällt schlagartig um geschätzte 10°. Herrlich hingegen die Ausblicke aufs wolkenumtoste Maighelsgebiet, wobei der Blick immer nur für Sekunden frei ist. Für meinen Lunch verziehe ich mich zur Alphütte wenig unterhalb des Gipfels, wo es sich ruhig und warm pausieren lässt.
Bei der kurzen Abfahrt zum Passo Posmeda kommt angesichts der Unterlage fast so was wie Hochwinterfeeling auf. Ebenfalls lohnend ist die kurze Abfahrt durch die Mulde von Ovi zurück zum Stausee. Diese hingegen lässt sich nur mit etwas Stöckelei vernünftig erreichen. Nach Überquerung der Staumauer verbleiben ein paar lohnende Schwünge zur Capanna della Bolla (2144m). Dabei gilt es auf die südexponierten Steilhänge des Monte Prosa zu achten. Dieses Jahr kein Problem mehr, da fast vollständig aper. Die weitere Abfahrt zur Tremola (bzw. der damit damit verbundene Wiederaufstieg) reizt mich nicht. Nicht dass die Alternative mehr lohnen würde... über feuchten Schnee stöckle ich praktisch den gesamten Rest zurück zum Hospiz, immer mal wieder unterbrochen durch kurze Portagen.
Zeiten
1:40 Monte Prosa
1:10 Pizzo Canariscio
1:10 Giübin
0:45 Gotthardpass
Einsame Tourenideen im Gebiet:


Saisonfazit: Diese Gotthardrunde bildet den Abschluss einer für mich äusserst erfreulichen ST-Saison. Während das Vorjahr für uns Freunde tiefer Voralpentouren einem Totalabschreiber gleichkam, verwöhnte uns Frau Holle diese Saison gleich zwei Mal mit heftigen Schneefällen bis ins Flachland. So konnte ich eine Reihe von Gipfelerfolgen mit der Abfahrt bis ganz unten krönen: Federispitz (Abfahrt nach Schänis), Hochstuckli (Schwyz), Gleiterspitz (Rufi), Pfifegg (Galgenen), Buochserhorn (Beckenried), Rigi Hochflue (Lauerz), Schönau (Schwanden). Für rassige Höhepunkte sorgte dagegen die zweite Saisonhälfte: Risetenhoren, Grisset, Sulzfluh, Hausstock, Zindlenspitz, Schiben- und Zuestoll, Diepen, Brüelchälen, Ortstock.
Tourengänger:
Bergamotte

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