Who cares...Pizzo Penca N-Flanke

Bei meinem letzten Besuch hatte ich nur den obersten Abschnitt der Penca N-Flanke gestreift, darunter verlor sie sich in einem scheinbar bodenlosen Abgrund über dem Val Piumogna. Ein Blick auf die Karte ergab aber eine schöne, rund 900m hohe, gleichmässig von 30 bis 50 Grad ansteigende Flanke zuerst NE, dann N Exposition. Aufgrund der Felsschraffuren ab 2600m war die Skitauglichkeit anhand der Karte aber nicht schlüssig zu beurteilen. In meinem Fotoarchiv fand ich eine vielversprechende, vom Aufstieg zum Pizzo Forno Ende Januar 2013 aufgenommene Seitenansicht mit möglichen Aufstiegs- und Abfahrtslinien im W und E Teil der N-Flanke. Der Mittelteil schien aber von beunruhigend vielen Felsbändern durchzogen zu sein und somit höchstens für ambitionierte Freerider in Frage zu kommen. Die Skizze einer Frontalansicht von Alfred Oberli auf S. 233 im aufgeführten Clubführer Tessiner Alpen 2 bestätigte meine Befürchtung, ebenso ein Prachtsfoto von danski vom Februar dieses Jahres. Aber seither war ja noch viel Schnee vom Himmel gefallen, und die Felsbänder waren inzwischen villeicht schön zugeschneit...Die noch trübe Sicht von der Alpe di Croslina schuf aber schnell Klarheit, indem sogar Nebel und Wolken die dunklen Felsflecken in der N-Flanke nicht wegretouchieren konnten. Dafür schienen Firnfelder im W Flankenteil bis in die Gipfelregion zu reichen, bevor sie sich im nebligen Dunst verloren... 

Aufstieg: von Dalpe auf dem weiss-rot markierten Bergweg Richtung Capanna Campo Tencia bis ca. 1880m, Querung nach SW zur Piumognia, die an geeigneter Stelle auf Schneebrücken überschritten wird, und nach S in den Böc di Comasnè. Links ausholend nach S hinauf zum Beginn des versteckten Couloirs auf ca. 2000m (Canale Giovanelli) und durch dieses (ca. 45 Grad, obere Hälfte Portage) nach W hinauf zur Senda del Ghiacciaio bei ca. 2120m. Rechts ausholend zur Penca NE-Flanke  und links von P. 2351 über diese (ca. 30-40 Grad) mit Ski hinauf bis unter einen Felsriegel auf ca. 2700m am Beginn der Penca N-Flanke. Zu Fuss durch ein kurzes Couloir zwischen Felsen zum unteren Firnfeld und über dieses (ca.40- 45 Grad) bis unter die Felsen des unteren W-Grats. Auf ca. 2900m kurzer felsdurchsetzter Quergang nach links zum Gipfelfirnfeld und über dieses (bis 50 Grad) links ausholend zum oberen W-Grat bei ca. 3000m. Diesem entlang bis ca. 3010m zum Skidepot, und über Firn und leichte Felsen (I) auf den Gipfel, 5-6h, T1, S, WS-.

Abstieg und Abfahrt: entlang der gleichen Route (vor dem Quergang kurz ausgesetztes Abrutschen mit Halt an den Aufstiegsspuren und Quergang zu Fuss), 2-3h, SS-.

Verhältnisse: morgens bewölkt, gegen Mittag Aufhellungen. Schnee ab ca. 1350m, der bis ca. 2200m nicht durchgefroren war und nachmittags faul wurde. Darüber verblasener und zunehmend kompakter Presspulver (guter Tritt und Grip). Ski bis vor Polpiano (1365m) getragen, z.T. auch auf dem Waldweg zwischen Piumognia und Sgnòi. Die Eisfälle über dem Couloir stehen zwar noch, weisen aber z.T. schon durchgehende Horizontalrisse auf und könnten nächstens zusammenbrechen (einzelne Eisblöcke sind schon abgebrochen). Vorsicht!

6.45 Start in Dalpe, 9.15 Senda del Ghiacciaio, 12.15 Gipfel, 15.15 retour.

Material: Eisgerät, Steigeisen und Helm zu üblicher Skitourenausrüstung.