Pezinerspitze - Vom Stanzertal ins Paznaun


Publiziert von Grimbart , 28. Oktober 2014 um 19:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1360 m
Strecke:ca. 18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Landeck, Bahnhof, und weiter mit der Buslinie 4242 nach Strengen, Hotel Post (Dorf bzw. Bahnhof).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Retour mit Privat PKW. Von Kappl über die L 188 (Paznauntalstraße) zum Knoten Pians. Dort auf die S 16 (Arlbergschnellstraße) Richtung Bregenz auffahren.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels u. Gasthöfe in Kappl bzw. Strengen.
Kartennummer:ÖK50 Blatt-Nr. 2226 (Landeck) bzw. ÖK25V Blatt-Nr. 2226-West (Pettneu a. Arlberg); AV-Karte 28/1 (Verwallgruppe)

Als östlicher Vorpfosten des Verwalls stand die Pezinerspitze schon länger auf meiner Wunschliste. Bei Einheimischen und Touristen aufgrund ihrer Exposition sehr beliebt, war ich dann doch überrascht, dass sich zu diesem lohnenden Gipfel noch kein Bericht auf Hikr findet. Mit dem Vorsatz, dass der Hikr-Erstling zur Pezinerspitze eine Tour abseits des Normalanstiegs sein sollte, ging's dann an die Planung. Das Ergebnis dieser langwierigen Planung erweist sich nach Ansicht des Autors mehr als würdig für eine Hikr-Ersteintragung und dürfte so auch nur äußerst selten durchgeführt werden: Eine Überschreitung der Pezinerspitze mit Start in Strengen und Ankunft in Perpat, einem Ortsteil von Kappl.

Aus Gründen der Logistik war die Umsetzung allerdings nicht so einfach. Die Ankündigung der Eltern, am Sonntag die Paznauner Verwandtschaft in Kappl-Perpat besuchen zu wollen, kam mir da sehr gelegen, denn so löste sich das Logistikproblem der Hin- und Rückfahrt in Luft auf. Mit dem ersten Railjet sollte es zeitig in der Früh ins Tirol gehen. Für die Rückfahrt wartete dann das Privat-Taxi ab Kappl-Perpat. Es hat halt doch seine Vorzüge, wenn sich die Tiroler Verwandtschaft über den ganzen Bezirk Landeck verteilt. Zudem hatte ich mich ja auch schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr bei den Verwandten in Kappl blicken lassen.

 

Los ging's dann um 8 Uhr in der Früh. Da die Haltestelle Hotel Post auf der „falschen“ Talseite gelegen war musste erst einmal die Brücke hinüber zum Strengener Bahnhof gefunden werden. Das war aber noch die leichteste Orientierungsübung des Tages. Ausgestattet mit der ÖK-Karte ging's dann auf einem Fahrweg vorbei am Strengener Bahnhof und in zwei Schleifen hinauf zu einem Holzplatz. Laut Karte musste hier ein Jägersteiglein abzweigen, mit dem sich die weitausholende Forststraße erheblich abkürzen lässt. Linkerhand war auch die Andeutung eines Steiges zu erkennen. Also ab von der Straße und auf in die Unwegsamkeit des Waldes, denn der Steig verlor sich sehr bald und es war Pioniergeist gefordert.

Wenn man sich zunächst talauswärts hält und dann in Bachnähe über den Waldrücken hochsteigt, kann die erste Lichtung nicht verfehlt werden. Ich traf so jedenfalls wieder auf ein Steiglein, dem ich bis zur besagten Lichtung folgte (Anm.: Bis hierher könnte man auch über einen Fahrweg gelangen).

An einem Heustadl vorbei geht’s über die Weide weiter hoch an den Waldrand. Gemäß Karte sollte hier irgendwo eine Steigfortsetzung zu finden sein. Ich fand keine und hielt mich lieber an den Bach zu meiner Linken, als Zeit mit Suche nach einem Steig zu verschwenden. So ging's dann halt mit dem Plätschern des Baches in den Ohren weglos durch das sehr steile Gelände hoch bis zu einer weiteren Lichtung mit einer verfallenen Heupille.

Allem Anschein nach war diese Heupille auch über einen gut ausgetretenen Pfad erreichbar, der von rechts heraufkam. Wahrscheinlich war dies der in der Karte verzeichnete Steig. Meine Freude über den deutlichen Pfad war aber nur von kurzer Dauer, denn hinter dem Heustadl war dann auch schon wieder Schluß. Also weiter durch den Wald – stets in Nähe des Baches – bergauf bis zu einem Wasserfall. Einem undeutlichen Steiglein nach rechts folgend erblickte ich erstmals einen roten talweisenden Richtungspfeil. Ein Aha-Erlebnis. So falsch konnte ich mit meiner Spürnase doch nicht gelegen sein. Den roten Punkten folgend stößt man dann auch auf einen bescheidenen Steig. Auf diesem nun über wieder flacheres Gelände hinauf bis zur Forststraße.

Ein Jägerduo grüßend ging's dann auf der Forststraße ohne nennenswerten Höhengewinn nach Osten (= talaus) vorbei an einer Jagdhütte bis zur gut mit Wegweisern markierten Abzweigung zur Kleingfallalpe. Das erste Anzeichen eines offiziellen Wanderweges war somit nach gut 2 Stunden gefunden. Hier eine Kehre abkürzend nach rechts ab auf den Waldsteig und den Markierungen folgend durch den schönen mit Lärchen durchsetzten Nadelwald hinauf zur Kleingfallalpe.

Traumhaft gelegen war die Kleingfallalpe der ideale Rastplatz für ein verspätetes Frühstück. Da ich eine gute halbe Stunde vor meinem Zeitplan lag, war auch keine Eile geboten und so konnte ich mit einer Wandersfamilie einen gemütlichen Plausch halten. Auf Nachfrage zu dem in der Kompass-Wanderkarte verzeichneten Aufstiegsweg über den Grat, bekam ich die Antwort, dass wohl ein Fußweg über den Grat vorhanden sei, von der Kleingfallalpe aber kein Steig zum Grat hinüberführe. Da müsse man sich wohl den Weg durch die Alpenrosen, Moosbeeren und Granten selber suchen. Viel schöner und auch kürzer sei aber der neu markierte Weg über das Kar der Kleingfallalpe.

Den Hinweis in die Tat umgesetzt ging's dem Wanderwegweiser folgend durch eine tolle Herbstlandschaft in das benachbarte Hochkar. Ein nicht zu übersehender Wanderwegweiser gibt dann die weitere Richtung vor. Das Gipfelkreuz der Pezinerspitze stets vor Augen folgt man den rot-weiß-roten Markierungen. Das weglose Gelände – von einem Steiglein kann großteils nicht die Rede sein – verlangt immer wieder einen Stopp zwecks Ausschau nach den nächsten Markierungen und dem besten Weg dorthin. So steigt man durch das kupierte Gelände über mehrere Buckel und Geländestufen stets gemächlich hoch. Alles in allem eine kurzweilige Angelegenheit mit herrlichem Panorama zu den Granden der Lechtaler Alpen.

Im Oberen Teil des Kars weisen dann die Markierungen nach links auf eine Geländekuppe. Ab hier findet man auch wieder einen deutlichen Steig vor, der steil hinauf auf den Grat leitet. Der sich nun eröffnende Blick über das Paznaun ist einfach nur bombastisch. Vor dem Schlussanstieg zur Pezinerspitze machte ich aber noch einen Abstecher zum Kleingfallkopf, der sich allerdings kaum vom Grat abhebt und bei der Aufstiegsvariante über den Grat wahrscheinlich nicht einmal als Gipfel wahrgenommen wird.

Zwanzig Minuten später stand ich dann auf der aussichtsreichen Pezinerspitze und eine ausgiebige Brotzeit im Angesicht des Regenten des Verwalls war angesagt. Nach gut ¾ h Gipfelrast war es Zeit für den Abstieg.

Auf dem Normalanstieg ging's zunächst hinunter bis zu einem Wegweiser. Da ich über die Spiduralpe absteigen wollte, wählte ich hier den Wanderweg über den Grat hinüber zum Niederjöchl. Zunächst hält man in leichtem Auf und Ab in etwa die Höhe, bevor noch ein paar Höhenmeter zum letzten Gratkopf gesammelt werden müssen. Von hier dann über den breiten Rücken hinunter ins Niederjöchle und in ein Tälchen absteigend wieder hinauf zu einem Riesen-Steinmann. Dort angelangt liegt einem nun die Spidur Alpe zu Füßen, ein Logenplatz ersten Ranges. Danach ging's auf einem Pfad über die herbstlichen Weiden hinunter zu den Hütten der Spidur Alpe.

Etwas abseits der Alphütte fand sich dann auch ein Holzbänklein für eine letzte Rast vor dem abschließenden Abstieg über den Fahrweg hinunter nach Perpat. Auf der Karte mag der in weiten Kehren ins Tal führende Weg eintönig anmuten, doch bis Erreichen der Waldgrenze ist er es keinesfalls. Das großartige Paznaunpanorama sorgt dafür, dass einem nicht fad wird.

So man die im Wald versteckten Abkürzungssteige nicht kennt, muss man ab der Waldgrenze allerdings mit dem Fahrweg Vorlieb nehmen. Nach der morgendlichen Pionierarbeit im Waldgelände stand mir jetzt der Sinn allerdings mehr nach gemütlicher Schlenderei. Eine gute Stunde später war dann Perpat erreicht und die deftige Marend bei einem kühlen Blonden war heute nach gut 1.650 Hm mehr als verdient.

 

Gehzeiten:

Strengen, Dorf – Süßwald, Forststraße (ca. 1' 20'') – Jagdhütte Bachfallatobel (ca. 20'') – Kleingfallalpe (ca. 45'') – Kleingfallkopf (ca. 1' 30'') – Pezinerspitze (ca. 20'') – Niederjöchl (ca. 45'') – Spiduralpe (ca. 30'') – Hubertuskapelle (ca. 40'') – Kappl, Perpat (ca. 50'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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dulac hat gesagt: Herzlichen Glückwunsch ...
Gesendet am 29. Oktober 2014 um 22:18
... zu dieser hikr-Erstbegehung und den exzellenten Fotos, die Du davon mitgebracht hast. Auch bei der Logistik hast Du eine Herausforderung gesucht. Und gemeistert! Und damit zugleich auch die Messlatte für eventuelle Nachahmer etwas höher gelegt ;-)

LG Wolfgang

Grimbart hat gesagt: RE:Herzlichen Glückwunsch ...
Gesendet am 30. Oktober 2014 um 19:15
Vielen Dank Wolfgang,

Die Tour ist durchaus auch für Nachahmer zu machen, die Perpat nicht als Relais-Station benützen können. Für die 250 Höhenmeter von Perpat hinunter ins Tal muss man in etwa 1/2 h zusätzlich veranschlagen.

Problematisch wird's halt nur, wenn die Tage kürzer werden. Die Busverbindungen sollten kein Problem sein. Der letzte Bus Richtung Landeck fährt kurz nach 19 Uhr.

BG Erwin


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