Gaisweg – auf dem mittelalterlichen Saumweg von St. Gallen nach Gais


Publiziert von Seeger , 6. Oktober 2014 um 11:57.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 5 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 780 m
Abstieg: 517 m
Strecke:13.6km: St. Gallen Hauptbahnhof 670m – St. Gallen Kloster 675m – St. Georgen 760m – Stuelegg 920m – NW Kuenzenegg 1019m – Obere Gäleren – Untere Gäleren 873m – Beckenmüli 823m – Geissweg 946m – Oberfeld – Ebnet 1027m – Wissegg 1023m – Chriegersmüli 898m - Heuboden 928m – Weid 923m – Rotloch 1019m – Bernbrugg 1023m – Gais 933m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hauptbahnhof St. Gallen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Appenzellerbahnen von Gais nach St. Gallen
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr: Restaurant Waldegg, Restaurant Chriegersmüli, Hotel Krone, Gais
Kartennummer:swisstopo

Eugen Steinmann beschreibt im Buch „Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band II“: „Wohl die älteste direkte Verbindung war der Saumweg über St. Georgen, Kuenzenegg, Beckenmüli, Gaisweg (!), (Gemeinde Teufen), Chriegersmüli (Gemeinde Bühler). Rotloch, Güetli, Bernbrugg.“ Da mich alte Wege faszinieren und ich den Bühlerer-Abschnitt genauestens kenne, suchte ich die Wegführung auf der Landeskarte. Ich war paff – eine direktere Wegführung ist in diesem Hügelsystem kaum auszudenken!
Aufbruch am St. Gallen Hauptbahnhof 670m und Schlendern durch die schönen Plätze, gepflegte Strassen und Gässchen mit den berühmten Erkern zum St. Gallen Kloster 675m. Dort auf dem Gallusplatz bleibe ich stehen und bewundere den schönen Barockbau. Nun rechts herum zur Talstation des Mühleggbähnchens, wo der Mühlenenschluchtweg links herum leicht zu finden ist. Themenweg. Erinnerungen an meine Bubenzeit: Hier hatten wir eine echte „Schittlischlacht“ (Bekämpfen mit Holzscheitern werfen!). Danach hatten wir uns versöhnt und waren eine verschworene Bande. Steil führt der Weg vorerst links (immer in Marschrichtung) der Steinach hinauf. Bei ehemaligen wasserbetriebenen Fabriken nach rechts über eine Brücke zum Kriegsunterstand-Stollen aus dem I. Weltkrieg und weiter auf der rechten Seite des Baches. So erreiche ich den Müleggweiher von St. Georgen 760m.
Entlang der Strasse zur Kirche St. Georgen. Dort bei der Linkskurve ( zur ehemaligen Schoggifabrik „Maestrani“) nun geradeaus. Nach wenigen Metern nach links Richtung Waldegg. Auf einem grosszügigen Plateau liegt die Stuelegg 920m. Ich lasse die Waldegg links liegen und wähle den direkt im Stueleggwald steigenden Weg (mit Spuren des alten Gaisweges zur linken) zum Wanderweg über die Eggen in der Nähe  NW Kuenzenegg 1019m.
Erste Höhe erreicht.
Nach etwa 20m Richtung links beginnt eine bescheidener Weg steil nach rechts unten. Leider scheint der Waldbesitzer nicht zu wissen, dass hier ein mehr wie tausend Jahre bestehender Saumweg hindurchführt. Im Hohlweg deponiert er die Äste…….Ich verlasse den Wald und erreiche von oben die Obere Gäleren. Nach einem Blick nach rechts unten wird mir klar, woher der Name „Teufen „ kommt. Das waren die einladenden Plateaus in der Tiefe!
Ich quere die Kantonsstrasse Teufen-Speicher beim Punkt  Untere Gäleren 873m (Postauto-Haltestelle). Nun direkt hinunter über einen Wiesen- , später Hohlweg zur Beckenmüli 823m am Goldibach.
Achtung: Hier nicht die Strasse hoch nach Beckenhüsli, sondern Richtung Speicher der Strasse etwa 150m folgen. Eine breite Teerstrasse zweigt nach rechts Richtung Oberfeld ab. Diese Strasse wurde direkt über dem alten Säumerweg nach Gais gebaut und weist stellenweise Steigungen über 15% auf!Über  Geissweg 946m – Oberfeld  erreiche ich auf einer grosszügigen mit Auto befahrbaren Strasse Ebnet 1027m.
Zweite Höhe erreicht.
Auf einem ehemaligen Hochmoor geht’s nun ohne nennenswerte Höhenunterschiede zur Wissegg 1023m. Auf halbem Weg steht rechts das älteste Haus von Bühler: Ein Steinbau einer ehemaligen Schmitte, welche ein wichtiger Bestandteil des Säumerweges war.  Wir treten nun ins Weissbachtal hinein. Die heutige Strasse über den Oberen Roggenhalm entspricht in etwa dem ehemaligen Säumerweg. Wer genau hinschaut, sieht im unteren Teil zur rechten das alte Trasse oberhalb Stein (Trogenerstrasse). Der Weg ging hier in einer S-Schlaufe durch die beiden Höfe hindurch. Nach Überschreiten der Kantonsstrasse Bühler-Trogen gut beschildert zur Chriegersmüli 898m hinunter.  Einst Herberge mit Stallungen für die Säumer und Lasttiere, heute heimelige und persönlich geführte Wirtschaft (Freitag bis Sonntag offen).
Menü Spezial: Appenzeller Cordon Bleu mit Salatplatte und ein wuchtiger Beerencoupe. Wenn schon – dann schon!
Irgendwann raffe ich mich zur letzten Etappe auf. Oberhalb der „Chriegeren“ liegt ein Jahrhunderte alter Brückenbogen unter einer massiven Betonplatte: Die Brücke nach Steinleuten. Wie wohl die einstige Brücke ausgesehen hat? Ein Steg aus Holz? Nach der Brücke nach rechts und auf altem Weg (Hohlweg) zur grosszügigen Liegenschaft der ehemaligen Wirtschaft „Heemet“ , nun Heuboden 928m.
20 Höhenmeter über der Strasse nach Weid 923mist links oben die alte Wegführung (über Bergli)zu erkennen. Wie dann genau der Weg geführt wurde, könnte eine interessante Exkursion abgeben. Ich wähle jedoch den Wanderweg und erreiche den oberen Waldrand vom Talkessel des Rotloch 1019m. Auf grosszügigem Weg durch ein Stück Wald auf den Kulminationspunkt Pt.1061.
Dritte Höhe erreicht
Hier gibt es nach rechts den direkten Zellweg hinunter nach Zweibruggen, welcher von den Trogener Stoffhändlern nach Appenzell benützt wurde, um nicht Gais „zu belästigen“. Nehme ich an.
Der alte Gaisweg führt nun nach linksleider alles auf Teerstrassen über Bernbrugg 1023m nach– Gais 933m. Das geübte Auge sieht noch das Trasse der alten Säumerstrasse einige Meter unterhalb.
Der Tagtraum:
Unter mir liegt die Streusiedlung von „ze Geiza“ Ich schreite mit meinem Saumpferd die letzten Meter  hinunter und beziehe im alten Falken mein Quartier. Am Brunnen tränke ich mein munterer Geselle und füttere ihn im unter der Wirtschaft gelegenen Stall . Die Last platziere ich samt Sattel auf einem speziell dafür eingerichteten Bock. Dann genehmige ich mir einen oder zwei Gerstensäfte und besuche anschliessend die kleine Kirche. Die ist ganz neu vor wenigen Jahren um 1074 gebaut worden. Kein Prunkbau wie das Kloster St. Gallen. Aber liebenswürdig und bescheiden mit kleinem aufgesetztem Glockenstuhl, darin eine kleine Glocke, welche jetzt zum Vesper geläutet wird. Das Innere ist dunkel und der kleine Altar golden. Ich danke, dass alles gut verlaufen ist….
Die Realität:
Auf dem mit dem Wakker-Preis ausgezeichneten prunkvollen Dorfplatz, welcher in seiner heutigen Form nach der Feuersbrunst um 1780 wieder aufgebaut wurde, findet vor der Kirche (3. Bau) der Jahrmarkt statt

Tourengänger: Seeger


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Kommentare (3)


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waltgallus hat gesagt: Genesen!
Gesendet am 6. Oktober 2014 um 17:00
Ich freue mich nicht nur über die Lokalgeschichte und die spannende Heimatkunde, lieber Andreas, sondern ganz besonders auch über die Tatsache, dass du offenbar wieder wandertüchtig bist. Da wird es ja nicht mehr lange dauern, bis du deine im wahrsten Sinne des Wortes pfadfinderischen Fähigkeiten wieder in den dir eben so vertrauten südlichen Gefilden ausleben kannst.

Herzlich
Wa

Seeger hat gesagt: RE:Genesen!
Gesendet am 6. Oktober 2014 um 23:49
Ciao Wa
Tatsächlich habe ich mich sehr schnell erholt.
Aber mit so grossen Pfadfinderübungen werde ich noch geduldig zuwarten.
GMV= Genesung mit Verstand. Ratschlag eines Arzt und Kollegen.
Gruss und Danke für den Kommentar
Andreas

Mapuche hat gesagt:
Gesendet am 7. Oktober 2014 um 16:37
What a charming countryside stroll! Thanks for posting


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