Vor dem Schneesturm auf den Hochfeiler


Publiziert von Simon_B , 13. September 2014 um 22:00.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 1 Tage 10:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Seit einigen Jahren bin ich dankbarer Nutzer von Hikr.org, habe aber bisher noch keinen eigenen Beitrag geleistet - dies soll sich nun mit meiner ersten eigenen Tourenbeschreibung ändern.

Meine Freundin Anne und ich haben eine Woche in Südtirol verbracht - für Sie war es der erste Bergurlaub mit ambitionierten Bergtouren. Da Sie sich in den vergangenen Tagen ausgezeichnet an anderen Bergen bewährt hat (Wetterspitz, Weißwandspitze und Telfer Weißen) dachte ich mir, könnte man auch den Hochfeiler mal angehen.

Der Wetterbericht sagte für die erste Tageshälfte durchaus sonniges Wetter voraus - am Nachmittag sollte es vereinzelt Schauer geben für das nördliche Südtirol.

Und tatsächlich, als wir vor Sieben vom Tal in Richtung Hochfeilerhütte aufbrachen, gab es den erwünschten sonnigen Morgen mit den kitschig schön angeleuchteten Bergspitzen ringsum. Doch als wir gegen 10:15 Uhr an der Hütte ankamen, sah es bereits etwas anders aus. Während in Richtung Südosten noch die Sonne schien, verdunkelten im Westen bereits tief hängende Wolken den Himmel. Auch der Hüttenwirt riet uns vom Aufstieg auf den Gipfel ab, da es jederzeit mit Schneien und Stürmen anfangen könne.

Anne schienen die Worte des Wirtes nur kurz zu beeindrucken - "jetzt sind wir einmal hier - vielleicht sollten wir es wenigstens mal versuchen".  Nach kurzer Überlegung - relativ einfacher Wanderweg bis kurz unter dem Gipfel - Rückzug jederzeit möglich - willigte ich schließlich ein mit den Worten: "Na gut - wir probieren es, aber ich sag Dir gleich - es wird kein Zuckerschlecken - es wird kalt werden, rutschig und wir werden wahrscheinlich nicht viel sehen auf dem Gipfel".

Und so ging es los zuerst über die problemlose gesicherte Passage über der Hütte und dann über den Geröllrücken auf meist problemlosen Wanderpfad in Richtung Gipfelgrat. Obwohl der Gipfel tatsächlich in Wolken verhüllt war, kam ringsum sogar relativ häufig die Sonne raus und kitzelte bei uns beiden einiges an Optimismus raus. Erst am mit reichlich Neuschnee verschneiten Gipfelgrat kippte die Stimmung bei Anne kurz, als der kalte Wind die Wolken kurzzeitig weg blies und den schmalen steilen Firngrat der Gipfelpyramide präsentierte. Die in der Führerliteratur beschriebenen einfachen "Einser Felsen"  rechts neben dem Firngrat waren wohl durch den ausgefallenen Sommer einfach vom Firngrat einverleibt worden. So muss der Hochfeiler wohl auch vor 40 Jahren ausgesehen haben...

Ich hielt die Firnvariante für gut machbar - so zog ich der Anne und dann mir die Steigeisen an. Da es für Anne das erste Mal mit Eisen war, schlug ich Ihr schöne Stufen in den Schneegrat und so wühlten wir uns schließlich auf den Gipfel. Während auf der Firnschneide sogar noch ein wenig die Sonne schien, reichte am Kreuz die Zeit noch nicht einmal für das Rausholen der Kamera, bis es einnebelte und schließlich auch anfing zu schneien. So warfen wir uns nur schnell ein Schokoriegel ein, versuchten vergeblich mit den vorhandenen gefrorenen Kugelschreibern den Eintrag ins Gipfelbuch und machten uns nun wieder vorsichtig den Gipfelgrat hinunter. Da es mittlerweile heftig schneite und auch der Wind stark wehte, war es nun vorbei mit dem bereits erwähnten "Zuckerschlecken". Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit (real wahrscheinlich eine viertel Stunde), bis wir den steilen Schneegrat im Sturm hinter uns hatten. 

Nach dem wir endlich wieder im "Wandergelände" waren, kam auch wieder die Sonne raus und versüßte uns den Abstieg  mit schönen Blicken in Richtung Süden.

Während wir in der Hütte dann ein vorzüglich schmeckendes Essen genossen, fing es nun jedoch auch vor der Tür der Berghütte in dicken Flocken an zu schneien. Und so war der restliche Abstieg zum Auto dann im Schnee und später im Regen auch alles Andere als ein Genuss, aber eben doch mit dem guten Gefühl bestückt, den Hochfeiler bei diesen schwierigen Bedingungen dennoch erreicht zu haben. Riesen Respekt auch an Anne, die mit einer stoischen Gelassenheit, wie als würde Sie es seit Jahren nicht anders kennen, jede Widrigkeit an diesem Tag gemeistert hat!!!

Fazit: Oft wird der Hochfeiler hier ja mehr oder weniger als reiner "Wander-Dreitausender" beschrieben. Bei diesen Bedingungen war mit Wandern vor dem Gipfelgrat definitiv Schluss. Ich habe in den vergangenen Jahren schon deutlich höhere Berge bestiegen, aber so ein "alpines" Feeling hatte ich bisher auch selten erlebt - faszinierend das Wetterspiel am Hauptkamm "Nord gegen Süd"! Wer jedoch schöne Ausblicke genießen will und nicht Schnee-Peeling im Gesicht spüren will, sollte IMMER auf den Hüttenwirt hören!!!

Tourengänger: Simon_B


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