Skitrekking Kungsleden 2014
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Wummgeräusche - 17. März, Abisko Linbana - Abiskojaure, 16 km, 700 Hm, 6 Std., schön und kalt, gute Schneeverhältnisse
Nach Sturm und Schneefall beginnt heute eine Schönwetterperiode. Der Sloahtta, unser erster Gipfel, ist frisch verschneit. Tief unter uns liegt der Torneträsk, und nach einer stiebenden Abfahrt kleben wir unten im Karsavagge die Felle wieder auf. Hoch über dem Abiskojavri gewinnen wir auf einer langen Rampe unter steilen Hängen wieder an Höhe. Die Wummgeräusche interpretieren wir zwar richtig. Die Abfahrt beginnt mit einer Traverse, auf der wir möglichst wenig Höhe verlieren wollen. Ich konzentriere mich voll auf das kupierte Gelände vor mir, schenke den Schreien hinter mir kaum Beachtung, stelle aber fest, dass alle vor mir scharf nach links abbiegen. Na ja - ich folge ihnen, das muss wohl einen Grund haben. Erst jetzt sehe ich das gewaltige Schneebrett, das wir aus der Ferne ausgelöst haben. Seltsam - die meisten von uns hörten keine Geräusche. Dieses Ereignis war uns eine Warnung und machte uns in den nächsten Tagen sehr vorsichtig.
Langer Weg über die Seen - 18. März, Abiskojaure - Alesjaure, 22 km, 400 Hm, 8 Std., schön und kalt
Heute sind wir in zwei Gruppen unterwegs. Bergführer Ueli führt die jungen Wilden Richtung Unna Allakas und steigt dann auf der Höhe des Gamajavri über die Kette, die sich vom Gardenvarri zum Garddejohkka zieht. John, Annemarie, Marianne und ich folgen dem markierten Kungsleden über die Seen Miesakjavri, Radujavri und Alisjavri bis zu den Hütten von Alesjaure. Wir werden wie immer von der Hüttenwartin Hillevi herzlich begrüsst.
Beginn der Krise - 19. März, Alesjaure - Vistasvaggi - Vistas, 18 km, 230 Hm, 7 Std., schön und kalt
Für mich ein Novum im Fjäll: ich erwache mit Schmerzen in der Herzgegend, beim Packen wird mir übel, ich fühle mich schwach und ohne Energie. Die Ärzte Annemarie und John kümmern sich um mich. Der Puls ist gut, der Blutdruck auch. Entwarnung: mein Herz funktioniert wie eh und je. Ein wirksames Medikament stellt mich wieder auf. Nach einer Stunde Aufstieg geht es Tal abwärts, bis Vistas werde ich es wohl schaffen. Dort hat es ja wie in allen Hütten ein Nottelefon. Ich schaffe es jedenfalls, aber in der Nacht sind die unangenehmen Schmerzen wieder da.
Lawinenabstände im Eisschrank - 20. März, Vistas - Nallo, 9 km, 400 Hm, 4 Std., im Schatten wie immer extrem kalt, zunehmend neblig
Die Geschichte von gestern ist noch nicht überstanden. Fredu, der jüngste unter uns, trägt ein Stück weit meinen Rucksack. Im Eisschrank trage ich ihn wieder selber. Wie schon im Jahr 2007 machen wir grosse Sicherheitsabstände. Hoch über uns drohen gewaltige Wechten. Diese könnten Staublawinen verursachen. Nach der Mittagsrast brechen die Gipfelstürmer im Nebel zur Nachmittagstour auf. Ich ruhe mich aus und hoffe, möglichst bald wieder auf dem Damm zu sein.
Der schönste Weg nach Sälka - 21. März, Nallo - Reaiddagläcieren - Sälka, 16 km, 600 Hm,
6 Std., wechselnd bewölkt
So ganz der schönste Weg ist es zwar heute nicht. Besonders die Schlusssteigung mit den wiederum langen Abständen macht mir zu schaffen. Ein starker Schnupfen und ein hartnäckiger Husten behindern meine Atmung. Positiv: Ueli findet die perfekte Abfahrtsroute. Wir können direkt hinunter zu den Hütten von Sälka abfahren.
Mit Langlaufwachs nach Singi - 23. März. Sälka - Singi, 12 km, 40 Hm, 3 Std., windig und neblig
Die Tour Richtung Sälkatoppen lasse ich aus. Diesen Gipfel habe ich ja schon fünf Mal bestiegen. Was dann jeweils folgt ist das Wachsen der Tourenskis mit Langlaufwachs. Von Sälka nach Singi geht es leicht abwärts. Wer dies noch nie gemacht hat: es ist reiner Genuss! Auch mit Tourenskis und geeigneten Skischuhen kann man rhythmisch laufen!
Warten in Kaitumjaure - 24. März, Singi - Kaitumjaure, 12 km, 80 Hm, 4 Std., schön und windig
Für die Gipfelstürmer hat sich Ueli heute eine ganz besondere Route ausgedacht. Zuerst wird der Stuor Avrik bestiegen, dann zu einem Seenplateau abgefahren, über einen langen steilen Rücken soll von Südwesten der Gipfel des Sanjarcohkka erreicht werden. Bei den heutigen Verhältnissen ein ehrgeiziges Unternehmen.
Annemarie und ich folgen den Markierungen des Kungsledens und kommen um ca. 13 Uhr in Kaitumjaure an. Die Hüttenwartin Anita informieren wir, dass dann ab ca. 16 Uhr die Führergruppe eintreffen wird.
Ab 16 Uhr sitze ich fast ununterbrochen am Fenster und gucke hinauf zum eingenebelten Sanjarcohkka. Zwischenzeitlich gehen Annemarie und ich in den Holzraum, sägen und spalten klobige Birken. Um 18 Uhr kommt die besorgte Hüttenwartin. Immer noch nichts zu sehen. Handyverbindung gibt es im Fjäll nicht. Um 18:30 Uhr wird es allmählich dunkel - um 18:32 Uhr sehen wir hoch oben sechs schwarze Punkte. Sie kommen! Nebel, Wechten und steiniges Gelände zwang die Gruppe zu Zeit raubenden Umwegen.
Das improvisierte Türschloss
Die Gipfelstürmer nutzten am nächsten Tag die Gunst der Stunde gleich für zwei Gipfel. John und Viktor beschränkten sich auf den Leaibeceabetcohkka. Nachdem sie diesen Namen perfekt aussprechen konnten, suchten sie nach einer weiteren Herausforderung und fanden diese an der Hüttentüre. Diese konnte nur noch mit Hilfe eines Stuhls und eines Schnürchens geschlossen werden. Die beiden Bastler bauten ein nicht notwendiges Schloss an einer anderen Türe aus und montierten es perfekt am Haupteingang. Ein weiteres Ruhmesblatt der Schweizer Skitourenfahrer in Lappland!
Superabfahrt nach Teusajaure - 26. März, Kaitumjaure - Teusajaure, 9 km, 300 Hm, 3 Std., schön und windig, relativ warm
Zum Glück hatte sich mein Gesundheitszustand inzwischen stabilisiert. Im Hinblick auf den letzten Tourentag verzichtete ich aber auch heute auf den Gipfel des Urtticohkka und wanderte mit Annemarie auf dem Kungsleden weiter. Oben auf der Hochebene von Muorki beginnt die schöne und steile Abfahrt hinunter nach Teusajaure. Die Verhältnisse waren optimal. Die Unterlage trug durchgehend und ermöglichte einen genussvollen Slalom zwischen den Birkenstämmen.
Das pünktliche Taxi - 27. März, Teusajaure - Vakkotavare, 16 km, 650 Hm, 4 Std., schön und warm
Seit letztem Jahr fährt täglich nur noch ein Bus von Ritsem über Vakkotavare nach Gällivare. Vakkotavare ab 09:30 Uhr. So früh konnten wir gar nicht dort sein. Deshalb bestellten wir von der Schweiz aus einen Kleinbus, Vakkotavare ab 13:30 Uhr mit Anschluss auf den Nachtzug in Gällivare. All unsere Zweifel waren unbegründet: genau um 13:20 Uhr war unser Chauffeur da. Nur so nebenbei: von Vakkotavare nach Gällivare sind es ca 150 Kilometer!
Dank unserem Bergführer Ueli bescherte uns auch dieser letzte Tag grosses Abfahrtsvergnügen. Wir stiegen bis auf eine Höhe von ca. 1100 m hoch und konnten direkt bis zur Strasse hinunterfahren. Auch heute war die Schneedecke im steilen Birkenwald kompakt.
Abschied und Dank
Nach 2003, 2004, 2006, 2007, 2008, 2010, 2012 und 2014 nehme ich Abschied von den Gipfeln am Kungsleden. Ich schliesse nicht ganz aus, dass ich im Winter nochmals komme. Dann wäre aber ganz skandinavisch der Weg das Ziel.
Ganz besonders schön war an all diesen Trekkings die Kameradschaft. Ich danke allen, mit denen ich unterwegs sein konnte, und natürlich ganz besonders Ueli Werren. Vielleicht bin ich ja für das Planen weiterer Trekkings noch zu gebrauchen, insbesondere für das Bestellen der skandinavischen Buffets auf der Stena Line ....
Nach Sturm und Schneefall beginnt heute eine Schönwetterperiode. Der Sloahtta, unser erster Gipfel, ist frisch verschneit. Tief unter uns liegt der Torneträsk, und nach einer stiebenden Abfahrt kleben wir unten im Karsavagge die Felle wieder auf. Hoch über dem Abiskojavri gewinnen wir auf einer langen Rampe unter steilen Hängen wieder an Höhe. Die Wummgeräusche interpretieren wir zwar richtig. Die Abfahrt beginnt mit einer Traverse, auf der wir möglichst wenig Höhe verlieren wollen. Ich konzentriere mich voll auf das kupierte Gelände vor mir, schenke den Schreien hinter mir kaum Beachtung, stelle aber fest, dass alle vor mir scharf nach links abbiegen. Na ja - ich folge ihnen, das muss wohl einen Grund haben. Erst jetzt sehe ich das gewaltige Schneebrett, das wir aus der Ferne ausgelöst haben. Seltsam - die meisten von uns hörten keine Geräusche. Dieses Ereignis war uns eine Warnung und machte uns in den nächsten Tagen sehr vorsichtig.
Langer Weg über die Seen - 18. März, Abiskojaure - Alesjaure, 22 km, 400 Hm, 8 Std., schön und kalt
Heute sind wir in zwei Gruppen unterwegs. Bergführer Ueli führt die jungen Wilden Richtung Unna Allakas und steigt dann auf der Höhe des Gamajavri über die Kette, die sich vom Gardenvarri zum Garddejohkka zieht. John, Annemarie, Marianne und ich folgen dem markierten Kungsleden über die Seen Miesakjavri, Radujavri und Alisjavri bis zu den Hütten von Alesjaure. Wir werden wie immer von der Hüttenwartin Hillevi herzlich begrüsst.
Beginn der Krise - 19. März, Alesjaure - Vistasvaggi - Vistas, 18 km, 230 Hm, 7 Std., schön und kalt
Für mich ein Novum im Fjäll: ich erwache mit Schmerzen in der Herzgegend, beim Packen wird mir übel, ich fühle mich schwach und ohne Energie. Die Ärzte Annemarie und John kümmern sich um mich. Der Puls ist gut, der Blutdruck auch. Entwarnung: mein Herz funktioniert wie eh und je. Ein wirksames Medikament stellt mich wieder auf. Nach einer Stunde Aufstieg geht es Tal abwärts, bis Vistas werde ich es wohl schaffen. Dort hat es ja wie in allen Hütten ein Nottelefon. Ich schaffe es jedenfalls, aber in der Nacht sind die unangenehmen Schmerzen wieder da.
Lawinenabstände im Eisschrank - 20. März, Vistas - Nallo, 9 km, 400 Hm, 4 Std., im Schatten wie immer extrem kalt, zunehmend neblig
Die Geschichte von gestern ist noch nicht überstanden. Fredu, der jüngste unter uns, trägt ein Stück weit meinen Rucksack. Im Eisschrank trage ich ihn wieder selber. Wie schon im Jahr 2007 machen wir grosse Sicherheitsabstände. Hoch über uns drohen gewaltige Wechten. Diese könnten Staublawinen verursachen. Nach der Mittagsrast brechen die Gipfelstürmer im Nebel zur Nachmittagstour auf. Ich ruhe mich aus und hoffe, möglichst bald wieder auf dem Damm zu sein.
Der schönste Weg nach Sälka - 21. März, Nallo - Reaiddagläcieren - Sälka, 16 km, 600 Hm,
6 Std., wechselnd bewölkt
So ganz der schönste Weg ist es zwar heute nicht. Besonders die Schlusssteigung mit den wiederum langen Abständen macht mir zu schaffen. Ein starker Schnupfen und ein hartnäckiger Husten behindern meine Atmung. Positiv: Ueli findet die perfekte Abfahrtsroute. Wir können direkt hinunter zu den Hütten von Sälka abfahren.
Mit Langlaufwachs nach Singi - 23. März. Sälka - Singi, 12 km, 40 Hm, 3 Std., windig und neblig
Die Tour Richtung Sälkatoppen lasse ich aus. Diesen Gipfel habe ich ja schon fünf Mal bestiegen. Was dann jeweils folgt ist das Wachsen der Tourenskis mit Langlaufwachs. Von Sälka nach Singi geht es leicht abwärts. Wer dies noch nie gemacht hat: es ist reiner Genuss! Auch mit Tourenskis und geeigneten Skischuhen kann man rhythmisch laufen!
Warten in Kaitumjaure - 24. März, Singi - Kaitumjaure, 12 km, 80 Hm, 4 Std., schön und windig
Für die Gipfelstürmer hat sich Ueli heute eine ganz besondere Route ausgedacht. Zuerst wird der Stuor Avrik bestiegen, dann zu einem Seenplateau abgefahren, über einen langen steilen Rücken soll von Südwesten der Gipfel des Sanjarcohkka erreicht werden. Bei den heutigen Verhältnissen ein ehrgeiziges Unternehmen.
Annemarie und ich folgen den Markierungen des Kungsledens und kommen um ca. 13 Uhr in Kaitumjaure an. Die Hüttenwartin Anita informieren wir, dass dann ab ca. 16 Uhr die Führergruppe eintreffen wird.
Ab 16 Uhr sitze ich fast ununterbrochen am Fenster und gucke hinauf zum eingenebelten Sanjarcohkka. Zwischenzeitlich gehen Annemarie und ich in den Holzraum, sägen und spalten klobige Birken. Um 18 Uhr kommt die besorgte Hüttenwartin. Immer noch nichts zu sehen. Handyverbindung gibt es im Fjäll nicht. Um 18:30 Uhr wird es allmählich dunkel - um 18:32 Uhr sehen wir hoch oben sechs schwarze Punkte. Sie kommen! Nebel, Wechten und steiniges Gelände zwang die Gruppe zu Zeit raubenden Umwegen.
Das improvisierte Türschloss
Die Gipfelstürmer nutzten am nächsten Tag die Gunst der Stunde gleich für zwei Gipfel. John und Viktor beschränkten sich auf den Leaibeceabetcohkka. Nachdem sie diesen Namen perfekt aussprechen konnten, suchten sie nach einer weiteren Herausforderung und fanden diese an der Hüttentüre. Diese konnte nur noch mit Hilfe eines Stuhls und eines Schnürchens geschlossen werden. Die beiden Bastler bauten ein nicht notwendiges Schloss an einer anderen Türe aus und montierten es perfekt am Haupteingang. Ein weiteres Ruhmesblatt der Schweizer Skitourenfahrer in Lappland!
Superabfahrt nach Teusajaure - 26. März, Kaitumjaure - Teusajaure, 9 km, 300 Hm, 3 Std., schön und windig, relativ warm
Zum Glück hatte sich mein Gesundheitszustand inzwischen stabilisiert. Im Hinblick auf den letzten Tourentag verzichtete ich aber auch heute auf den Gipfel des Urtticohkka und wanderte mit Annemarie auf dem Kungsleden weiter. Oben auf der Hochebene von Muorki beginnt die schöne und steile Abfahrt hinunter nach Teusajaure. Die Verhältnisse waren optimal. Die Unterlage trug durchgehend und ermöglichte einen genussvollen Slalom zwischen den Birkenstämmen.
Das pünktliche Taxi - 27. März, Teusajaure - Vakkotavare, 16 km, 650 Hm, 4 Std., schön und warm
Seit letztem Jahr fährt täglich nur noch ein Bus von Ritsem über Vakkotavare nach Gällivare. Vakkotavare ab 09:30 Uhr. So früh konnten wir gar nicht dort sein. Deshalb bestellten wir von der Schweiz aus einen Kleinbus, Vakkotavare ab 13:30 Uhr mit Anschluss auf den Nachtzug in Gällivare. All unsere Zweifel waren unbegründet: genau um 13:20 Uhr war unser Chauffeur da. Nur so nebenbei: von Vakkotavare nach Gällivare sind es ca 150 Kilometer!
Dank unserem Bergführer Ueli bescherte uns auch dieser letzte Tag grosses Abfahrtsvergnügen. Wir stiegen bis auf eine Höhe von ca. 1100 m hoch und konnten direkt bis zur Strasse hinunterfahren. Auch heute war die Schneedecke im steilen Birkenwald kompakt.
Abschied und Dank
Nach 2003, 2004, 2006, 2007, 2008, 2010, 2012 und 2014 nehme ich Abschied von den Gipfeln am Kungsleden. Ich schliesse nicht ganz aus, dass ich im Winter nochmals komme. Dann wäre aber ganz skandinavisch der Weg das Ziel.
Ganz besonders schön war an all diesen Trekkings die Kameradschaft. Ich danke allen, mit denen ich unterwegs sein konnte, und natürlich ganz besonders Ueli Werren. Vielleicht bin ich ja für das Planen weiterer Trekkings noch zu gebrauchen, insbesondere für das Bestellen der skandinavischen Buffets auf der Stena Line ....
Tourengänger:
laponia41

Communities: Skandinavien Forum, Skitouren
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (11)