Lüsis-Chäserrug-Hinterrugg-Lüsis - Nix für zarte Haxen


Publiziert von knieschind , 20. Juli 2008 um 02:29.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 6 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:12km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Walenstadt nach Lüsis
Zufahrt zum Ankunftspunkt:über Walenstadt nach Lüsis
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthof Lüsis: http://www.luesis.ch/Seiten/index2.html

Im Nachhinein, hätte man es sich denken können:
Schon auf der Anfahrt nach Lüsis (rund 1200m ü.NN) oberhalb Walenstadts kam uns die Sache spanisch vor.
Weit und breit keine Autos und Menschen, welche in unsere Richtung unterwegs waren, und das an einem wunderschönen, nicht zu warmen Samstag Morgen. Waren wir hier richtig?
Kurz oberhalb Walenstadts endete die befestigte Straße, ein Reh versperrte uns den Weg in die verkehrte Richtung. Über einspurige Kies- und Schotterwege mit sehr gut befestigten Kehren und gelegentlichen Ausweichstellen ging es gute 700hm vom Walensee bis nach Lüsis hinauf, wo nach Überwindung von Spursteinen (nix für tiefer gelegte GTIs) unsere Anfahrt endete.
Die jetzt vereinzelten Fahrzeuge mit der Aufschrift "4x4" vor einer Hand voll Hütten machte es mehr als deutlich:
Dies war definitiv keine Anfahrt zu einer touristischen Kaffee-Tour. Zum Glück waren die Witterungsbedingungen so ideal, dass wir mit unserem 2-Rad getriebenen Wagen, die Strecke gut bewältigten.

WARNUNG! Bei nasser Witterung ist weder die Fahr- noch die Wanderstrecke sicher zu absolvieren!

Zudem darf man sich - zumindest an dieser Stelle - vom Fehlen adäquater Warnungen nicht täuschen lassen: Die Tour wird heftig!
Zwar hält die anfängliche Steigung am sehr netten Berggasthaus Lüsis (1300m ü.NN, 60 Plätze, 20 Betten und 20 Massenlager) vorbei die nächsten knapp 3 Kilometer nicht an - hier hat man einen wunderbaren Blick auf den Walensee und Richtung Flums, Sargans und Bad Ragaz - aber dann rächen sich die Glimmstängel und Cuba Libres von der vorabendlichen Geburtstagsfeier.

Auf gut 2km Strecke geht es fast 1km! bergauf - das ist fast eine durchschnittliche Steigung von 80%. (Tipp: aktiviert mal in Google Earth unter der Hauptebene den Punkt "Gelände")

Wer es hier zu flott angeht, merkt schnell, dass der Körper bei einem Puls jenseits der 150 nichts außer puren Kohlehydraten verstoffwechselt. Trotz gutem Frühstück und vermeintlich ausreichendem Proviant war ich an der Bergstation gezwungen, mir noch ein paar Kohlenhydrate und leider - wenn auch weniger als bei "McDoof" oder "Würgerking" - Fett in Form von leckeren Pommes "reinzuziehen", um meine Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Hier kann man dann auch noch seine Wasservorräte auffüllen - mein Camelbag (3 Liter) und rund 1 Liter Elektrolyt waren bereits jetzt leer - Sch... Cuba Libre :-)

Um bis hier hin zu gelangen, muss man aber erst einmal - teilweise im "4-Flossenbetrieb" - den Gipfel erklimmen. Der Weg hier herauf schlängelt sich anfangs über nur 2 Fuß breite, teils sandige, teils grüne Pfade hinauf, überwindet kleinere Schneefelder und endet in einem Kamin, der sich erst kurz oberhalb des Gipfels weitet. Hier ist Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit gefragt, v.a da jetzt , Anfang Juli noch viel loses Gestein den Tritt und oft auch nötigen Griff behindert.

Obwohl man sich stets auf der Südflanke des Chäserrugs befindet, sind die Temperaturschwankungen extrem:
Während man Anfangs in der prallen Sonne mit schwülwarmen Aufwinden "kämpft", wird es im Kamin und in den Schneefeldern empfindlich kühl. Ebenso frisch ist es - oben angekommen - an der Westflanke des Hinterruggs, an der kalte Aufwinde mit ca. 20m/s aufschießen - s. im 360°-Panorama die Wolke rechts neben der Antenne, (Quicktime erforderlich) -  wogegen der Abstieg über den Chäserrugg und dessen Ostflanke herum nach Lüsis angenehm warm bis schwül ist.

Angenehm ist aber nur die halbe Wahrheit:
Zu Beginn des Abstiegs führt die Route noch über leicht abfallende Wiesen und Schneefelder, welche man nur mit Vorsicht abrutschen sollte. Sie überdecken oder grenzen an Karstfelder (ausgewaschener Kalk), dessen scharfe Kanten und teils tiefe Spalten ausreichen Potential bieten, die Wandertour abrupt zu beenden.
Dann aber wird es ungemütlich; die Strecke nach Lüsis ist - womöglich auch auf Grund der Einflüsse des vergangenen Winters - denkbar schlecht ausgeschildert. Jedenfalls sollte man sich nach dem Karstfeld rechts halten, um nicht zum Voralpsee abzusteigen.
Auf etwas über 1700m angekommen geht es nochmals runde 100hm über einen Grat, welcher an seiner Nordseite kurz vor der Kante mit mit einem Drahtseilhandlauf versehen ist.
Jetzt geht es nur noch bergab, und zwar auf die schräge Weise - soll heißen: Es gibt weder Tritte noch Stufen oder Felstreppen - 600hm liegt die gesamte Belastung von 85kg Mensch und 13kg Gepäck (die Fotoausrüstung musste mit, oder?) auf den Fußballen.

Wer hier seine Schuhe hier nicht fest genug bindet, bekommt auch noch blaue Zehen.

Da schmeckte dann das Radler (CH: Panaché) im Berggasthaus Lüsis bei einem herrlichen Blick auf Leist, Ringelspitz und Co.

Tourengänger: knieschind


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Geodaten
 215.kmz Google Earth Route

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