Matschuner Gratweg (Versettlaweg) - Ein Panoramahöhenweg der begeistert


Publiziert von Grimbart , 28. Dezember 2013 um 16:07.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:27 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bludenz, Bahnhof, mit der MBS bis Schruns, Bahnhof. Weiter mit der Landbuslinie 85 bis St. Gallenkirch, Hst. Garfrescha Bahn. Bei Anreise per Auto: Parkplatz bei der Talstation der Garfrescha Bahn.
Unterkunftmöglichkeiten:Alpenhof Garfrescha und Brunellawirt (beide in Garfrescha) oder Hotels in St. Gallenkirch. Einkehrmöglichkeiten: Bergrestaurant Nova Stoba und Alpe Nova

Drei Gebirgsgruppen der zentralen Ostalpen treffen bei St. Gallenkirch aufeinander und sorgen dafür, dass man in der nordwestlichen Ecke der Silvretta wohl einen der schönsten Panoramahöhenwege Vorarlbergs vorfindet. Im Winter als Skidorado über die Landesgrenzen hinaus bekannt, bietet die „Silvretta Nova“ aber auch dem Sommerfrischler dank Aufstiegshilfen ein weitgefächertes Wanderdorado. Wer in den Genuss des grandiosen Panoramas kommen will, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass in der Hauptsaison der Höhenweg vor allem zwischen der Bergstation der Versettlabahn und der Madrisella überlaufen sein wird. Als Ausgangspunkt meiner Rundtour wählte ich daher das Maisäß Garfrescha. Mein Kalkül, bei dieser konditionsfordernden Variante wenigstens bis zur Bergstation der Versettlabahn in den Genuß von Einsamkeit und Ruhe zu kommen, ging - wie sich vor Ort herausstellen sollte - vollends auf. Zudem boten mir die wanderfreundlichen Betriebszeiten der etwas in die Jahre gekommenen Garfrescha-Bahn einen Zeitrahmen von ca. 8 ½ Stunden an. Bei einer zu erwartenden Gehzeit von etwa 6 Stunden stand somit auch einem großzügigen Zeitmanagement nichts entgegen. 
 
In St. Gallenkirch angekommen ging es von der Bushaltestelle in Gant auf einem Sträßchen hinunter zur Garfreschabahn. Für die 600 Höhenmeter hinauf zum Maisäß Garfrescha benötigte der veraltete Doppelsessellift gute 15 Minuten. Ein Umstand den „Öffi-Benutzer“  bei der Talfahrt berücksichtigen sollten.
Die stolze Heimspitze vor Augen folgt man bei der Bergstation dem Sträßchen hinauf zu den Ferienhäusern. Die Ausblicke in den Rätikon mit dem markanten Reutehorn und in den Verwall genießend geht’s nach dem Alpenhof Garfrescha rechts über einen Wiesenhang und unter einem Sessellift hoch an den Waldesrand. Ein schön angelegter Waldsteig leitet spürbar bergan zum Aussichtspunkt Weißplatte (1.769m). Ein Plätzchen, das zum Verweilen einlädt. Gegenüber der Verwall mit Hochjoch und Valschavieler Maderer. Über dem Talschluss des Montafons thronen die Ballunspitze und die mächtige Pyramide der Vallüla. Dahinter bereichern bereits die Fluchthörner die Szenerie.
Ab der Weißplatte verflacht sich nun das Gelände. Die tollen Blicke auf die Talschaft und die Verwallgipfel genießend führt der Pfad in angenehmer Steigung über einen freien von Alpenrosen, Wachholder und Heidelbeersträuchern geschmückten Bergrücken hinauf zu einer Anhöhe und gibt den Blick frei auf den unscheinbaren Gantekopf. Im Süden dominieren die Madrisella, die wuchtige Heimspitze und die firnbedeckte Valisera das Halbrund über dem Novatäli. Im Verwall erweitern die Gipfel des Patteriols, der Küchelspitze und des Schrottenkopfs das Panorama. Von der Anhöhe geht’s hinab in eine Hochmulde und über eine wunderschöne Bergheide hinauf auf den Gantekopf, welchen man zum Schluss über eine angelegte Naturtreppe aus Steinplatten erreicht. Zwei Holzbänke am Gipfel laden dazu ein die Ausblicke in die Montafoner Bergwelt zu genießen. Ob dieses Komforts am Gantekopf und der Nähe der Versettlabahn war ich verwundert, dass ich den Gipfel dennoch für mich allein hatte.

Vom Gantekopf hinab in eine Mulde und über eine unbedeutende Zwischenerhebung mit ein paar Wetterfichten erreicht man bald einmal den Gaschurner Sattel. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Bergrestaurant Nova Stoba und der Bergstation der Versettlabahn. Zu meinem Pech sammelten sich gerade mehrere Großgruppen an der Bergstation mit Ziel Versettla. Eine deutsche Gruppe aus dem Großraum Stuttgart hatte sich den Silvretta-Weitwanderweg mit Übernachtung auf der Tübinger Hütte auserkoren. Dazu kam noch eine Gruppe aus Frankreich und aus England. Eine holländische Gruppe und deren Ausrüstung erinnerten mich unweigerlich an die letztjährigen Erlebnisse an der Schesaplana. Der Versettlaweg stellt zwar keine vergleichbare Herausforderung dar, doch für ein Kopfschütteln sorgte es allemal. Ich beschloss daher erst einmal abzuwarten bis sich die Menschentraube an der Bergstation aufgelöst hatte.
 
Der Versettlaweg hält gleich zu Beginn steil und steinig auf den breiten Gipfel der Burg zu. Nach diesem steilen Abschnitt quert der Steig, die prächtigsten Ausblicke ins Valschavieltal und zum Fasulkamm bietend, unterhalb von Lawinenverbauungen und über blockige Geröllhalden hinüber zum Nordostrücken der Burg. Um den Rücken herum zieht der Steig oberhalb einer block- und seegeschmückten Hochmulde hinauf auf den Burgsattel. Im Westen zeigt sich nun auch erstmals die weiße Kalkfestung der Sulzfluh. Über das Zeinisjoch schweifen die Blicke bis in die Samnaungruppe mit der Flimspitze. Im Südosten vervollständigen die erhabene Vallüla und die Fluchthörner die Szenerie.
 
Über eine kurze schrofendurchsetzte Steilstufe gelangt man schließlich auf einen behäbigen und begrünten Bergrücken. Über diesen geht’s nun mit tollem Blick zur Heimspitze und zur Sulzfluh hinauf auf den geräumigen mit Steinmännern geschmückten Grasgipfel der Versettla. Die Rundschau von diesem unscheinbaren den weiteren Kammverlauf nur wenig überragenden Gipfel ist einfach nur fantastisch. Im Norden vervollständigen die Felsbastionen des Lechquellengebirges das Panorama. Hinter dem Madererkamm imponieren die Gipfel der Eisentalergruppe. Das Valschavieltal wird vom mächtigen Patteriol dominiert. Über dem Zeinisjoch gesellt sich in der Samnaungruppe der Bürkelkopf zur Flimspitze hinzu. Aber all dies wird in den Schatten gestellt von den firnglänzenden Bergen der Silvretta und der unvergleichlichen Gipfelparade über dem prächtigen Trogtal des Garnerabachs. Neben dem Stritkopf und dem massigen Hochmaderer, reiht sich ein Felszacken nach dem anderen um das hochalpine Hochkar der Tübinger Hütte.

Ein Blick hinüber zur nahen Madrisella bewog mich mit dem Aufbruch ein wenig zuzuwarten. In der Hoffnung, die Gipfelbelagerung an der Madrisella würde ein Ende haben bis ich ihr aufs Haupt gestiegen bin, rappelte ich mich mit Blick auf die doch schon fortgeschrittene Mittagsstunde schließlich doch dazu auf, der ehrenwerten Dame meine Aufwartung zu machen. Von der Versettla folgt man nun dem Matschuner Gratweg in leichtem Auf und Ab über einen Höhenrücken bis zu einer Wegverzweigung unterhalb des Gipfelaufbaus der Madrisella. Wer den Gipfel der Madrisella auslassen möchte, der wählt den geradeausführenden Weg über den mit zahlreichen Seenaugen geschmückten Boden. Wer sich die grandiose Aussicht von der Madrisella aber nicht entgehen lassen möchte der wählt den nach rechts abzweigenden Pfad. Anfangs noch flach zieht der Steig schließlich in Kehren über den steilen schrofendurchsetzten Ostrücken hinauf zum Gipfelkreuz der Madrisella.
Am Gipfel angelangt traf ich nur noch die deutsche Silvretta-Weitwander-Gruppe an. Mein Abwarten auf der Versettla hatte sich in diesem Sinne wenigstens ausgezahlt. War die Rundschau auf dem Höhenweg bisher schon überwältigend so erreicht sie ihren Höhepunkt auf der Madrisella. Zu den bereits vom Aufstieg her bekannten Gipfelgestalten rundet über dem Zeinisjoch die Vesulspitze die Weitblicke ins Paznaun ab. Hinter der formschönen Gipfelpyramide des Valschavieler Maderers blinzeln der Kaltenberg und die Pflunspitze hervor. Über dem Hochmadererjoch ragen der Piz Buin, die Schattenspitze und die Schneeglocke in den Himmel. Besonders eindrucksvoll zeigen sich allerdings über den unzähligen Zacken und Graten des Valgraggeskamms die Felsnadel des Großen Litzners und der Dreikant des Großen Seehorns. Im Süden dominieren die korpulente Eisentäli- und Rotbühelspitze das Panorama.  
 
Der Abstieg von der Madrisella erfolgt über den Südgrat. An dessen Ende führt der Steig schließlich nach links durch gut gestuftes Gelände steil hinunter auf den Wanderweg, auf dem der Gipfel umgangen werden kann. An einem Seelein vorbei führt der schmale Bergpfad einer großen Aussichtsterrasse gleich hinüber zum Gipfelaufbau des nördlichsten Matschuner Kopfs. Über eine den Weg versperrende kurze Felsstufe wechselt man auf die Westseite der Matschuner Köpfe. In leichtem Auf und Ab zieht der Steig nun durch eine Blockübersäte Landschaft zum Matschuner Joch, einem Knotenpunkt für Wanderer.

Der Wanderwegweiser weist den Kurs nach rechts in das von der massigen Heimspitze überragte Novatäli. Zunächst führt der Steig nach NW hinab in ein mit Felstrümmern durchsetztes Hochkar. Durch den Boden dieses Kars zieht der Pfad hinüber zum grasbewachsenen NO-Rücken des Heimbühls. Über diesen nun steil in Kehren hinunter in ein begrüntes Kar und über den flachen und wasserreichen Boden an den oberen Rand einer weiteren Steilstufe. Mit tollem Blick auf den im Novatäli gelegenen Seressee geht’s links des aus dem Kar abfließenden Gebirgsbachs steil über Geröll- und Schutthalden weiter abwärts. Am Talboden angelangt wechselt man auf die andere Seite des Gebirgsbachs und folgt dem Steig durch Blockwerk hinaus zum Seressee. An diesem vorbei trifft man bald einmal auf einen Alpweg auf dem man gemütlich hinaus zur bewirtschafteten Alpe Nova schlendern kann.
 
Bei der Alpe Nova folgte ich dem Güterweg hinunter zu einer Skiliftstation und wechselte dort eine Kehre abkürzend auf einen Steig, der entlang des Vermielbachs hinaus zu Weideböden führt. Beim Güterweg wieder angelangt überquert man diesen und wandert zunächst auf einem einfachen Ziehweg, nach Erreichen von ein paar Maisäßhütten auf einem Wiesenpfad talaus bis zu einer Wegverzweigung. Hier nach rechts über den Vermielbach und auf einem Waldsteig nahezu eben hinaus zum Maisäß Garfrescha. Nun auf bekanntem Weg hinunter zur nahen Bergstation der Garfreschabahn. Für durstige und hungrige Seelen laden der Alpenhof Garfrescha und der Brunellawirt zur Einkehr ein.


Gehzeiten:
Garfrescha - Gantekopf (ca. 1' 20'') - Nova Stoba (ca. 25'') - Versettla (ca. 1' 00'') - Madrisella (ca. 30'') - Matschuner Joch (ca. 35'') - Seressee (ca. 40'') - Alpe Nova (ca. 35'') - Garfrescha (ca. 55'')

Tourengänger: Grimbart


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