Kleine Scheidegg


Publiziert von Wisi , 1. Juli 2008 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:28 Juni 2008
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Grindelwald - Kleine Scheidegg - Trümmelbach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Bahn über Interlaken Ost nach Grindelwald.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto von Trümmelbach nach Lauterbrunnen, mit dem Zug nach Interlaken Ost.

Mach ichs doch wie Hollywood! Nachdem ich letzte Woche den «zweiten Teil» der Sernftaler Südpässe begangen habe, will ich auch dieses Wochenende eine Fortsetzung in Angriff nehmen: Die Kleine Scheidegg, deren grosse Schwester ich letzten Herbst absolviert habe.

In Grindelwald lauf ich vom Bahnhof runter ins Tal, um gleich wieder raufzusteigen. Schon da sehe ich, was mich auf dem ersten Teil der Strecke begleiten wird: Die imposante und zu recht viel besungene Eigernordwand und die pitoresken Züglein der Wengenbahn. Beides lenkt vom eher langweiligen Weg ab - ein breites, japanerkompatibles Bergsträsschen, dem ohne seine eindrückliche weitere Umgebung jede Dramatik fehlen würde.

Die Kleine Scheidegg selbst ist ein unglaublich schöner Flecken Schweiz, der mich sehr beeindruckt, obwohl ich ihn bereits kenne. Nein, ich war noch nie hier oben, aber ich habe die Gegend dank dem Rennspiel «Gran Turismo» auf der Playstation bereits er-fahren. Und natürlich kennt man die Kleine Scheidegg aus dem Clint-Eastwood-Film «The Eiger Sanction» (oder wie der deutschsprachige Verleiher so schön sagt: «Im Auftrag des Drachen»).

Diesen Film habe ich zwar schon lange nicht mehr gesehen, aber ich glaube mich entsinnen zu können, dass man sich dort auf der Terrasse des Restaurants Eigernordwand verköstigt hat. Darum kehre auch ich dort ein. Überrascht stelle ich beim Platznehmen fest, wie nötig ich diese Pause habe. Die Strecke hats offensichtlich doch in sich - man legt auf dem Weg, den ich als Spaziergang für Dummies empfunden habe, ohne es zu merken immerhin über 1000 Höhenmeter zurück.

So gönne ich mir bei Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau heissen Fleischkäse mit Pommes. Ich weiss ja nicht, womit die hier ihre Speisen würzen, aber plötzlich überkommts mich: Ich breche ob dem wunderbaren Panorama in eine wahre Euphorie aus. Ich kann den Blick gar nicht mehr abwenden von dem Berggipfel-Trio und gucke sehnsüchtig in die Höhe. Derart gross ist meine Begeisterung, dass ich sie nicht für mich behalten kann: Ich rufe eine Freundin an und labbere Frau F. mit Beobachtungen und Superlativen voll. Anderntags, hatten wir schon vorgängig vereinbart, wollen wir was gemeinsam unternehmen, nun ist mir klar: «Wir müssen morgen ins Berner Oberland. Es ist hier einfach nur fantastisch!»

Frau F. impliziert, dass ich auf Drogen bin, was ich selbstverständlich und entrüstet verneine. Aber als ich all die Asiaten sehe, die hier oben kichernd rumfotografieren, verstehe ich, wie dieser Eindruck entstehen kann. Und ich frage mich, ob Japan vielleicht bloss deshalb als Land des Lächelns gilt, weil  der Anblick von Eiger, Mönch und Jungfrau die Touristen aus Fernost in einen anhaltenden Rauschzustand versetzt.

Aber irgendwann muss man runterkommen. Eine halbe Stunde lang folge ich also den Bahngeleisen, dann zweige ich ab. NIcht nach Lauterbrunnen will ich, sondern nach Trümmelbach, weil dieser Weg spannender sein soll. Tatsächlich wandle ich endlich auf einem Bergwanderweg, der sich auch so nennen darf. Stotzig gehts durch Wäldchen und auf Alpweiden runter. Und je weiter ich heruntersteige, desto lauter wird ein Rauschen. Woher kommt das? Kaum von den Wasserfällen, die ich in der Ferne erspähe. Erst als ich den Trümmelbach überqueren will, sehe ich, woher der Lärm kommt: Unmittelbar vor der Brücke, die über den Bach führt, fällt er in die Tiefe - vielleicht zehn, vielleicht zwanzig Meter tief. So genau will ich das gar nicht wissen; schnell husche ich - ohne in die Tiefe zu gucken - über den Steg.

Nach einem kleinen Aufstieg gehts dann weiter runter. Ich bin schon fast im Lauterbrunnental, als ich nochmals auf eine kleine Herausforderung stosse. Der Weg führt durch den Fels und ist mit Seilen gesichert. Kein Problem - sofern es nicht geregnet hat und man auf nassen Steinen laufen muss.

Am Ziel, bei der Postauto-Haltestelle fallen mir die vielen Touristen auf. Was führt die hierher? Da bemerke ich eine grosse Tafel, die für die Trümmelbachfälle wirbt. Davon habe ich zu meiner Schande noch nie etwas gehört und so entschliesse ich mich, dieses UNESCO-Weltnaturerbe näher anzugucken: Der kleine Fluss, den ich weiter oben überquert habe, entwässert nämlich ganz alleine Eiger, Mönch und Jungfrau. Dies gibt ihm so viel Power, dass er sich durch den Berg gebohrt und darin zehn Wasserfälle gebaut hat. Ein imposantes Schauspiel - und ein würdiger Abschluss für eine nicht minder eindrückliche Wanderung.

Tourengänger: Wisi


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