Gross Fiescherhorn, 4049m


Publiziert von Linard03 , 29. August 2013 um 20:34.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:23 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:Mönchsjochhütte - Walchergrat - Gross Fiescherhorn - Fieschersattel - Hinter Fiescherhorn - Finsteraarhornhütte

Tag 2 unserer BO-Tour.
Ich habe kaum ein Auge zugetan, miserabel geschlafen. Trotz offenem Fenster war’s stickig heiss (16 Leute auf engstem Raum), zudem konnte man sich im Schlaf nicht drehen, ohne seinen Nachbarn zu stupsen (und natürlich umgekehrt …); so eng war’s.
 
Dann kam auch noch etwas Übelkeit auf; kurzum, ein schlechter Start in den zweiten Tag. Ohne jeglichen Appetit stocherte ich lustlos im Birchermüesli rum und versuchte, trotzdem ein paar Happen runter zu würgen.
In der Dunkelheit und entsprechend mit Stirnlampen ausgerüstet stapften wir los. Zunächst auf dem Ewigschneefäld ca. 200Hm abwärts, bevor es langsam wieder hinaufging. Während der ganzen Zeit war ich etwas am Würgen und nahe daran, dem Schnee eine andere Farbe zu verleihen … (weitere Details möchte ich etwaigen zart besaiteten Gemütern ersparen).
 
Kaum ging es etwas steiler aufwärts, kam ich auch prompt wieder in heftiges Atmen. Das kann ja heiter werden, denn es stand ja noch ein langer Tag bevor! Durch die Eisbrüche hindurch, danach folgte ein Firnfeld, das nicht enden wollte: eigentlich nicht so steil und man meint, in ein paar Minuten würde man den Sattel erreichen. Weit gefehlt! Der Firnrücken wird länger und länger, je höher man steigt.
 
Nach einer gefühlten Stunde Aufstieg auf diesem Rücken erreichten wir endlich den Walchergrat (ungefähr bei P.3804). Hier oben war’s frisch, die Pause fiel deshalb eher kurz aus. Dafür Jacke und Handschuhe anziehen für den sehr steilen Gipfelgrat (bis 50°). Wir waren heute nicht die Einzigen; weitere 4 Seilschaften wollten auf den Gipfel. Dadurch entstand im steilsten Bereich ein längerer Stau – nicht gerade angenehm, wenn man ca. 5 min. auf den Frontzacken stehen muss und es einfach nicht vorwärts geht …
 
Schliesslich erreichten wir wieder Gehgelände; weiter gings in teils ausgesetztem Gelände in Richtung Gipfel. Noch ein paar Felsen erklettern, dann standen wir um 08.15 Uhr auf dem Gipfel des Grossen Fiescherhorns (4049m)! Eine phantastische Rundsicht bot sich uns, zudem stand ich einem ganz grossen Wunschgipfel noch nie so nahe wie jetzt: dem Finsteraarhorn.
 
Gemütliche Rast und Geniessen des phantastischen Panoramas. Trotzdem, allzu lange wollten wir nicht auf dem Gipfel verweilen, wir hatten ja noch einiges vor. Wir stiegen auf dem interessanten Grat ab, welcher meist kraxelnd (I-II) bewältigt werden muss. Nach ca. 30 Min. erreichten wir den Fieschersattel (3923 m). Hier war’s windstill und warm, weshalb wir nochmals eine Rast hielten.
 
Unser nächstes Ziel hatten wir hier auch schon vor Augen; das Hintere Fiescherhorn. Zugegeben, ein riesiger Zusatzaufwand ist dieser Gipfel vom Fieschersattel aus nicht mehr - etwa weitere 30 Min. Trotzdem, geschenkt wird einem nix! Die steilen Spuren, welche am Grat entlang verliefen, wollten wir meiden. Wir querten deshalb auf halber Höhe, um dann später in eine weitere Aufstiegsspur einzubiegen. Allerdings war das Queren etwas mühsam, da man im weichen Schnee immer wieder wegrutschte. Die Spurarbeit übernahm allerdings unser Bergführer … ;-))
 
Zum Schluss wurde es nochmals richtig steil, weshalb ich bereits wieder Reserven mobilisieren musste … Auf den letzten Metern galt es nochmals ein paar Felsen zu überkraxeln, dann standen wir bereits auf dem zweiten 4000er am heutigen Tag, dem Hinteren Fiescherhorn (4025m). Zusammen mit einer weiteren Seilschaft, welche eine ähnliche Tour wie wir unternahmen, genossen wir bei Windstille und Wärme eine ausgiebige Rast.
 
Von hier aus schien das Finsteraarhorn zum Greifen nahe … Aber auch das Gross Grünhorn und das Aletschhorn erheben sich wuchtig in der Nachbarschaft. Es war schwierig, sich von dieser grossartigen Kulisse zu lösen – aber die Tour war hier noch lange nicht zu Ende.
 
So stiegen wir wieder in Richtung Fieschersattel ab, wandten uns jedoch direkt dem Gletscher zu, zunächst links haltend, also in Richtung Kleines Fiescherhorn. Den Felsen entlang und danach durch die imposanten Eis-Abbrüche hinab; teilweise ein richtiges Spalten-Labyrinth. Insbesondere der steile Abbruch, welcher vom Fieschergrat hinunterreicht, gilt es zu beachten. Da kann immer etwas abbrechen, deshalb möglichst zügig hindurch.
 
Einmal auf dem Walliser Fiescherfirn, dem riesigen Gletscherplateau angelangt, gilt es noch eine lange Strecke zu absolvieren. Um die Knie etwas zu entlasten, zogen wir die Steigeisen aus; auf diese Weise konnten wir auf dem Schnee rutschen. Wir latschten und latschen; trotzdem hatte ich das Gefühl, wir kämen kaum voran, wir wären immer am selben Ort. Da soll noch einer behaupten, es gäbe keine Gletscher mehr …!! Nach gefühlten 3 Std. (effektiv war’s wohl ca. 1 Std.) erreichten wir den Gletscher-Ausstieg unterhalb der Finsteraarhorn-Hütte (3040m).
 
Die Hütte thront (ähnlich wie die Konkordiahütte) hoch über dem Gletscher. Der Zustieg ist mit Ketten und Eisenstiften versehen – die „Schlüsselstelle“ ist sogar Klettersteigmässig versichert. Die letzten Meter musste ich hart kämpfen, mir ging die Puste aus … Schliesslich erreichte ich als Letzter unseres Teams um ca. 12.45 Uhr die Hütte (aber das spielte ja letztendlich keine Rolle …).
 
Auslegen der nassen Sachen in der warmen Mittagssonne, Aufsuchen des Schlafraumes und Inspektion der Hütte. Mir gefiel die Finsteraarhorn-Hütte ausserordentlich gut: hell, geräumig, zweckmässig eingerichtet. Und v.a. Einzelbetten mit genügend Ablageflächen; diesbezüglich kein Vergleich mit der Mönchsjoch-Hütte!
 
Zum Mittagessen bestellten sich die Einen eine feine Rösti, andere wiederum bevorzugten die Älplermagronen ;-) Danach war für mich erst mal eine Siesta angesagt, schliesslich wollten wieder Kräfte für den nächsten Tag gesammelt werden. Der restliche Nachmittag verging wie im Flug mit Lesen, etc. Die Hütte war nur mässig belegt, sodass auch der Abend ziemlich ruhig verlief. Nach dem feinen Nachtessen, zu welchem ich mir noch ein Glas Rotwein gönnte, legte ich mich bald mal zum Schlafen hin.
 
Fazit:
Eine herrliche Tour bei wiederum besten Bedingungen; ein weiterer geschenkter Tag!
 
Zeiten:
Mönchsjochhütte – Gross Fiescherhorn: ca. 3.5 Std.
Gross Fiescherhorn – Hinter Fiescherhorn: ca. 1 Std.
Hinter Fiescherhorn – Finsteraarhornhütte: ca. 2.5 Std.

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (4)


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Nicole hat gesagt: Gratuliere dir!!!!
Gesendet am 30. August 2013 um 15:35
WOW - einfach genial und freue mich für dich!!

herzlichst
Nicole

Linard03 hat gesagt: RE:Gratuliere dir!!!!
Gesendet am 30. August 2013 um 20:33
Liebe Nicole,
merci für Deine Glückwünsche! Und ja, die Tour war einfach genial; v.a. natürlich, wenn man noch so tolles Wetter erleben darf!

Grüessli, Richard

TeamMoomin hat gesagt: Hej Richard
Gesendet am 2. September 2013 um 12:50
bei dir scheint es in den letzten Wochen ja richtig Rund zu laufen was Hochtouren angeht, gratuliere dir zu diesen zwei schönen Gipfeln, ist echt ne tolle Gegend!
Und schöne Fotos hast du da mitgebracht, Merci!

Lg Oli und Moomin

Linard03 hat gesagt: RE:Hej Richard
Gesendet am 2. September 2013 um 23:00
Hoi Oli,
merci - also alles ist ja auf dieser BO-Tour nicht gerade rund gelaufen ;-)

Aber hast Recht, der Monat August war in Sachen Gipfelerlebnisse ziemlich ergiebig!
Und die Jungfrauregion ist immer ein Besuch wert; ich liebe diese Region!

LG, Richard


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