Auf Umwegen aufs Ulrichshorn


Publiziert von kleopatra , 28. Juli 2013 um 22:19.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 4 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1180 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto nach Saas-Fee
Unterkunftmöglichkeiten:Mischabelhütten

Irgendwie hat doch jeder ein paar Berge, die wollen einfach nicht gelingen selbst wenn am Tag zuvor noch ein verheißender Bericht auf bergtour zu lesen war. In meinem Fall zählt neben dem Obergabelhorn wohl auch das Dürrenhorn dazu. Grad die wenig namhaften Berge sind die Problemkinder und da fragt man sich irgendwann, ob es vielleicht andere schönere Ziele gibt. Naja, wer weiß, vielleicht ist mir das Dürrenhorn irgendwann noch positiv gesonnen. Diesmal standen vor allem Schweiß und Arbeit im Vordergrund.

Mitte der Woche machten wir uns im Regen zur Mischabelhütte auf. Mit den sauschweren Rucksäcken  mussten wir auf dem klettersteigähnlichen Zustieg auf den nassen Felsen ganz schön aufpassen und in der Erinnerung war der Zustieg (damals Abstieg) natürlich wieder vieeel kürzer ... Als wir die Hütte dann quatschnass erreichten tropften schon etliche andere Regenhosen über dem Öflein im Eingangsbereich. Kaffee und Kuchen ließen dies schnell wieder vergessen und wir versuchten Infos für die morgige Tour - den Nadelgrat - einzuholen. Scheinbar top Verhältnisse und selbst die Bergführer ließen keine Zweifel aufkommen, obwohl Frau Holle draußen grad ordentlich die Bettdecke schüttelte.

Mitten in der Nacht hieß es dann mit den Nordwandaspiranten starten und wir staunten nicht schlecht, als wir die einzigen waren, die Richtung Windjoch abbogen. Von der Autobahn aufs Nadelhorn war keine Spur zu sehen und als noch Nebel aufzog mussten wir kurz das GPS befragen, wohin wir nun peilen sollten. Bis ins Windjoch ließen wir schon ordentlich Zeit liegen, brachen wir doch immer bis mindestens Mitte Unterschenkel ein. Im Windjoch hielten wir uns an die Anweisungen der Bergführer und folgten dem Aufstieg aufs Nadelhorn ein paar Meter und dann pfeilgrad ins Becken unter dem Bruch am Fuße des Hohberghorns zu stechen. Schön langsam kamen erste Zweifel auf, ob wir zeitlich das Couloir noch vor den ersten Sonnenstrahlen erreichen würden, aber einige Restwolken gaben noch Hoffnung. Grad wie wir die Seraczone hinter uns hatten hatte die Sonne dann aber die besseren Karten und erreichte das Ende des Couloirs. Da standen wir nun mutterseelenallein auf der riesigen Gletscherfläche und starrten schweigend das sonnendurchflutete Couloir an. Was stand da 100mal in Führerliteratur und Tourenberichten? Nicht einsteigen, wenn die Sonne bereits im Couloir ist ... ja, so ist das, jetzt hatten wir eine tolle Spur bis hierher gelegt, aber dabei leider die nun fehlende Stunde verloren. Zähneknirschend legten wir die Spur noch bis direkt an den Einstieg des Couloirs, um morgen zumindest bessere Ausgangsbedingungen zu haben. Komischerweise kam bis jetzt niemand ausser ein einsamer Skitourengeher (war wohl die bessere Option) von der Bordierhütte. Anscheinend waren die Tourengeher von der Seite auch im Neuschnee abgesoffen.

Nach einer kleinen Frustpause machten wir uns auf den Weg retour und wollten zumindest noch zur bequemen Bank aufs Ulrichshorn. Ich hätte mir ja nie erträumt, dass selbst das unscheinbare Ulrichshorn so eine konditionelle Herausforderung werden kann. Der Wiederaufstieg zum Windjoch dauerte eine halbe Ewigkeit. Jedes mal bis zu den Knie mit Griesschnee zwei Schritte nach unten rutschen, eine unendlich Qual! Wo war denn nun endlich besagte Bank? Entweder sie war über Nacht eingeschneit worden oder dort ist keine ... keine Ahnung ... dort oben machten wir auf jeden Fall eine SEHR lange Pause.

Retour zur Hütte ging es dann über die Nadelhorn-Autobahn und wir kamen gerade recht als der Kuchen frisch aus dem Backrohr kam :)

... dass wir in dem Zustand den Nadelgrat am nächsten Tag nicht mehr schafften, erklärt sich wohl von selbst ... Naja, schon ziemlich bitter, wie 7 Seilschaften an uns auf der so hart erarbeiteten Spur vorbeizogen und wir es dann nur mehr aufs Nadelhorn schafften. Irgendwann ist eben der Ofen aus und das nächste mal spurt dann jemand für uns, oder???




Tourengänger: kleopatra


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