Die Bergtour 1994 (7) - Rothorn 3289 m

Nach den gestrigen Erlebnissen war es heute schön, mal einfach nur vor sich hin zu wandern. So stiegen wir den einfachen Weg zum Passo Nefelgiu (2583 m) hinauf, um dahinter das lange Tal zum Lago di Morasco (1815 m) abzusteigen. Dort stiegen wir direkt hinab, um den Weg möglichst früh am linken Ufer zu erwischen. Eine Kuhherde versperrte uns den Weg. Wir lavierten uns hindurch, wobei ich allerdings nicht damit rechnete, dass eine Kuh Durchfall hatte. Eine Erfahrung auf die ich hätte verzichten können, die aber komischerweise auch Jahrzehnte überdauert. Am Ende des Sees wurde es dann wesentlich belebter. Anscheinend verbringen hier die Italiener gerne Ihre Zeit mit Picknick, Spielen und viel Unterhaltung. Hier (P. 1831) setzte auch der Hüttenweg zum Rif. Citta di Busto (2482 m) an. Selbiges hat eine sehr schöne prominente Lage auf einem Hügel, wobei sich dahinter eine Ebene befindet, die sogar Volleyball und Fußball erlaubt. Entsprechend populär ist die Hütte im August. Total überfüllt! Wir waren froh um unsere Reservierung, andere übernachteten auf den Tischen, Bänken und zum Teil sogar auf den Treppenstufen.

Am nächsten Morgen brachen wir sehr zeitig auf, überquerten die Ebene hinter der Hütte und begannen den Austieg zum Camosci-Gletscher, wobei schon damals von einem Gletscher kaum geredet werden konnte. Es war eher ein Firnfeld, welches aber offensichtlich zeitweilig als Skihang genutzt worden war, wie Überbleibsel eines alten Skilifts bezeugten. Wir ließen das Rif. 3A links liegen und stiegen direkt bis zum Passo dei Camosci (ca. 3120 m) auf. Von dort kann man auch leicht das Blinnenhorn erreichen, was wir ohne Gletscherausrüstung aber lieber ließen und rechts auf den Grat abbogen, welcher leicht zu ersteigen ist. Einzelne felsiger Passagen bedürfen mal der Hände (I), im Gesamten habe ich den kurzen Grat aber leicht in Erinnerung. Schließlich biegt man links ab, um den Gipfel des Rothorns (3289 m) zu erreichen, der sich nicht in der Gratschneide befindet, die sich bis zum Bättelmatthorn weiterzieht. T4+, I, 2 h 30 min
Abstieg, wie Aufstieg.

Um zurück an den Ausgangspunkt der Tour zu gelangen, wählten wir eine weitere lange Etappe, die man auch unterteilen könnte. Vom Rif. Citta di Busto wandert man in nördlicher Richtung in die Flanke des Bättelmatthorns bis zu P. 2672 auf (ein wenig rutschig und steil am Schluss). Danach wird es flacher bis man in nordöstlicher Richtung über einen Rücken zum Griespass absteigen kann. Vom Griespass quert man in einer Viertelstunde zum Cornopass hinüber mit hervorragendem Ausblick auf den Griessee und den dahinter liegenden, schwindenden Griesgletscher. An einem länglichen See vorbei das flache Tal hinab zur Corno Gries Hütte (2338 m), wo man locker einen Mittagssnack einwerfen kann. T3, 3 h 00 min.
Nun den Hüttenweg hinab zur Nufenenpassstraße, die man auf der Alpe di Cruina (2002 m, Busstop) erreicht. Man folgt der Straße aufwärts bis zur nächsten Kehre (P. 2099), wo der Wanderweg erneut ansetzt. Nun über weite Terrassen in leichten Auf und Ab den Hang talauswärts entlang. Ab Manio di sopra (2116 m) geht es tendentiell abwärts immer weiter querend bis zum Rif. Piansecco (1982 m). Damals waren die Wege noch nicht durchgehend gut markiert, so dass wir ab und an den Weg suchen mussten. Außerdem stand noch die alte Hütte, die wir an einem Sonntagnachmittag erreichten. T3, 3 h 00 min.
Entgegen der Zusage bei Reservierung verabschiedete sich das Hüttenpaar am Nachmittag und ließ uns immerhin etwas Polenta übrig. Unsere Vorräte waren am Ende, die Salami lila angelaufen und im Schrank fand sich nur noch Salatdressing. Die alte Militärbaracke wuchs uns irgendwie nicht ans Herz. So würgte ich die Polenta trocken herunter, weil ich mich weigerte, sie mit Salatdressing aufzuweichen. Glücklicherweise passte sich das Wetter unseren Vorräten an, so dass die letzte Gipfeloption am nächsten Morgen nicht in Betracht kam und wir im Regen zur Straße abstiegen und die Tour mit einem Frühstück in All'Aqua (1614 m) abschlossen.

Zum Beginn der Tour geht es hier!