Gemsfairenstock 2972m und Tüfelsjoch 2919m - ein edler Ripasso, mit dem sich anstossen lässt


Publiziert von Mueri , 16. April 2013 um 21:08.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:14 April 2013
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 1870 m
Strecke:Fisetenpass - Rund Loch - Gemsfairenstock - Claridenfirn - Tüfelsjoch - Chlustrittli - Jägerbalm - Urnerboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW nach Urnerboden (bis zum Parkplatz vor der Seilbahn 'Urnerboden - Fisetengrat')

Die heutige Skitour - ein edler Ripasso für Kenner: gehaltvolle und intensive, gut ausbalancierte Tour mit einem feinen Schlussbouquet vom Tüfelsjoch runter. Feinster Pulverschnee führt zu einem schönen, lang anhaltenden Abgang.

Das Tüfelsjoch scheint zwar nicht mehr wirklich ein Geheimtipp zu sein, doch bieten die riesigen Nordhänge des Roten Nossen noch immer genügend Platz, eigene Spuren in den Pulverschnee zu zeichnen; und dies, während unten im Tal bei schon fast sommerlichen Temperaturen alles schwitzt und spriesst.



Um 07.00 Uhr öffnet die Seilbahn 'Urnerboden-Fisetengrat' für nicht angemeldete Gäste, die sich den Zuschlag von 10 CHF für ausserordentliche Benutzungszeiten sparen möchten. Rechtzeitig, um 06.40 Uhr, stehen Cédric und ich startbereit bei der Seilbahn. Dort wird klar, was sich bereits auf dem Parkplatz abgezeichnet hat: Wir dürften heute nicht die einzigen sein, die den Gemsfairenstock ins Visier genommen haben. Ein Blick auf die 'Strichliliste' des Seilbahnbedieners verrät, dass sich bereits vor uns etliche Gruppen zum Fisetengrat chauffieren lassen haben. Und immer wieder kommen neue Gruppen an. Kurz nach 07.00 Uhr geht's hoch zur Bergstation. Kurzer Material- und Sicherheitscheck und ... ab die Post ... immer wieder grüssend. Die Sonne kämpft sich anfänglich eher zaghaft, letztendlich aber souverän durch die Wolken; und wir steigen, das Rund Loch überschreitend, in einer gut angelegten Spur zügig hoch zum Gemsfairenstock.

Nach der wohlverdienten Gipfelpause entschliessen wir uns, direkt vom Gipfel aus auf den Claridenfirn abzufahren und nicht - wie die meisten es tun - bis zu P. 2848 (Gemsfairenjoch) zu queren und von dort auf den Gletscher abzufahren. Wohl muss man so einige zusätzliche Höhenmeter in Kauf nehmen, da man den Claridenfirn weiter talwärts erreicht, doch lockt die steile Direttissima, auch wenn der südseitig liegende Schnee längst nicht mehr pulvrig ist.

Angesichts der bereits massiv angestiegenen Temperaturen entscheiden wir uns, den Clariden diesmal unberührt zu lassen (und ihn an diesem Tag anderen schätzungsweise 50 Töurlern zu überlassen). Schliesslich liegt noch der relativ steile und der Sonne ausgesetzte Südhang des Tüfelsjochs vor uns. Diesen wollen wir angesichts der aktuell massiv ansteigenden Gefahr von Nassschneelawinen im Verlaufe des Tages so früh wie möglich hinter uns bringen. Gesagt - getan! Einige Meter unter dem Tüfelsjoch heisst es allerdings Skier aufbinden, da die derzeitig angelegte Spur dort endet. Zu Fuss geht's die letzten Meter hoch zum Joch und dann ... auf der Nordseite runter. Die Bedingungen beim Abstieg sind derzeit bestens. Der Eispickel in der Hand hat sich als eher hinderlich erwiesen, zumal die Ketten in der oberen Traversierung und die Seile in der Rampe hinunter zum Firn frei liegen. Der nordseitig liegende Schnee allerdings ist noch locker, doch ist der Abstieg problemlos ohne Steigeisen zu meistern. Nichtsdestotrotz sollte man, um diese Passage geniessen zu können, schwindelfrei sein.

Nun folgt, was ich mir erhofft habe und was ein erster Blick vom Tüfelsjoch runter verhiess: Traumpulver in den schattigen Hängen rund um den Roten Nossen! Da ist ein Juchzer nicht mehr zurückzuhalten... Wir fahren links ab (im Süden des Roten Nossen nach Westen, danach auf der Westseite des Roten Nossen runter bis Uf der Follen (2115m). Via Follen, Lang Eggen und Chlusbänder erreichen wir nunmehr bei eher sulzigem Schnee die noch nicht geöffnete Passstrasse und fahren über Siwloch und Jägerbalm runter auf den Urner Boden. Eine fantastische Abfahrt, die Lust auf Mehr macht und etwas entschädigt für die Skitour auf den Ringelspitz, die ich ursprünglich im Visier hatte und die sich dann doch nicht realisieren liess (und damit wohl während des Sommers 2013 auf der Pendenzenliste bleibt).

Fazit: Das Tüfelsjoch ist eine Traumdestination im Frühling. Nicht nur die riesigen Nordhänge des Roten Nossen machen die Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis, sondern auch die kurze, mit Ketten gesicherte Passage vom Tüfelsjoch runter zum Firn. Überdies lässt sich die Tour gut mit der Besteigung des Gemsfairenstocks und/oder Claridens kombinieren. Eben ein wahrer Ripasso: gehaltvoll und intensiv, gut ausbalanciert mit einem feinen Schlussbouquet vom Tüfelsjoch runter. Feinster Pulverschnee führt zu einer schönen, lang anhaltenden Abfahrt.

Danke, Cédric, für deine Begleitung!


Tourengänger: Mueri


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

II K2- S-
II K2 S
18 Apr 18
Gemsfairenstock & Tüfelsjoch · ᴅinu
II ZS+
2 Mär 13
Skitour übers Tüfelsjoch · El Chasqui
WS
2 Mär 14
Gemsfairen 2972m · barosarot
T4 L

Kommentar hinzufügen»