Müeterlishorn 3059m (Ostgipfel)
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Dem Müeterli auf's Horn gestiegen
Eisig kalt war's. Wegen dem Südwestwind. Wind ist und bleibt ein grundlegendes Problem eines Alpinisten. Wo der Wind dem Bergsteiger die Energie klaut, da gibt er sie in irgendeiner Steckdose in einer warmen Stube wieder her. Mindestens einer macht dabei somit Zweiter. Ich persönlich bevorzuge die Solarenergie - die gibt beiden Parteien warm, sie macht glücklich und es gibt nur Gewinner.
Die Zielvorgabe war klar: eine Tour, welche wir nicht mit hunderten von anderen Aspiranten teilen müssen, wo hoffentlich die Schneeverhältnisse top sind (Neuschnee gab's ja wieder genug) und welche noch das eine oder andere Juwel beinhaltet. Diese Art von Touren bietet das Gebiet rund um den Göscheneralpsee, wo die Zufahrtsstrasse erst im Frühling bei der Schneeschmelze geöffnet wird und dann folglich auch wieder von unzähligen Schneehungrigen aufgesucht wird. Das Müeterlishorn 3066m bzw. sein Ski- und Ostgipfel mit 3059m hat zudem noch den grossen Vorteil, dass mit einem gewissen Masse an logistischem Aufwand der Aufstieg südseitig an der (zu) warmen Sonne und die Abfahrt dann nordseitig im kalten Schnee erfolgen kann. Dank den kühlen Temperaturen in der Nacht zuvor sowie den vorhergesagten tiefen Tagestemperaturen stand diesem Sonnenaufstieg somit nichts mehr im Weg.
Nachdem wir ein Auto in Abfrutt 1168m deponiert hatten, fuhren wir mit dem zweiten nach Zumdorf 1496m, dem sogenannten "kleinsten Dorf der Schweiz" (gilt aber offiziell nicht als Gemeinde). Als Startpunkt wählten wir das bizarre Kieswerk, welches dank seinen Betonbauten dennoch eine besondere Stimmung hergab.
Über die Urseren-Nordseite, somit also in den sonnenverwöhnten Südhängen, stiegen wir stets links vom Grosstal hoch nach Rotenberg 2108m und weiter dann steil (mit der nötigen Vorsicht wegen diversen Triebschneetaschen) ins Gebiet Grisch, von wo aus wir einen tollen Einblick in unser erstes geplantes Juwel hatten: das kurze, jedoch knackige Couloir, welches von der Süd- hinüber zur Nordseite führt.
Anfänglich noch mit Skis unter den Füssen, bald dann aber mit den Skis am Rücken stiegen wir ohne Steigeisen und ohne Pickel in bestem Trittschnee hoch in die Lücke. Wie erwartet kam nun zur bisherigen Solarkraft auch noch die Windkraft dazu und diese war es dann auch, welche nicht nur vom Chuenagel strapazierte Finger verursachte, sondern auch die Aussicht auf ein Powder-Eldorado in der Abfahrt trübte. Der Neuschnee, so schien es, war wie unsere exponierten Körperteile (Nasen, Finger) Opfer der unsichtbaren Energie geworden, doch lassen wir uns deshalb den Gipfelerfolg sicher nicht nehmen.
Die steile Traverse hinüber zur nächsten Lücke (südlich des Hinter Feldschijen 3021m) war alles andere als angenehm und trivial. Jeder Schritt wollte im steilen Gelände geprüft und vor allem infolge harter Unterlage nicht abgerutscht werden - Harscheisen gaben den nötigen Halt (oder au ned, gäll Manu...). Bei heikleren Bedingungen oder vielleicht sogar in den meisten Fällen ist es ratsam, bei der Lücke nach dem Couloir ein paar Meter Höhe zu vernichten und hinunter in die Ebene zu fahren (mit Fellen). Der anschliessende kurze Aufstieg in die genannte Lücke wäre bedeutend angenehmer und vermutlich sogar schneller, als wenn man auf harter, sehr rutschiger Unterlage steil hinüber eiern muss.
Bei der nun erreichten Lücke geniessen wir die wärmende Sonne, versuchen krampfhaft dem Chuenagel ein Ende zu bereiten und studieren die weiteren Auf- wie auch die späteren Abfahrtsverhältnisse. Der Aufstieg zur Lücke im Grat, welcher den Ski- bzw. Ostgipfel mit dem Hauptgipfel des Müeterlishorn verbindet ist nicht mehr weit und unser Ziel, der Skigipfel, somit fast schon greifbar. Noch heisst es aber nochmals dem Wind trotzen, denn genau beim Skidepot grüsst dieser nochmals von seiner stärksten Seite.
Für den folgenden Fussaufstieg hätte es heute nicht zwingend Steigeisen benötigt, schon gar kein Pickel. Auf die Zacken wollten die meisten jedoch nicht verzichten, so konnte immerhin wieder einmal geprüft werden, ob die Einstellungen nun für die Wander- oder doch für die Skischuhe stimmten.
Den Ski- bzw. Ostgipfel des Müeterlishorn 3059m erreichten wir um 13.30 Uhr, somit 5 1/2h nach unserem Start beim Kieswerk in Zumdorf (alle Pausen inklusive). Über den Wind braucht es jetzt wohl keine weiteren Bemerkungen mehr, ausser dass wir alle froh um unsere Kappen und Kapuzen waren. Die Aussicht ist absolut fantastisch und lädt gerade zu ein, neue weitere Skiabenteuer ausfindig zu machen.
Nach der Gipfelpause ein zügiger Abstieg zum Skidepot, dort erneutes und ständiges "Berieseln" vom Wind und wenige Minuten später waren alle Skischuhe im Abfahrtsmodus. Wie erwartet kam uns der Wind zuvor und wir durften stattdessen mit seinen Folgen Vorliebe nehmen. Als hätten unsere Beinmuskeln nicht schon genug geleistet, so wurden diese in der oberen Hälfte der Abfahrt auf's Härteste getestet. Immerhin wechselten die Verhältnisse ab ca. Älpergenplatten zuerst in gut fahrbare und später sogar in freudejauchzende Bedingungen. Bald schon waren auch die Uferfelsen beim Göscheneralpsee erreicht - wäre dieser wie im Sommer gefüllt gewesen, so wären wir an dieser Stelle sicher geschwommen und nicht wie heute gelaufen.
Der Fussmarsch über den Staudamm hinüber zur Göscheneralp 1782m zieht sich in die Länge, je nach Lust und Laune empfiehlt es sich, die Felle hierfür nochmals kurzzeitig zu montieren. Die Abfahrt auf der Strasse und später dann auf der von Einheimischen preparierten Piste war bedeutend besser als erwartet, die Stockeinsätze beschränkten sich glücklicherweise auf ein Minimum. Mit einem Grinsen und gleichzeitig auch leeren Beinen erreichten wir um ca. 15.30 Uhr den Weiler Abfrutt 1166m. Von dort ging es mit dem deponierten Auto wieder zurück nach Zumdorf 1488m und anschliessend direkt in die Gaststube des Restaurant Zum Dörfli, wo die längst leeren Speicher wieder reichlich gefüllt wurden.
Fazit:
Eine fantastische Variante, wie man das Müeterlishorn 3059m erreichen kann. Die Tour lebt von den Eindrücken der Natur, den unzähligen brüchigen Granittürmen, der wilden Einsamkeit und - gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt - einer langen, spannenden Abfahrt. Im Wissen um prächtige Verhältnisse würde ich diese Tour sofort noch einmal angehen.
Danke
orome,
danski und
manny für dieses Skiabenteuer!
SLF: "mässig"
Route Nr. 772 (Gipfel & Abahrt) - Skitouren Zentralschweizer Voralpen & Alpen - M.Maier
Eisig kalt war's. Wegen dem Südwestwind. Wind ist und bleibt ein grundlegendes Problem eines Alpinisten. Wo der Wind dem Bergsteiger die Energie klaut, da gibt er sie in irgendeiner Steckdose in einer warmen Stube wieder her. Mindestens einer macht dabei somit Zweiter. Ich persönlich bevorzuge die Solarenergie - die gibt beiden Parteien warm, sie macht glücklich und es gibt nur Gewinner.
Die Zielvorgabe war klar: eine Tour, welche wir nicht mit hunderten von anderen Aspiranten teilen müssen, wo hoffentlich die Schneeverhältnisse top sind (Neuschnee gab's ja wieder genug) und welche noch das eine oder andere Juwel beinhaltet. Diese Art von Touren bietet das Gebiet rund um den Göscheneralpsee, wo die Zufahrtsstrasse erst im Frühling bei der Schneeschmelze geöffnet wird und dann folglich auch wieder von unzähligen Schneehungrigen aufgesucht wird. Das Müeterlishorn 3066m bzw. sein Ski- und Ostgipfel mit 3059m hat zudem noch den grossen Vorteil, dass mit einem gewissen Masse an logistischem Aufwand der Aufstieg südseitig an der (zu) warmen Sonne und die Abfahrt dann nordseitig im kalten Schnee erfolgen kann. Dank den kühlen Temperaturen in der Nacht zuvor sowie den vorhergesagten tiefen Tagestemperaturen stand diesem Sonnenaufstieg somit nichts mehr im Weg.
Nachdem wir ein Auto in Abfrutt 1168m deponiert hatten, fuhren wir mit dem zweiten nach Zumdorf 1496m, dem sogenannten "kleinsten Dorf der Schweiz" (gilt aber offiziell nicht als Gemeinde). Als Startpunkt wählten wir das bizarre Kieswerk, welches dank seinen Betonbauten dennoch eine besondere Stimmung hergab.
Über die Urseren-Nordseite, somit also in den sonnenverwöhnten Südhängen, stiegen wir stets links vom Grosstal hoch nach Rotenberg 2108m und weiter dann steil (mit der nötigen Vorsicht wegen diversen Triebschneetaschen) ins Gebiet Grisch, von wo aus wir einen tollen Einblick in unser erstes geplantes Juwel hatten: das kurze, jedoch knackige Couloir, welches von der Süd- hinüber zur Nordseite führt.
Anfänglich noch mit Skis unter den Füssen, bald dann aber mit den Skis am Rücken stiegen wir ohne Steigeisen und ohne Pickel in bestem Trittschnee hoch in die Lücke. Wie erwartet kam nun zur bisherigen Solarkraft auch noch die Windkraft dazu und diese war es dann auch, welche nicht nur vom Chuenagel strapazierte Finger verursachte, sondern auch die Aussicht auf ein Powder-Eldorado in der Abfahrt trübte. Der Neuschnee, so schien es, war wie unsere exponierten Körperteile (Nasen, Finger) Opfer der unsichtbaren Energie geworden, doch lassen wir uns deshalb den Gipfelerfolg sicher nicht nehmen.
Die steile Traverse hinüber zur nächsten Lücke (südlich des Hinter Feldschijen 3021m) war alles andere als angenehm und trivial. Jeder Schritt wollte im steilen Gelände geprüft und vor allem infolge harter Unterlage nicht abgerutscht werden - Harscheisen gaben den nötigen Halt (oder au ned, gäll Manu...). Bei heikleren Bedingungen oder vielleicht sogar in den meisten Fällen ist es ratsam, bei der Lücke nach dem Couloir ein paar Meter Höhe zu vernichten und hinunter in die Ebene zu fahren (mit Fellen). Der anschliessende kurze Aufstieg in die genannte Lücke wäre bedeutend angenehmer und vermutlich sogar schneller, als wenn man auf harter, sehr rutschiger Unterlage steil hinüber eiern muss.
Bei der nun erreichten Lücke geniessen wir die wärmende Sonne, versuchen krampfhaft dem Chuenagel ein Ende zu bereiten und studieren die weiteren Auf- wie auch die späteren Abfahrtsverhältnisse. Der Aufstieg zur Lücke im Grat, welcher den Ski- bzw. Ostgipfel mit dem Hauptgipfel des Müeterlishorn verbindet ist nicht mehr weit und unser Ziel, der Skigipfel, somit fast schon greifbar. Noch heisst es aber nochmals dem Wind trotzen, denn genau beim Skidepot grüsst dieser nochmals von seiner stärksten Seite.
Für den folgenden Fussaufstieg hätte es heute nicht zwingend Steigeisen benötigt, schon gar kein Pickel. Auf die Zacken wollten die meisten jedoch nicht verzichten, so konnte immerhin wieder einmal geprüft werden, ob die Einstellungen nun für die Wander- oder doch für die Skischuhe stimmten.
Den Ski- bzw. Ostgipfel des Müeterlishorn 3059m erreichten wir um 13.30 Uhr, somit 5 1/2h nach unserem Start beim Kieswerk in Zumdorf (alle Pausen inklusive). Über den Wind braucht es jetzt wohl keine weiteren Bemerkungen mehr, ausser dass wir alle froh um unsere Kappen und Kapuzen waren. Die Aussicht ist absolut fantastisch und lädt gerade zu ein, neue weitere Skiabenteuer ausfindig zu machen.
Nach der Gipfelpause ein zügiger Abstieg zum Skidepot, dort erneutes und ständiges "Berieseln" vom Wind und wenige Minuten später waren alle Skischuhe im Abfahrtsmodus. Wie erwartet kam uns der Wind zuvor und wir durften stattdessen mit seinen Folgen Vorliebe nehmen. Als hätten unsere Beinmuskeln nicht schon genug geleistet, so wurden diese in der oberen Hälfte der Abfahrt auf's Härteste getestet. Immerhin wechselten die Verhältnisse ab ca. Älpergenplatten zuerst in gut fahrbare und später sogar in freudejauchzende Bedingungen. Bald schon waren auch die Uferfelsen beim Göscheneralpsee erreicht - wäre dieser wie im Sommer gefüllt gewesen, so wären wir an dieser Stelle sicher geschwommen und nicht wie heute gelaufen.
Der Fussmarsch über den Staudamm hinüber zur Göscheneralp 1782m zieht sich in die Länge, je nach Lust und Laune empfiehlt es sich, die Felle hierfür nochmals kurzzeitig zu montieren. Die Abfahrt auf der Strasse und später dann auf der von Einheimischen preparierten Piste war bedeutend besser als erwartet, die Stockeinsätze beschränkten sich glücklicherweise auf ein Minimum. Mit einem Grinsen und gleichzeitig auch leeren Beinen erreichten wir um ca. 15.30 Uhr den Weiler Abfrutt 1166m. Von dort ging es mit dem deponierten Auto wieder zurück nach Zumdorf 1488m und anschliessend direkt in die Gaststube des Restaurant Zum Dörfli, wo die längst leeren Speicher wieder reichlich gefüllt wurden.
Fazit:
Eine fantastische Variante, wie man das Müeterlishorn 3059m erreichen kann. Die Tour lebt von den Eindrücken der Natur, den unzähligen brüchigen Granittürmen, der wilden Einsamkeit und - gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt - einer langen, spannenden Abfahrt. Im Wissen um prächtige Verhältnisse würde ich diese Tour sofort noch einmal angehen.
Danke



SLF: "mässig"
Route Nr. 772 (Gipfel & Abahrt) - Skitouren Zentralschweizer Voralpen & Alpen - M.Maier
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