Sonne, Strand und Palmen

Nein, ich habe keinen Kurztrip auf die Kanaren oder die Balearen unternommen. Ich war nicht mal auf der Alpensüdseite - dies wäre auch nicht nötig gewesen, denn das Nordufer des Walensees bot den passenden Rahmen, um Frühlingsgefühle und Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen. Die Gegend rund um das malerische Quinten wird wegen der begünstigten, sonnenexponierten Lage unter den Steilwänden der Churfirsten und dem damit verbundenen, milden Klima auch als die "Riviera der Ostschweiz" bezeichnet. Der Ort ist nur mit dem Schiff oder zu Fuss von Betlis oder Walenstadt erreichbar. Die klassische Wanderung entlang des Nordufers von einem Seeende zum anderen wird jedes Jahr tausendfach begangen, in der Vorsaison ist es jedoch auch an schönen Wochenendtagen angenehm ruhig.
 
Nachdem wir vor fast genau 3 Jahren die komplette Strecke von Walenstadt nach Weesen begangen hatten (click), stand heute -bei ganz ähnlichen Witterungsverhältnissen wie damals- die "light-Version" auf dem Programm: Geplant hatten wir, am Vormittag mit dem Kursschiff von  Murg West (See) nach  Quinten zu fahren, um dann gemütlich nach Weesen oder Walenstadtberg zu wandern. Doch das Schicksal meinte es besser mit uns: Beim Umsteigen in  Ziegelbrücke unterlief uns bzw. mir der (peinliche) Fehler, nicht in den Regionalzug (Abfahrt 9.02), sondern in den abfahrtbereiten IR (Abfahrt 8.59) zu steigen. Beide fahren dem Südufer des Walensees entlang Richtung Sargans, letzterer blöderweise ohne Zwischenhalt. So sahen wir unseren Zielbahnhof  Murg halt erstmal nur im Vorbeifahren. Und da ich weder James Bond noch Bruce Willis bin, verliessen wir den Zug erst, als er in Sargans wieder anhielt...
 
Damit überbrückten wir das am Morgen noch ziemlich durchzogene Wetter und erhielten die einmalige Gelegenheit, das Schloss Sargans zu besichtigen. Und im migrolino Getränke und Gebäck einzukaufen. Welch glückliche Fügung des Schicksals. :-)
 
Irgendwann fuhr dann auch wieder ein Regionalzug zurück Richtung Ziegelbrücke. Da es zwischenzeitlich sonnig und warm geworden war, beschlossen wir, bereits in Walenstadt auszusteigen und von dort bis Quinten zu laufen. Dieser Abschnitt ist nach meinem  Empfinden der sonnigere und landschaftlich schönere. Im Abschnitt zwischen Quinten und Betlis fallen mir als besonderes Highlight lediglich die Seerenbachfälle ein. Die sind aber mutmasslich etwas später im Frühjahr noch eindrücklicher.
 
Vom Bahnhof  Walenstadt durchquert man erstmal den halben Ort und läuft, der Beschilderung folgend, bis zum Abenteuer-Spielplatz am westlichen Ortsrand (Langzeitparkplätze vorhanden), wo die eigentliche Wanderung entlang bzw. oberhalb des Walensees beginnt. Man lasse sich nicht abschrecken von der Zeitangabe von knapp 4 h für den Abschnitt bis Quinten: Der durschnittlich trainierte Wanderer wird dies locker in der Hälfte der Zeit (exklusive Pausen) schaffen! Allerdings ist zu beachten, dass der breite Forstweg gleich von Beginn weg ansteigt und bis zum höchsten Punkt bei Engen (833 m) 400 Hm überwindet. Bei der fast frühsommerlichen Wärme an diesem Tag kamen wir hier ordentlich ins Schwitzen. Nach einer ausgiebigen Siesta an einem Logenplatz über dem Walensee machten wir uns an den Abstieg Richtung Au, der auf einem Waldpfad mit viel Laub und einigen Steinen verläuft und somit doch etwas Aufmerksamkeit bedarf. Die gesamte Route ist jedoch momentan schneefrei und trocken und so auch gut mit Trailrunnern oder Joggingschuhen zu begehen. Im Wald blühen überall Lederblümchen, Huflattich und Märzenbecher - der Frühling hat am Walensee Einzug gehalten. Etwas höher, an den Gipfeln der Churfirsten, herrscht freilich noch tiefster Winter mit Schneehöhen bis zu 3 Metern.
 
In Quinten (437 m) hat überraschend das Restaurant Schifflände geöffnet, so dass wir die Wartezeit bis zur Abfahrt des nächsten Kursschiffs nach Murg auf der Sonnenterrasse mit herrlichem Blick auf den Walensee und die dahinterliegenden Berge -allen voran der Mürtschenstock- überbrückten. Dass dabei kulinarische Genüsse nicht zu kurz kommen dürfen, versteht sich von selbst…