Eines meiner grösseren Ziele für diesen Winter war der Oberalpstock. Als wir Anfang Woche die Wetterprognosen studierten wurde uns schnell klar: Es musste mal wieder was Fettes her, denn die Bedingungen für schwierigere, steilere und längere Touren waren perfekt. Die Wahl fiel also auf den Oberalpstock mit der ambitiösen Staldenfirn-Abfahrt.
Schade nur, dass mein Tourenpartner krank wurde und ich mich noch am Vorabend nach neuer Begleitung umschauen musste. Eine Kollegin hatte Zeit, doch die Staldenfirn-Abfahrt wäre wohl etwas zu happig gewesen. Aber egal: Der Oberalpstock bietet ja noch andere schöne Abfahrtsvarianten wie etwa jene durch's Val Strem.
In Andermatt nahmen wir den ersten Zug nach Acla da Fontauna. Nach fünfminütigem Fussmarsch durften wir satte 52.- abliefern, um mit der Seilbahn, zwei Sesselliften und zum Schluss einem Schlepplift zum Ausgangspunkt unterhalb des Piz Ault zu gelangen. Eine ziemliche Frechheit, die auch dadurch nicht weniger wird, dass man an der Bergstation bei Abgabe der Tageskarte 10.- zurück erhält. Kommt man von Andermatt her, ist es unmöglich die erste Bahn um 8.15 zu erreichen, wofür man das etwas billigere Tourenbillet kaufen könnte.
Nun gut, wir waren ja vorgewarnt und angesichts der zu erwartenden Super-Tour nahmen wir die schamlose Geldmacherei grollend in Kauf. Als bei der Bergstation immer mehr Tourengänger eintrafen, beeilten wir uns, um am Anfang der Schlange davon zu ziehen. Spätestens beim Aufstieg in die Lücke zahlte sich das aus. Obwohl es Freitag war, waren ziemlich viele Leute unterwegs. Hinter uns wurde wohl gestaut.
Der Aufstieg über die Leiter in die Lücke war so einfach wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Rückseite aber, d.h. den Abstieg von der Lücke, hatte ich mir leichter vorgestellt. Aufgrund der breiten Spur war die Traverse jedoch auch mit gebuckelten Skiern und ohne Pickel gut zu machen und bald fuhren wir auf den Brunnifirn hinunter. In einer solch eindrücklichen Umgebung auf Skitour zu sein machte grosse Freude.
Der Blick auf den Höhenmesser zeigte, dass der Aufstieg wohl nicht allzu lange dauern würde. Wir kamen gut voran und trafen bald am Fuss des Gipfelaufbaus ein. Bislang war das Gelände nirgends steil, was sich nun aber änderte. Nachdem wir nach Westen ausgeholt hatten, montierten wir die Harscheisen und bliesen zum Gipfelsturm. Wenig später war das Werk vollbracht und wir standen ganz oben. Wunderbar! In den vergangenen Jahren hatte ich aus allen möglichen Himmelsrichtungen zum Oberalpstock hochgeschaut und mich auf diesen Moment (vor-)gefreut.
Nach knapp zweieinhalb schweisstreibenden Stunden Aufstieg bei praktischer Windstille erwartete uns der Oberalpstock jedoch mit starkem Wind. Nach ein paar Fotos war deshalb klar: Nichts wie weg hier. Die Gipfelrast verlegten wir in die Fuorcla da Strem Sura, wo wir weit angenehmere Bedingungen erwarteten.
Hatte uns im Aufstieg die baldige Abfahrt über den steilen Gipfelaufbau noch etwas Sorgen bereitet, erwies sich die Angelegenheit nun als Kinderspiel. Der Schnee war hart gepresst, doch gut zu fahren und auch die Steilheit machte keine Probleme. Bald trafen wir also bei der Fuorcla da Strem Sura ein, wo wir's uns an der wärmenden Sonne gemütlich machten und mit Blick auf Chrüzlistock, Galenstock und Weisshorn eine lange Pause machten.
Schade nur, dass ich beim Zusammenpacken meine Brille in den Bergschrund warf. An eine Rettung war nicht zu denken und so bleibt das Ding nun wohl in den ewigen Jagdgründen. Möglich aber, dass ich in fünfzig Jahren bei entsprechendem Gletscherschwund wieder mal dort nachschauen werde...
Die Abfahrt ins Val Strem erwies sich als einfacher als angenommen. Bis Calmut folgten wir nur teilweise der eingezeichneten Route. Das Gelände bot diverse Varianten und immer wieder auch unverfahrene Sulzhänge. Bald aber stiessen wir dennoch auf die Autobahn, welche wohl von den Freeridern aus dem Skigebiet und von der Fuorcla da Strem Sut her kam. In den Plauncas Calmut gab's daher nur noch wenig jungfräulichen Schnee.
Auf dem Talboden angelangt ging's auf der linken, d.h. östlichen Seite Richtung Sedrun. Da man sich an Sonnenhängen aufhält, muss man immer wieder Lawinenkegel überqueren, was etwas mühsam ist. Allzu spät sollte man dort auch nicht dran sein. Weiter unten gab's daher auch eine Alternative auf der rechten, westlichen Talseite, von welcher wir Gebrauch machten. Im untersten Teil des Val Strems wechselten wir aber zurück auf die östliche Seite. Sedrun erreichten wir viel zu bald.
SLF: mässig (Triebschnee oberhalb 2200m)
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