While you were sleeping: Bei Vollmond auf den Fürstein
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Auf der Heimfahrt nach einem anstrengenden Arbeitstag juckts mich in den Füssen: es ist Vollmond, der Himmel klar, da muss noch was gehen!
Geschwind die Schneeschuhe zusammengerafft, den Rucksack gepackt, eine Thermosflasche Tee gekocht und ab in die Berge! Auf dem Langis ist es bitterkalt und der Parkplatz um 2000 Uhr naturgemäss praktisch leer. Nur ein einsamer Ratrac-Fahrer präpariert die Piste für den nächsten Tag.
Im fahlen Licht des Vollmonds ziehe ich die Schneeschuhe an und los geht's. Zügig wandere ich durch den Trogenwald hoch zur Alp Schnabel. Von dort will ich direkt aufsteigen zum Schnabelspitz. Eine Abstiegsspur führt mich in die Irre und so breche ich das aussichtslose Unterfangen nach kurzer Wühlerei ab und suche mir die nächste direkte Spur nach oben. Hier gelingt's. In gut angelegter Spur steige ich über die weiten Hänge immer höher. Ich verliere viel Zeit mit Fotografieren. Immer wieder tauchen neue Motive auf. Mit klammen Fingern klaube ich meinen Fotoapparat, den ich zum Schutz vor der grimmigen Kälte gut verstaut habe, aus dem Etui, montiere ihn auf's Gorrillapod und drücke ab. Das dauert halt etwas, aber ich habe keinen Zeitdruck. Die Einsamkeit umfängt mich wie ein eiskalter Mantel: so lebensfeindlich ist es bei dieser Kälte und trotzdem so entrückt schön - ganz speziell, dieses Gefühl! Ich geniesse jeden Schritt. Beim Schnabelspitz erreiche ich den Grat, der zum Rickhubel führt. Das Gipfelkreuz des Rickhubel ist abgebrochen. Ich benutze trotzdem die Gelegenheit für ein Gipfelfoto und einen Rundblick über das gewaltige Panorama. Der Mond scheint so hell, dass sich mein Schatten ganz scharf im Schnee abzeichnet. Bis jetzt war ich noch nicht sicher, wie weit ich heute Abend wandern möchte. Ein Blick auf die Uhr und an den immer noch klaren Himmel und der Entschluss ist gefällt: der Fürstein ist Ziel.
Über den breiten Gratrücken stapfe ich nun zügig los Richtung Pt. 1912, wo der Gipfelanstieg beginnt. Schneller als erwartet, stehe ich um 2230 Uhr oben auf dem Gipfel. Die Rundsicht ist überwältigend und die Einsamkeit fast absolut: wären da nicht die fernen Lichter von Flühli oder ab und zu ein vorüberziehendes, blinkendes Flugzeug, man könnte sich irgendwie wie ein einsamer Mammut-Jäger während der Eiszeit fühlen.
Der Windchill-Faktor ist nur noch eine theoretische Grösse, es wäre auch ohne Wind bitterkalt. So fällt die Teepause aus, ich trage mich mit steifen Fingern im nagelneuen Gipfelbuch ein, das die SAC Sektion Brugg hier am Vortag deponiert hat. Dann mache ich mich im Express-Tempo auf den Rückweg. Wo immer möglich, geniesse ich im Abstieg die Hänge in der Diretissima und verfolge meine eigene Linie im jungfräulichen Schnee: welche Freude, so durch die Einsamkeit zu pflügen. Dies gibt mir auch Gelegenheit, die Schneebeschaffenheit ganz unmittelbar zu erleben. Die Pulverschneemassen vom Wochenende haben sich nach nur einem sonnigen Tag an den Südexpositionen bereits in einen unangenehmen Harschdeckel verwandelt. Ein deutliches Zeichen, dass es bald Frühling wird? Auffällig ist auch, dass nicht nur die Exposition, sondern auch die Hangneigung einen starken Einfluss auf die Umwandlung der Schneeoberfläche hat: je mehr die Hänge von ca 30° abweichen (steiler oder flacher) desto ursprünglicher, pulvriger ist der Schnee. Das kann man sicher auch in schlauen Büchern nachlesen, aber auf der nächsten Skitour wird mir das selbst Erlebte eher in den Sinn kommen, als Angelesenes.
Kurz vor Mitternacht bin ich wieder beim Auto im Langis. Der Parkplatz ist mittlerweile leer. Der gefährlichste Teil der Tour beginnt: die Fahrt nach Hause! Auf der Rückfahrt nach Sarnen schrecke ich noch einen Hasen auf, der ziemlich verduzt mitten auf der Strasse hocken bleibt und sich wundert, was das wohl für ein Spinner ist, der um Mitternacht noch den Glaubenberg runterfährt.
Fazit: eine wunderschöne, meditative Tour.
Geschwind die Schneeschuhe zusammengerafft, den Rucksack gepackt, eine Thermosflasche Tee gekocht und ab in die Berge! Auf dem Langis ist es bitterkalt und der Parkplatz um 2000 Uhr naturgemäss praktisch leer. Nur ein einsamer Ratrac-Fahrer präpariert die Piste für den nächsten Tag.
Im fahlen Licht des Vollmonds ziehe ich die Schneeschuhe an und los geht's. Zügig wandere ich durch den Trogenwald hoch zur Alp Schnabel. Von dort will ich direkt aufsteigen zum Schnabelspitz. Eine Abstiegsspur führt mich in die Irre und so breche ich das aussichtslose Unterfangen nach kurzer Wühlerei ab und suche mir die nächste direkte Spur nach oben. Hier gelingt's. In gut angelegter Spur steige ich über die weiten Hänge immer höher. Ich verliere viel Zeit mit Fotografieren. Immer wieder tauchen neue Motive auf. Mit klammen Fingern klaube ich meinen Fotoapparat, den ich zum Schutz vor der grimmigen Kälte gut verstaut habe, aus dem Etui, montiere ihn auf's Gorrillapod und drücke ab. Das dauert halt etwas, aber ich habe keinen Zeitdruck. Die Einsamkeit umfängt mich wie ein eiskalter Mantel: so lebensfeindlich ist es bei dieser Kälte und trotzdem so entrückt schön - ganz speziell, dieses Gefühl! Ich geniesse jeden Schritt. Beim Schnabelspitz erreiche ich den Grat, der zum Rickhubel führt. Das Gipfelkreuz des Rickhubel ist abgebrochen. Ich benutze trotzdem die Gelegenheit für ein Gipfelfoto und einen Rundblick über das gewaltige Panorama. Der Mond scheint so hell, dass sich mein Schatten ganz scharf im Schnee abzeichnet. Bis jetzt war ich noch nicht sicher, wie weit ich heute Abend wandern möchte. Ein Blick auf die Uhr und an den immer noch klaren Himmel und der Entschluss ist gefällt: der Fürstein ist Ziel.
Über den breiten Gratrücken stapfe ich nun zügig los Richtung Pt. 1912, wo der Gipfelanstieg beginnt. Schneller als erwartet, stehe ich um 2230 Uhr oben auf dem Gipfel. Die Rundsicht ist überwältigend und die Einsamkeit fast absolut: wären da nicht die fernen Lichter von Flühli oder ab und zu ein vorüberziehendes, blinkendes Flugzeug, man könnte sich irgendwie wie ein einsamer Mammut-Jäger während der Eiszeit fühlen.
Der Windchill-Faktor ist nur noch eine theoretische Grösse, es wäre auch ohne Wind bitterkalt. So fällt die Teepause aus, ich trage mich mit steifen Fingern im nagelneuen Gipfelbuch ein, das die SAC Sektion Brugg hier am Vortag deponiert hat. Dann mache ich mich im Express-Tempo auf den Rückweg. Wo immer möglich, geniesse ich im Abstieg die Hänge in der Diretissima und verfolge meine eigene Linie im jungfräulichen Schnee: welche Freude, so durch die Einsamkeit zu pflügen. Dies gibt mir auch Gelegenheit, die Schneebeschaffenheit ganz unmittelbar zu erleben. Die Pulverschneemassen vom Wochenende haben sich nach nur einem sonnigen Tag an den Südexpositionen bereits in einen unangenehmen Harschdeckel verwandelt. Ein deutliches Zeichen, dass es bald Frühling wird? Auffällig ist auch, dass nicht nur die Exposition, sondern auch die Hangneigung einen starken Einfluss auf die Umwandlung der Schneeoberfläche hat: je mehr die Hänge von ca 30° abweichen (steiler oder flacher) desto ursprünglicher, pulvriger ist der Schnee. Das kann man sicher auch in schlauen Büchern nachlesen, aber auf der nächsten Skitour wird mir das selbst Erlebte eher in den Sinn kommen, als Angelesenes.
Kurz vor Mitternacht bin ich wieder beim Auto im Langis. Der Parkplatz ist mittlerweile leer. Der gefährlichste Teil der Tour beginnt: die Fahrt nach Hause! Auf der Rückfahrt nach Sarnen schrecke ich noch einen Hasen auf, der ziemlich verduzt mitten auf der Strasse hocken bleibt und sich wundert, was das wohl für ein Spinner ist, der um Mitternacht noch den Glaubenberg runterfährt.
Fazit: eine wunderschöne, meditative Tour.
Tourengänger:
TomClancy
Communities: Alleingänge/Solo, Schneeschuhtouren
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Kommentare (11)