Pazola-Pazola-Cavradi!


Publiziert von danski , 3. Dezember 2012 um 22:22.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 1 Dezember 2012
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR   Gruppo Piz Blas 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Freitag: Oberalppass-Pazolastock-Tschamutt, Samstag: Oberalppass-Pazolastock-Trutg Nurschalas-Camona da Maighels-Piz Cavradi-Tschamutt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:MGB bis Oberalppass

Nein, das ist kein neuer Schlachtruf der Skitouren-Fangemeinde, aber eine immer wieder erfolgsversprechende Kombination. Vor allem wenn im Gebiet grosse Neuschneemengen gemessen werden, man sich zeitlich abseits des "Massenskitourismus" bewegen und sich auf die Gesellschaft der besten crew verlassen kann. Und genau so war es einmal mehr am vergangenen Wochenende!


Freitag, 30.11.2012

Die beträchtlichen Neuschneemengen und eine gute Chance auf blauen Himmel und Sonnenschein verlieh uns einen gewaltigen Motivationsschub, der uns am Freitagmorgen nach Andermatt führte. Nach dem wir uns am Bahnhof mit der lokalen Ski-Legende (nicht Bernhard Russi...) verabredet hatten, verliessen wir uns auf die zuverlässigen Dienste der MGB. Doch was wir zum Zugfenster hinaus beobachteten, stimmte uns noch nicht so arg zuversichtlich. Offensichtlich trieb der Wind sein Unwesen. Auf dem Pass waren wir dann nicht mal die einzigen, die den Zug verliessen. Ein älterer Urner mit geschätzten 80+ Lenzen tat es uns gleich, zog die Felle auf und wechselte mit uns ein paar Worte. Er tue dies alljährlich, liess er uns wissen und trottete zufrieden mit sich und der Welt Richtung Calmut. Respekt! Wir hingegen zogen eine Spur die andere Talseite hoch. Schon bald versanken wir knietief, aber der Schnee war so luftig und leicht, dass es eine grosse Freude war. Selbst das Wetter schien uns noch freundlich gesinnt. Wir wählten eine defensive Linienwahl. Die Querung erwies sich als unproblematisch und bald standen wir in einem Mix aus Sonne, Nebel und leichtem Schneefall auf dem Pazolastock. Es war saukalt und unsere Körper verlangten nach wärmenden Abfahrtsbewegungen.

Die eingeschränkte Sicht hinderte uns daran, das Gaspedal voll durchzudrücken. Doch das tat dem Spass kaum Abbruch, denn der sehr sehr tiefe und luftige Powder liess uns geradewegs über alles hinweggleiten. Wiederum wählten wir eine defensive Linie. Wir mieden die weiten, gegen unten steiler werdenden Osthänge und blieben stattdessen fast immer auf ausgeprägten Rücken. Setzungen waren zum Teil spür- und manchmal auch hörbar. Ein kleines, harmloses Schneebrett gemahnte uns an die immer noch angespannte Situation. Sicher fanden wir unseren Weg hinunter nach Tschamutt und zurück nach Nätschen, wo wir noch einmal in den Genuss von einigen zusätzlichen Abfahrtshöhenmetern unter der Sesselbahn kamen. Mit einer Frage mussten wir uns noch beschäftigen: Tour oder Freeride am darauffolgenden Samstag?

Samstag 01.12.2012

07:27 am Bahnhof Andermatt, die Original Crew aus meiner Wenigkeit, Manu und Nic besteigt den Zug Richtung Oberalppass. Also doch Tour! Eines vorweggenommen, wir sollten es nicht bereuen... Dank unserer Spur vom Freitag gelangten wir mühelos hoch zum Pazolastock. Nun zeigte sich das Wetter diesseits des Alpenkammes von seiner Sonnenseite, aber jenseits im Süden brodelte es bereits. Sonst gab es keine grosse Hektik, denn ausser 2 Tessinern kam die grosse Masse mit dem späteren Zug. Jetzt liess die Sicht alles zu! Gleissende Sonne, kalter, extrem luftiger Schnee in unerhöhrten Mengen erlaubte uns eine etwas andere Fahrweise als am Tag zuvor. Kuppen und kleine Felsen wurden kurzerhand überflogen um gleich wieder "kalten Rauch" hinter sich herzuziehen. Nach dem uns eine kleine Rinne in die Fläche bei Trutg Nurschalas ausgespuckt hatte, war die Endorphinausschüttung auf ihrem Höhepunkt angelangt. Leider war der Spass wie immer von viel zu kurzer Dauer und natürlich wollten wir mehr! Als nächstes Ziel wurde der Piz Cavradi auserkoren. Wir zogen eine einsame Spur zur Maighelshütte, wo wir es uns für die Lunchbreak gemütlich machten. Der Föhn produzierte fantastische Stimmungen, vermochte aber auch immer mehr Wolken vor die Sonne zu schieben. Der Aufsteig zum Cavradi war im unteren Teil etwas suboptimal, da die Lichtverhältnisse nun doch unsere Wahrnehmung beeinflussten. So legten wir eine umständliche Spur, die wir immer wieder um grosse, nur halbwegs eingeschneite Felsen legen mussten. In der Gipfelregion erfasste uns der Wind zunehmend und verfrachtete beträchtliche Schneemengen. Das Gelände erlaubte uns jedoch eine objektiv recht sichere Abfahrt nach Tschamutt. Der nordseitige Gipfelhang wäre wohl ein 99% Treffer gewesen um ein Schneebrett auszulösen, aber diese Stelle kann man ostseitig gut umfahren. Immer schön auf dem Rücken Crap Marsch fahrend, kamen wir noch einmal in den Genuss von etwas windbeeinflussterem doch immer noch sehr schönem Schnee. Ab dem P.1984 lohnt sich die weitere Abfahrt wegen zu wenig Schnee noch nicht und so stöckelten wir auf der Stauseestrasse zurück zur Alp Milez.

Im "Spycher" in Andermatt liessen wir uns über die Verhältnisse am Gemsstock aufklären. Wie zu erwarten war, fielen Herrscharen über Gletscher und Felsental her... Wir fühlten uns bestätigt in unserer Entscheidung! Aber ein Tag "Höhenmeterfressen" beim freeriden steht jetzt doch langsam recht hoch oben auf der Pendenzenliste, dann aber nur unter der Woche!

Tourengänger: nprace, danski, manny


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