Petite Dent de Morcles, 2929 Meter La Perle

Meine erste Tour im Waadt sollte mich auf die Petite Dent de Morcles führen. Ich hatte bereits im SAC Heft 7/2011 Bilder der Felsbastion gesehen und auch die Berichte aus diversen Routenbeschrieben versprachen ein einzigartiges Klettererlebnis.
Hoch gespannt mit welchen Schwierigkeiten dieser Berg aufwarten würde, fuhren wir am letzten schönen Oktoberwochenende in die Westschweiz. Als Aufwärmprogramm hatten wir bereits am Samstag den Pillier de Pissechevre (6a+) erklommen, der auf dem Weg nach Morcles linker Hand oberhalb eines verwilderten Wein- oder Obstgartens aus dem Wald ragt.
Am nächsten Tag stiegen wir bereits um 7 Uhr vom Parkplatz Les Martinaux oberhalb des Skiliftes, wo wir die Nacht über campiert hatten hinauf zu den Militärbaracken von Rionda und von dort in steiler werdenden Gelände weiter an den Einstieg zu unsere Kletterroute. Der Einstieg zu den meisten Routen an der Petite Dent de Morcles beginnt auf knapp 2600 Metern am Anfang des grossen Bandes (La Grande Vire). Wir hatten uns für die Route La Perle entschieden, die nur wenig entfernt vom Klassiker "Forteresse de Vide" eingbohrt worden war. Die Kletterei gestaltete sich äusserst abwechslungsreich, vor allem durch die verschiedenen Gesteinsarten begünstigt, aus denen die Dents de Morcles aufgebaut sind.
Wie in einer langen Mehrseillänge geboten, mussten wir uns immer wieder den Zeitplan in Erinnerung rufen, da wir für den langen, sehr ausgesetzten und teilweise heiklen Abstieg mindestens zwei Stunden brauchen würden und diesen vor Einsetzen der Dunkelheit hinter uns gebracht haben wollten.
Wir erreichten den Gipfel schliesslich gegen 16.30 Uhr. Wir konnten nicht lange die Aussicht geniessen und so machten wir uns gleich an den Abstieg. Erst noch über den harmlosen Gipfelrücken, ging es bald steiler werdend hinüber zur Grande Dent de Morcles. Eine etwa 20 Meter hohe Platte musste mehr oder weniger frei erklettert werden, ehe es enlang nicht enden wollender, äusserst schmaler und mit Schutt übersääter Felsbänder unterhalb des Gipfels der Grande Dent de Morcles abwärts ging. Zu guter Letzt führte der Weg durch ein steiles, von imposanten Felswänden umgebenes Couloir zurück zur Grande Vire, von dort bereits im Dämmerlicht zurück zum Parkplatz.

Fazit: Ein sehr imposantes Felsmassiv mit einigen spektakulären, gut abgesicherten Kletterrouten und atemraubenden Tiefblicken. Die Vielfalt der Gesteine ist einzigartig und in jedem Fall ein Besuch wert.