Dinara 1831m, Kroatien - ein langer Marsch


Publiziert von gehlebt , 5. Oktober 2012 um 16:52.

Region: Welt » Kroatien
Tour Datum: 4 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: HR 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Bahnhof Knin - Krčić-Tal - Dinara - Bahnhof Knin, insgesamt knapp über 50km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bewusst ohne Auto und nur mit der Bahn. Mit dem Nachtzug von Zagreb nach Knin.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel und Zimmer in Knin verfügbar, Hütte Brezovac (vorher informieren http://www.plsavez.hr/info/planinarske-kuce/planinarska-kuca-brezovac/)
Kartennummer:Smand 40 Dinara ca. 1:30.000 oder Kartenausschnitte von den online verfügbaren topographischen Karten http://preglednik.arkod.hr

Dass es ein langer Marsch werden würde war mir durchaus bewusst. Das hätte ich aber meinem Körper vorher auch mitteilen sollen, er rechnete mit weniger km. Aber alles gut gegangen und alle Körperteile, Muskeln und Sehnen sind glücklich und gesund. Der höchste Berg Kroatien's, der Dinara (Sinjal) mit einer Höhe von 1831m ist erfolgreich mit Eisenbahn und zu Fuß erklommen worden.

Die Anreise erfolgte mit dem Nachtzug aus Zagreb. Die Waggone waren leer und als ich mich an das Klappern und Scheppern gewohnt hatte, konnte ich auf den Sitzen extrem gut schlafen. Es war 6 Uhr früh als ich die Füße auf Knin'sches Stadtgebiet setzte und begab mich auch sofort auf den Weg. In meinem Rucksack hatte ich insgesamt 3 Liter Wasser. Auf der gesamten Strecke findet sich nicht eine einzige Quelle oder Wasserstelle, da heißts selbst schleppen. Die beleuchtete Straße entlang bis zu einem Kreisverkehr, die Eisenbahntrasse überquerend und immer der Hauptstraße folgend. An einer größeren Kreuzung, bei welcher zur Rechten eine Verbindung nach Split angeschrieben steht, querte ich geradeaus die Straße und ging nun eine schmale Asphaltstraße entlang. Nach kurzer Zeit stieß ich auf eine beschriftete Kreuzung. Wer der Straße ins Krčić-Tal folgen will sollte sich hier links halten, wer aber glaubt, so wie ich, dass man der Beschriftung "Krčić" nach rechts folgen muss um gemütlich ins Tal zu kommen, der irrt. Wenn man so geht wie ich, quert man eine Brücke über den Fluss Krka. Nach der Brücke bog ich links ab und folgte dem Fußweg bis zum Wasserfall Krsko Vrelo. Von hier kommt man auch mit etwas mühsamen Aufstieg wieder zur Straße. Rechts an dem versperrten Eingang vorbei sieht man mehrere Varianten um nach oben zu gelangen.

Wieder auf der Straße wandelte sich diese relativ schnell in eine Schotterstraße. Etwas langatmig bleibt man nun für 12km auf dieser Straße, wandert an einigen Häusern und alten Mühlhäusern vorbei, der Krčić-Fluss ist leider ausgetrocknet und wird wahrscheinlich erst im Winter wieder Wasser führen. Über eine Brücke quert man den Fluss und eine dreiviertel Stunde später erkennt man eine Abzweigung nach links, bei welcher ein Stein mit der Beschriftung "Dinara" liegt und das Massiv meist auch schon erkennbar ist (wenn Nebel nicht die Aussicht stört). Hier erlebte ich ein Schauspiel wie noch nie zuvor. Eine Nebel-Wolkenbank verhinderte jeglichen Ausblick und ich machte eine kurze Snackpause. Nach und nach verzogen sich die ersten Wolken und ich konnte die Spitze des Dinara erblicken und wieder einige Minuten später war das gesamte Massiv frei ersichtlich. Habe ich in so kurzer Zeit noch nicht gesehen.

Die Schotterpiste führt nun in Richtung Dinara (die Route ist auch im Bericht von pika8x14 gut beschrieben), Höhenmeter macht man jedoch nur wenige. Nach 3 Kilometern wählt man bei einer Kreuzung den Weg der rechten Schotterpiste. Einige Kurven später beginnt der echte Aufstieg. Von nun an ist der Weg durch Wälder, Wiesen und Steinfelder gut mit einem rot-weißen Punkt, einer weißen Scheibe an den Bäumen oder mit "Plastikbechern" an den Ästen gut markiert. Nur einmal, kurz nach dem Beginn des Aufstieges, muss man sich auf ein Steinmännchen verlassen und man nimmt den schmalen Pfad etwas rechts gehalten.

Steilere Abschnitte wechseln sich mit flachen Waldstücken ab, ein für mich sehr anstrengendes Stück folgte bei ca. 1200m, umgestürzte Bäume versperrten den Weg und man muss nicht nur einmal ausweichen oder überklettern. Hier zeigte mir mein Körper erstmals, was er von dieser Tour hielt. Selten, dass ich beim Aufstieg schon so kaputt war, Spitzensportler sagen dazu "blau werden". So hinterließ ich hinter einem Felsen einige Gepäckstücke, welche ich beim Aufstieg nicht mehr brauchen sollte um weniger Gewicht raufzuschleppen. Nun erging es mir schon etwas besser, dennoch, jeder umgestürzte Baum lies in mir einen Seufzer hochkommen. Als ich das Plateau auf ca. 1500m erreicht hatte, ließ ich nun endgültig meinen Rucksack zurück und nahm nur das Notwendigste für die Gipfelbesteigung mit. Der sehr guten Markierung folgte ich bergauf vorerst noch an Latschen vorbei und später nur mehr über Felsen. Mittlerweile pfiff mir ein kalter Wind um die Ohren, jammern half aber nichts, Haube und Handschuhe waren im Rucksack.

Nach kurzer Zeit erblickte ich das Gipfelkreuz und den Vermessungsstein, den davorliegenden Kessel umging ich zur Rechten immer der Markierung folgend. Und so stand ich nun am Gipfel des höchsten Berges Kroatiens. Ein gutes Gefühl nach den Strapazen. Ich trug mich ins gut eingepackte Gipfelbuch ein, der letzte Eintrag im übervollen Buch war vor zwei Tagen getätigt worden. Hier oben war keine Menschenseele außer mir, ich traf auch auf dem gesamten Aufstieg und am gesamten Abstieg keinen einzigen Menschen (außer in der Stadt).

Bevor mir aber die Finger abfroren, machte ich mich wieder am Rückweg. Gut erkennbar ist auch die markierte Aufstiegsroute auf den Dinara von Glavas. Ich folgte aber der Markierung "Brezovac" wieder zurück zu meinem Rucksack und weiter bergabwärts zu meinen restlichen Liegenschaften. Schon etwas gequält hievte ich mich und meinen Rucksack über die überdimensionalen Mikado-Stäbe. Es war 18 Uhr, als ich wieder an der Schotterstraße im Krčić-Tal ankam und hatte, ohne es zu wissen, schon 35km in den Beinen. Das GPS hatte ich nur für den Weg ab der Schotterstraße eingeschaltet. Mit dem GPS schaltete ich auch mein Hirn aus und konzentrierte mich nur noch auf den Rückweg, es wurde dunkel und ich aktivierte die Stirnlampe. Ohne eine einzige Pause und mit flottem Tempo erreichte ich kurz vor 21 Uhr den Bahnhof Knin. Auf den Nachtzug nach Zagreb musste ich noch ein bisschen warten, so hatte ich wenigstens Zeit die einzelnen Schmerzreize meines Körpers zu zählen.

Fazit:
Die Besteigung des Dinara mit der Variante direkt vom Bahnhof Knin zu starten ist durchaus an einem vollen Tag machbar. Wer sich aber bald genug bei der Hütte Brezovac anmeldet, kann durchaus auch dort sein Nächtle verbringen und muss sich nicht hetzen um nach Knin zurückzukommen. Das Krčić-Tal ist schön anzusehen, aber leider etwas langatmig. Vielleicht ist die Strecke im Frühjahr bei einem fließendem Fluss etwas abwechslungsreicher. Ab der beschrifteten Abzweigung folgt noch ein etwas zäher Teil auf Schotterpisten, ehe erst der richtige Aufstieg startet. Dieser ist unterhaltsam und attraktiv, mit einer schönen Aussicht und gut markiert. Die gute Markierung setzt sich bis zum Gipfel fort und der Ausblick von ganz oben lohnt für alle Mühen. Eine schöne, ruhige Tour.

Tourengänger: gehlebt


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Geodaten
 13294.gpx Aufstieg ab Krcic-Tal

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