Die ganze Welt über mir - tief im Barranco de las Angustias


Publiziert von rojosuiza , 7. Juni 2012 um 20:19.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » La Palma
Tour Datum:15 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Unterkunftmöglichkeiten:nichts, kein Wasser!

Die Bilder geben die Sache nur schlecht wieder. Zu dicht ist man auf dem Motiv drauf. Die Höhen sind reduziert, die ganze Gewalt der Natur ist nur abzuschätzen.
 
Der Name ist ‚Barranco de las Angustias‘. Ich habe mich immer gewundert, ob denn ein Weg führen würde aus dieser Schlucht – und wenn es keinen Weg gäbe, warum nicht. Jetzt weiss ich es. Unterwegs schien es mir ratsam anzuhalten und die einzige Bewohnerin, die ich zu Gesicht bekam, zu befragen. Wenn man immer weiter hineingeht in so ein unbekanntes Loch, und zum Schluss folgt ein Damm, den man nicht passieren kann, oder ein wasserfallartiger Sprung im Gelände… Dann muss man zum Schluss alles wieder zurückgehen, dazu hat rojosuiza keine Lust: Vorwärts gern, zurück lieber nicht!
 
Gibt es einen Weg? – Ja, es gibt eine Passage. Gibt es Gründe, dass da kein offizieller Weg läuft? – Ja, die gibt es.
 
Vom Feriendomizil aus sind es nur wenige Schritte den Berg hinauf, auf einer asphaltierten Strasse. Dann ist der Blick in die Schlucht frei, den Barranco de las Angustias. Die asphaltierte Strasse zieht sich danach  hinunter zum Talboden. Auf Asphaltstrassen wandern ist kein Vergnügen, auch nicht, wenn der Bub  im Beifahrersitz des entgegenkommenden Wagens allerartigst grüsst. Bald geht ein alter Pfad ab von der Strasse und führt steil hinab;  immer wieder kreuzt er die Autostrasse. Wo eine Schotterpiste beginnt, die schluchtabwärts verläuft, verlasse ich Weg und Strasse und folge der Piste. Man trifft auf ein oder zwei Gehöfte, ein altes Stauwehr, einen der vielen privaten Wasserspeicher. Da ist auch die letzte Hazienda! Ihre Bewohnerin gibt mir Bescheid, dass weiter zwar kein Weg mehr geht, aber man durchaus weiterkommt, wenn man das Flussbett benützt. Zuerst auf die andere Seite, hier ist die letzte Brücke, und danach hinunter ins Flussbett. Das ist bis auf zwei, drei Lachen völlig trocken; es hat im Winter kaum geregnet und darum ist das Bett nur Stein und Staub. In der Schlucht gibt es überall Wasserrohre und kleine Stromerzeugungsanlagen. Wie die gebaut worden sind? – Man hat rücksichtslos eine Schotterstrasse in den Fluss gelegt, die Anlagen gebaut, und dann die Pisten aufgegeben. Nun gibt es kleine Stückchen Strasse, gefolgt von Flussbett, gefolgt von Strasse.
 
Die Schlucht wird immer enger, die Wände immer höher. Die Sache beginnt überzuhängen. Die ganze Welt ist über mir.

 Es drängt sich das Gefühl auf, dass von Zeit zu Zeit etwas herunterfallen könnte, dem einsamen Wanderer direkt auf den Kopf! Das ist dann wohl der Grund, dass hier kein Weg ist: einmal der Platzmangel – man läuft ja im Fluss, was nur bei trockenen Verhältnissen geht – und die grosse Gefahr von Steinschlag. Wenn es hier einen Wanderweg gäbe, müssten auch die Ersteller der verschiedenen Anlagen ihre kaputten Maschinen und Installationen wegschaffen… Bevor es den Tourismus gab, hatten die Vorfahren auch keinen guten Grund hier einen Weg zu erstellen: im Tal wohnt so gut wie keiner, und wer heute da wohnt, will nach El Paso oder Los Llanos…
 
Kurz vor Puerto de Tazacorte führt die Hauptstrasse über den Fluss. Da will ich aussteigen, weil ich nicht erst nach Puerto de Tazacorte gehen will, um danach wieder auf 500m hinaufzusteigen zum Feriendomizil. Auf der orographisch rechten Seite gibt es ein Kraftwerk. Ab da führt eine Schotterstrasse nach vorn, hinauf auf die Hauptstrasse. Man kann auch dem Flussbett folgen, darf sich aber nicht verleiten lassen wie ich, in die Bananenplantagen aufzusteigen. Das ist eine Sackgasse. Man bleibt im Flussbett und folgt ihm bis nach der Brücke der Hauptstrasse. Dort geht ein Strassenstück steil nach oben; es ist dies der Rest von einer von diesen 'Baustrassen', die benötigt wurden um eine technische Anlage anlegen zu können. Die Anlage versieht ihren Dienst heute noch, die Strasse ist vom Fluss hinweggefegt. Ein bisschen Blockklettern, keinem hikr ein Problem, rojosuiza ist oben auf der Hauptstrasse. Nur wenige Meter, und er kann dem ‚camino real‘ folgen, der ihn zurück nach Los Llanos führt.
 
Beeindruckende Wanderung. Kaum Leute gesehen, unten in der Schlucht ist keine Menschenseele.      

Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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