Viamala. Auf kulturellen und geschichtlichen Pfaden unterwegs


Publiziert von Lulubusi , 3. Juni 2012 um 21:09.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Domleschg
Tour Datum:27 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Chur nach Thusis
Unterkunftmöglichkeiten:in Thusis genügend vorhanden
Kartennummer:LK 1:25000 BL1215 Thusis

 

Viamala ein Kulturpfad

 

Heute war ich mal auf kulturellem und geschichtlichem Pfad unterwegs. Da in Cazis die Viamala und ihre Geschichte sich beinahe vor der Haustüre befindet, lag es doch mal nahe ein Sonntagsausflug dorthin zu unternehmen.

 

Geschichtliches

Die Viamala ist genau genommen ein Wegabschnitt zwischen Thusis und Zillis im Graubünden. Rätoromanisch „veias malas“ heisst übersetzt „schlechter Weg“ was einiges über den früher berüchtigten Weg entlang des Hinterrheins aussagt.

Diese Schlucht die sich tief in den Fels eingeschnitten hat, bildete dazumal das schwierigste Hindernis im unteren Teil der Strasse zwischen Chur und den Alpenpässen Splügen und San Berardino.

 

Forschungen belegen, dass bereits zur Römerzeit ein Weg durch die Viamala führte. Es konnte aber nicht vollständig geklärt werden, ob dieser Weg bereits mit Wagen befahrbar war. Zeichnungen aus der Bronzezeit und Funde aus der Eisen-, Bronzezeit, weisen darauf hin, dass es bereits um 1500 v.Chr. einen Pfad durch die Alpen in dieser Region gegeben haben muss.

Für den nördlichen Zugang in die Schlucht gab es zwei Möglichkeiten. Von links her kommen vom Masein über Rongellen oder auf der rechten Seite von Sils im Domleschg via Burg Hohenrätien und die Kirche St. Albin. Beide Wege treffen sich im Nesselboden, dem nördlichen Eingang der Schlucht.

Man vermutet, dass die Römer die Schlucht auf der linken Seite, durch aus dem Fels gehauenen Halbgalerien, bezwingen konnten. Bei der heutige Brücke des Wanderweges, leitete eine hölzerne Brücke wieder auf die rechte Seite und weiter nach Zillis.

 

Im Mittelalter verlagerte sich der Fernverkehr vom Splügenpass auf die Strasse über den Septimerpass und der Pfad durch die Viamala verlor zusehends an Wert. Der bereits schlecht unterhaltene Weg zerfiel noch mehr, was Schlucht und Pfad ab dem 13. Jahrhundert den Namen Viamala einbrachte.

Um 1470, beschlossen die Gemeinden Thusis, Masein und Cazis den Weg zwischen Thusis und Scharms zu sanieren. Anstelle der Holzbrücke wurde ca. 1.5 Kilometer weiter südlich die steinerne Punta da Tgiern errichtet. Das Wegstück aus Römerzeit wurde ebenfalls saniert und bis zur neuen Brücke verlängert. Auf kühne Art und Weise wurde der Weg aus dem Fels gehauen oder auf Holzstegen durch die Schlucht geführt.

 

Durch diesen Ausbau, wurde die Splügenroute zur wichtigsten Bündner Transitverbindung. Säumer, Handelsreisende, Diplomaten, Lindauer Bote oder „frühe Touristen“ nutzten die Viamala.

 

Ein weiterer Ausbau erfolgte 1738-1739. Durch den Neubau zweier Brücken, eine davon ist bis heute erhalten, konnten die exponiertesten Abschnitte des römischen Weges auf der rechten Seite umgangen werden.

 

Während der herrschenden Hungersnot im Jahr 1816 konnten viele eingekaufte Nahrungsmittel, da die Transportkapazität über die Passe ungenügend war, nicht rechtzeitig aus dem Süden ins Graubünden transportiert werden und verfaulten. Dies wurde zum Anlass genommen den Ausbau des Strassennetzes über die Pässe voran zu treiben. 1821 wurde schliesslich die neu Fahrstrasse in der Viamala fertiggestellt. Sie führt in Tunnels und Galerien durch das Verlorene Loch. So wurde der Anstieg über die Rongeller Höhe umgangen. Die Brücken wurden weiterhin genutzt und zusätzliche eine Terrasse aus dem Fels gesprengt.

 

Ein verheerendes Hochwasser zerstörte Jahre später die Strasse im Bereich der Punt da Tgiern. Als Ersatzbau wurde etwas weiter nördlich, im Jahr 1836, die Rania-Brücke erstellt. Abgesehen von einem neuen Tunnel und zwei Brücke die anstelle der Wildener Brücke traten, entspricht der damalige Strassenverlauf der heutigen Kantonsstrassse. Die Wildener-Brücke besteht noch und ist für Fussgänger zugänglich.

 

Zwischen den beiden Brücken wurde ein kleiner Parkplatz mit Kiosk erstellt und die Schlucht mittels einer Treppe mit über 300 Stufen, die in die Tiefe führen, erschlossen.

 

1996 wurde schliesslich die heutige A13 fertiggestellt. Gleichzeitig wurde durch den Bau einer Brücke, die Reste des historischen, römischen Wegverlaufes an der rechtsrheinischen Seite, erneuert und erschlossen.

 

Aufstieg

Mein Weg auf geschichtlichen Pfaden beginnt in Thusis P.720 etwas unterhalb der spätgotischen, reformierten Marienkirche.

Südwärts wandere ich via Kreisel Thusis Süd zur alten Strassen, die unter der Kantonsstrasse verläuft und taleinwärts führt. (druchgehend mit viaSpluga beschildert) Die durch den Wald führende Strasse die eine moderate Steigung aufweist, macht den Weg zum Verloren Loch zu einer gemütlichen Wanderung. Bereits auf diesem Teilstück lassen Tiefblicke erahnen wie schwierig es früher gewesen sein muss, durch die Schlucht einen Weg zu finden.

 

Vom Verloren Loch gelange ich in wenigen Minuten zu P.862. Ab hier befindet man sich auf der Hauptstrasse, was durch ein merklich höheres Verkehrsaufkommen spürbar wird. Nach ca. 300m besteht die Möglichkeit die Strasse zu verlassen.

„Nach links führt eine Fahrstrasse hinunter zur Rheinbrücke. Nach der Brücke rechts abbiegen. So gelangt man über einen schmalen Pfad und eine Geländerippe visavis der Trögli-Galerie der A13 zum Viamala-Kiosk.“

Ich entscheide mich auf der Strasse zu bleiben und folge dem offiziellen, orangen Wegweiser Viamala. Dies stellt sich allerdings nicht als den besten Entscheid heraus. Im Grunde genommen ist diese Teilstück bis zu Viamala-Kiosk zwischen P.864 und P.877 eine recht spannende und interessante Sache. Tunnel und Galerie Durchquerungen gestalten es sehr abwechslungsreich und interessant, wenn da nur nicht der Verkehr wäre.

Als besser auf die andere Talseite ausweichen. Achtung: Aus Wanderweg wird auf der anderen Seite Bergwanderweg.

 

Beim Viamala-Kiosk hinterlege ich meinen Fünffränkler und mach einen Abstecher in die Viamala Schlucht hinunter. Dies halbe Stunde sollte man einplanen, da es doch eine recht imposante und nicht alltägliche Sache ist.

 

Rückweg

Nach meinem eigentlichen Ziel, den Besuch der Schlucht mache mich auf den Rückweg. Auf der anderen Strassenseite des Kiosk führt ein Bergwanderweg in den Wald hinein und zurück bis nach Thusis.

Dieser Bergwanderweg der über eine Geländerippe, gegenüber der Trögli-Gallerie A13 nordwärts führt folge ich. Erst kurz aufwärts und danach hinunter zu einer Fahrstrasse. Dieser folge ich bis wenige Minuten nach P.842 Bergweg nach rechts weg führt. Ab jetzt befindet man sich auf der Passage Traversinersteg. Der Bergwanderweg schlängelt sich durch den Wald bis zum Traversiner Tobel hoch. Dieses wir mittels einer imposanten Hängebrücke (Hängetreppe) überwunden. An dessen Nordseite, befindet sich ein wunderbarer Grillplatz.

Weiter geht es, ohne wirklich nennenswerte Höhenmeter, dem schmalen Waldpfad folgend durch Sansias nach P.904, Sant Albin, P.974, hier verwandelt sich der Bergweg in eine Fahrstrasse über die man schnell Burg Hohenrätien erreicht.

Auf einem grossen Teil des Abschnittes Traversinersteg wandert man nahe den den senkrecht abfallenden Felsen, die bis zum Rein Posteriur hinunter reichen, was immer wieder zu spektakulären Tiefblicken führt. „runter schauen, nur für Schwindelfreie“

 

Ab Burg Hohenrätien führt nochmals ein Bergwanderweg abwärts nach Vartaschia, nun nach links bis ich unter der A13 auf die Hauptstrasse treffe die mich zum Parkplatz und meinem Auto bringt.

 

Startpunkt

Thusis 720m

 

Ziel

Schlucht Viamala ca. 870m

 

Anforderungen

Zur Schlucht leichte Wanderung T1. Ab P.862 unterhalb Rongellen bewegt man sich auf der Hauptstrasse.

Der Rückweg über den Traversinersteg verläuft grösstenteils über einen gut angelegten Bergwanderweg im T2 Bereich.

 

Material

Übliche Bergwanderausrüstung

 

Zusätzliche Info

Der Schluchtabstieg in die Viamala vom Kiosk aus ist April und Oktober von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr und Mai – September von 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr möglich.

http://www.viamala.ch/de/welcome.cfm

http://www.thusis.ch/

http://www.traversinersteg.ch/texte/region-text.html

 

Fazit

  • Tolle und sehr abwechslungsreiche Wanderung
  • Kann beliebig ausgebaut oder mit Postauto verkürzt werden.
  • Schluchtabstieg ein lohnenswerter Ausflug.
  • Schlucht kann auch separat besucht werden.
  • Tour absolut Familien tauglich. Achtung: Traversinersteg ist nicht Kinderwagen tauglich
  • Tour ist gut mit via Spluga beschildert
  • Macht man eine zusätzliche Schlaufe oberhal Sils über Crap Caschena können die Zeichnung aus der Bronzezeit bewundert werden.
  • Wanderung auch bei etwas schlechterem oder unsicherem Wetter ohne Probleme möglich.

 

Genaue Route

Thusis P.720, (Westseite Viamala), Felsberger Wäldli, P.817, Verloren Loch, P862, Viamala Kiosk, Schluch, (Ostseite Viamala), P.842, Hängebrücke Traversinersteg, Sansias, P.904, Sant Albin, P.974, Burg Hohenrätien, Vartaschia, nach links und zurück nach Thusis P.720

 

Alternativ:

Es bestehen diverse Wandermöglichkeit rund um die Viamala Schlucht.


Tourengänger: Lulubusi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
2 Sep 12
Viamala-Schlucht · StefanP
T2
T2
T2
T2
11 Jun 06
Viamala und Burg Hohenrätien · CampoTencia
T2
7 Mai 16
Gola della Viamala · ale84

Kommentar hinzufügen»