Chli Bielenhorn (2940m) und Schafberg (2591m)

Mitte Mai und es lockt frischer Pulverschnee – eine solch seltene Gelegenheit kann man sich einfach nicht entgegen lassen. Die Neuschneemenge hielt uns aber davon ab, auf's Sustenhorn zu gehen. Stattdessen wollten wir unsere offene Rechnung mit dem Chli Bielenhorn begleichen und den Gipfel mal bei Prachtwetter besuchen.

Der Website des Hotel Tiefenbach auf gipfelbuch.ch entnahmen wir, dass die Strasse in den Tiefenbach so etwa um 7.30 Uhr geräumt und befahrbar sein würde. Früher zu gehen und in Realp zu starten war keine Option, denn spätestens zur Abfahrzeit würde der Neuschnee dort wohl schon wieder weg geschmolzen sein – und eine Unterlage hatte es ja an diesem Hang längst keine mehr. Für alle Fälle packten wir die Schneeketten ein und trafen um 7.15 Uhr bei der Barriere bei Hostetten ein. Und prompt: kurz darauf kam das Räumfahrzeug und in dessen Schlepptau ging's weiter.

Kurz nach dem Hotel Galenstock, in den steilen Hängen nach Tiefenbach, war dann fertig lustig. Kleine Lockerschneelawinen waren bereits niedergegangen und eine weitere traf das Auto vor uns. Statt an dieser unwirtlichen Stelle auf die Schneefräse zu warten wendeten wir und parkierten beim Hotel Galenstock, wo's kurz darauf los ging.

Es kam uns vor, als hätten wir die Tour noch nie gemacht. Im März betrug unsere durchschnittliche Sichtweite etwa 20-50m, doch diesmal kriegten wir endlich die wunderbare Arena von Gross Bielenhorn, Galenstock, Tiefenstock, Gletschhorn und Winterstock zu Gesicht. Im Aufstieg war's winterlich kalt, obwohl die Sonne schien, doch spätestens auf dem Tiefengletscher obsiegte die Wärme.

Wir waren etwas erstaunt, wie viele Tourengänger sich bei diesen Neuschneemengen den Galenstock bzw. den Tiefenstock vorknöpften. Später die Spuren deutend schien es aber, dass viele einfach eine tolle Abfahrt suchten und auf Höhe der Oberen Bielenlücke ihr Tourenziel erreicht hatten. Obwohl im Gebiet viele Leute unterwegs waren, hielt sich daher der Andrang am Chli Bielenhorn noch einigermassen in Grenzen.

Nach 2h 15min trafen wir auf dem Gipfel ein. Das Panorama entschädigte auf der ganzen Linie für unsere Nebeltour im März: Monte Rosa, Mischabel, Matter- und Weisshorn schienen zum Greifen nah. Dementsprechend lang genossen wir die Rast auf dem Grat unterhalb des Gipfels.

Die Abfahrtsverhältnisse bis auf den Tiefengletscher entsprachen unseren Erwartungen: Powder vom Feinsten! Und das Mitte Mai und im T-Shirt...! Da wir uns die flache Traverse unterhalb der Trüebenseeplanggen nicht antun und das prächtige Wetter noch etwas geniessen wollten, beschlossen wir dem Schafberg noch einen Besuch abzustatten. So fellten wir unterhalb der Albert-Heim-Hütte nochmals an.

Mittlerweile war's schon recht warm der Schweiss floss. Der Aufstieg zum Schafberg war aber weder steil noch sonderlich anstrengend. Oben angekommen, verabschiedeten sich bald die weiteren Besucher und wir hatten den Gipfel für uns alleine, was wir erneut für eine längere Pause nutzten.

Etwas spät, so gegen halb zwei Uhr, schnallten wir die Skis wieder an. Bei P. 2435 liessen wir uns durch ein paar Spuren verleiten, welche direkt den Hang hinunter anstatt ein wenig östlich ausholend verliefen, weshalb wir in ziemlich steiles Gelände gerieten, wo schon einiger Nassschnee runter gerutscht war. Mit etwas Vorsicht bewältigten wir aber auch diese Stelle. Zurück zum Hotel Galenstock ging's am Flottesten auf der Aufstiegsspur, denn daneben bremste der Schnee schon ziemlich stark.