Chli Bielenhorn (2940m)

Heftige Windböen, Whiteouts, Orientierungs-Training, Traumsulz und Sonne auf dem Gipfel, dies eine Kurzbeschreibung der heutigen Tour. Als wir nach einem geeigneten Tourenziel für Freitag suchten, erschien uns das Urserental aufgrund der vielfältigen Wetterprognosen noch als die Beste aller schlechten Optionen. Und so war's dann wohl auch.

Als wir morgens um 7 Uhr in Realp ankamen, stimmte uns der leichte Schneefall und der Nebel oberhalb ca. 2000m nicht gerade überglücklich. Entsprechend den Prognosen rechneten wir aber mit einer Wetterbesserung im Tagesverlauf und entschlossen uns, sicher mal zur Albert-Heim-Hütte aufzusteigen und dann dort zu entscheiden, ob das Chli Bielenhorn noch dran glauben musste oder nicht.

Nach dem Hotel Galenstock tauchten wir definitiv ins ewige Grau ein und so ab etwa P. 2272 beschränkte sich die Sichtweite auf max. 50m. Die vorhandenen Spuren und die Holzstangen leisteten gute Dienste, doch auch Kompass, Höhenmesser und Karte zogen wir oft zu Rate, was natürlich Zeit kostete. So dauerte unser Aufstieg zur Albert-Heim-Hütte knapp drei Stunden.

Nach einem Gespräch mit dem Hüttenwart und einer stärkenden Suppe beschlossen wir, die Obergrenze des Nebels zu erkunden, sofern's denn eine gab. Und prompt lichtete sich der Himmel auf dem Tiefengletscher, was wir allerdings mit heftigen Windböen aus allen Himmelsrichtungen bezahlten. Der Aufstieg Richtung Kamele bzw. Untere Bielenlücke war entsprechend ein stetiger Kampf mit Windböen, welche uns zuweilen beinahe umfegten.

Aber immerhin: Der Himmel wurde immer blauer und nach 1h 45min (ab Albert-Heim-Hütte) erreichten wir den Gipfel des Chli Bielenhorn. Die Böen luden nicht gerade zur ausgedehnten Rast ein, weshalb wir uns bald an die Abfahrt machten. Oben war's hart und verfahren, aber gegen den Tiefengletscher runter wurde der Schnee immer besser. Auf dem Tiefengletscher dann das definitive Whiteout: Für die nächsten Stunden galt Maximalsichtweite 20m.

Wir wollten nicht hinunter zum Tiefenbach (Gefahr von Nassschneelawinen auf der Passstrasse), doch verfehlten wir den Abzweiger nach Tätsch auf ca. 2380m knapp. Konsequenterweise entschlossen wir uns bei der Brücke bei P. 2259 für eine lange Traverse Richtung Tätsch. Um nicht in die Steilhänge zu geraten, orientierten wir uns stark an Karte und Höhenmesser. Nach einer Weile erreichten wir das Strässchen oberhalb Tiefenbach und folgten diesem etwas Richtung P. 2272. Kurz darauf stiessen wir auf unsere Aufstiegsspur, worauf wir wenig oberhalb des Hotel Galenstock die Nebeluntergrenze erreichten und endlich wieder etwas sahen.

Seit der Passage beim Chräiennest fuhren wir in bestem Sulzschnee. Nach dem Hotel Galenstock folgten wir mehrheitlich der Passstrasse, kürzten aber ein paar Mal ab. In den Hängen war der Sulz etwas zu tief und schwer und die Abfahrt auf der sulzigen Passstrasse machte deutlich mehr Spass. Fazit: Das Chli Bielenhorn mussten wir uns hart verdienen, doch wurden wir mit Sonne auf dem Gipfel und einem herrlichen Sulzblindflug belohnt. Der dicke Nebel forderte uns ziemlich heraus, doch dank einiger Hilfsmittel (Höhenmesser, Kompass und Karte sind bei solch widerlichen Bedingungen echt unerlässlich) und etwas Instinkt bestanden wir die Übung recht gut.

SLF: günstig, Gefahr von Nassschneelawinen im Tagesverlauf mässig