Tenerife / Barranco Secco / Über die alte Wasserleitung nach Los Gigantes
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Um es gleich vorweg zu sagen: Ich habe diesen Bericht hier verfasst um allen, die nach diesem Weg suchen, davon abzuraten. Im Januar 2012 wurden erfahrene Wanderer aus der Tour mittels Hubschrauber gerettet, der Einsatz wurde ihnen in Rechnung gestellt, und das Urlaubsbudget vergrößerte sich um 12.000€ .
Wir sind den Weg im letzten Herbst (2011) gegangen. Zunächst der Abstieg durch den Barranco Secco (hierzu gibt es hier einen sehr guten Tourenbericht), einen wunderschönen aber auch anspruchsvollen Barranco. Für alle, denen die Masca-Schlucht zu überlaufen ist, bietet sich hier eine sehr schöne Alternative. Wir sind den Barranco in den frühen Morgenstunden abgestiegen bis runter zum Strand. Wer Glück hat, gut organisiert hat weil er den Wiederaufstieg vermeiden möchte und ein wenig schwimmen mag, kann sich hier per Boot wieder nach Los Gigantes bringen lassen. Die Bootsanlegemöglichkeiten kann ich leider als Nicht- Bootserfahrener, schlecht bewerten. Sie wirken für mich als Laie allerdings eher rudimentär.
Nach einer kurzen Pause am Strand (Achtung, Steinschlaggefahr nahe der Felswände) sind wir ca. eine Stunde wieder in den Barranco Secco aufgestiegen bis zur Wasserleitung an der östlichen Schluchtflanke. Dieser betonierte Wasserkanal führt zu einem ca. 1km langen Stollen, der mit normaler Beleuchtung (Stirnlame, Taschenlampe) gut und trockenen Fußes durchschritten werden kann. Vom Startpunkt aus kann man wegen der geraden Wegführung bereits das Licht am Ende des Tunnels sehen. Teilweise zerstörte Schilder am Tunneleingang und -ausgang weisen auf alle erdenklichen Gefahren hin - berechtigterweise.
Am Ende des Tunnels steht man sofort am Abgrund, ca. 400-500m über dem Meeresspiegel.
Der Betonkanal verläuft von hier aus bis Los Gigantes, man benötigt von hier aus ca. 2h.
2h die es in sich haben. Neben der physischen Belastung (Klettern, Balancieren, Trittsicherheit,..) kommt eine extreme psychische Belastung hinzu: Kontinuierlich stark ausgesetztes steil abfallendes Gelände, extrem schlechte Wegverhältnisses, sofern man von einem Weg sprechen kann, Steinschlaggefahr, etc. runden das Adrenalinprogramm ab.
Den größten Teil des Weges "wandert" man neben dem eigentlichen Wasserkanal. Es gibt ein nettes Video in Youtube ("Canal Los Gigantes", ich habe es unten hinzugefügt aber nicht selbst gedreht) welches einen guten Eindruck über die Qualität des Pfades vermittelt. Allerdings ist hier nur die Marmeladenseite zu sehen. Das Video selbst wurde vermutlich auf dem Weg vom Barranco Secco zur Masca-Schlucht aufgenommen, es liegt in dem im Video gezeigten Kanal KEIN Kunststoffrohr, im Gegensatz zu folgenden beschriebenen Weg.
Das ist genau der Punkt, auf dem Weg nach Los Gigantes verläuft in dem ca, 30cm breiten Kanal ein dickes Kunststoffrohr, Wandern im Kanal ist also kaum, oder nur über eine kurze Distanz, möglich.
Wie gesagt, der 30cm breite Kanal (lichtes Innenmaß) verläuft ständig an der Felswand entlang bzw. wurde er "in" die Felswand hinein geschlagen und ist somit nicht begehbar.
Über den gesamten Weg hinweg gibt es folgende Wegvarianten:
- Kanal ist intakt und es gibt einen sehr schmalen Pfad
- Kanal ist intakt, doch es fehlt das tragende Gebirge um und unter dem Kanal
- Kanal wurde durch Steinschlag schwer beschädigt und ein schmaler Pfad ist vorhanden
- Kanal ist wg. überhängendem Gebirge oder schwerer Beschädigung nicht passierbar und es fehlt der Pfad
Diese Varianten, auf deren detaillierte Beschreibung ich nicht weiter eingehen möchte, wechseln sich in ständiger Folge ab. An einer Stelle hängt ein "Strick" an der Felswand, an dem man sich ein wenig rutschend einige Meter nach unten bewegen kann, anschließend Querung an sehr rutschigem und losen Felsgrund bis zu einer kleinen Schlucht, hier wieder Aufstieg an einem "Strick" bis zum schwer beschädigten Kanal, über den man sich dann bäuchlings rutschend vorwärtsbewegen kann, bis zum nächsten stabilen Abschnitt.
Oder anders ausgedrückt: Es gibt Stellen an denen der etwas morsch scheinende und nicht mit Stahl armierte Betonkanal frei in der Luft schwebt und man sich wirklich auf dem Bauch liegend über die Kanalflanken vorwärts schiebt, immer mit einem "herrlichen" 400m Abwärtspanorama vor der Nase und der Hoffnung, dass der Beton unter 90kg Zusatzbelastung nicht bricht (Wann hat er denn den letzten heftigen Steinschlag abbekommen??).
Und das alles natürlich ungesichert ohne Seil und doppelten Boden.
Nach diesen 2h war ich als doch erfahrener Kletterer/Wanderer einfach nur fertig.
Im Nachhinein muss ich sagen, das war fast unverantwortlich und lebensgefährlich. Ich werde diese Tour definitiv nicht wiederholen und kann wirklich nur jedem davon abraten, da das Überleben hier kaum von den eigenen Fähigkeiten abhängt, sondern überwiegend von externen, nicht beeinflussbaren Faktoren (Materialstabilität, Traggebirge, Steinschlag, starker Wind).
Die Fotos wurden an den Stellen aufgenommen, an denen man relativ gesichert Fotos schießen sollte. Sie vermitteln einen doch recht positiven Eindruck, der nicht über die Realität hinwegtäuschen sollte.
Wer eine ambitionierte, relativ sichere und doch ausgesprochen schöne "Kanaltour" sucht, dem empfehle ich die Wasserleitung oberhalb von Güimar, sowohl die in südlicher als auch in nördlicher Richtung.
Und nicht vergessen: 12.000€ für einen Hubschrauberrundflug auf Teneriffa ist kein Schnäppchen...
Wir sind den Weg im letzten Herbst (2011) gegangen. Zunächst der Abstieg durch den Barranco Secco (hierzu gibt es hier einen sehr guten Tourenbericht), einen wunderschönen aber auch anspruchsvollen Barranco. Für alle, denen die Masca-Schlucht zu überlaufen ist, bietet sich hier eine sehr schöne Alternative. Wir sind den Barranco in den frühen Morgenstunden abgestiegen bis runter zum Strand. Wer Glück hat, gut organisiert hat weil er den Wiederaufstieg vermeiden möchte und ein wenig schwimmen mag, kann sich hier per Boot wieder nach Los Gigantes bringen lassen. Die Bootsanlegemöglichkeiten kann ich leider als Nicht- Bootserfahrener, schlecht bewerten. Sie wirken für mich als Laie allerdings eher rudimentär.
Nach einer kurzen Pause am Strand (Achtung, Steinschlaggefahr nahe der Felswände) sind wir ca. eine Stunde wieder in den Barranco Secco aufgestiegen bis zur Wasserleitung an der östlichen Schluchtflanke. Dieser betonierte Wasserkanal führt zu einem ca. 1km langen Stollen, der mit normaler Beleuchtung (Stirnlame, Taschenlampe) gut und trockenen Fußes durchschritten werden kann. Vom Startpunkt aus kann man wegen der geraden Wegführung bereits das Licht am Ende des Tunnels sehen. Teilweise zerstörte Schilder am Tunneleingang und -ausgang weisen auf alle erdenklichen Gefahren hin - berechtigterweise.
Am Ende des Tunnels steht man sofort am Abgrund, ca. 400-500m über dem Meeresspiegel.
Der Betonkanal verläuft von hier aus bis Los Gigantes, man benötigt von hier aus ca. 2h.
2h die es in sich haben. Neben der physischen Belastung (Klettern, Balancieren, Trittsicherheit,..) kommt eine extreme psychische Belastung hinzu: Kontinuierlich stark ausgesetztes steil abfallendes Gelände, extrem schlechte Wegverhältnisses, sofern man von einem Weg sprechen kann, Steinschlaggefahr, etc. runden das Adrenalinprogramm ab.
Den größten Teil des Weges "wandert" man neben dem eigentlichen Wasserkanal. Es gibt ein nettes Video in Youtube ("Canal Los Gigantes", ich habe es unten hinzugefügt aber nicht selbst gedreht) welches einen guten Eindruck über die Qualität des Pfades vermittelt. Allerdings ist hier nur die Marmeladenseite zu sehen. Das Video selbst wurde vermutlich auf dem Weg vom Barranco Secco zur Masca-Schlucht aufgenommen, es liegt in dem im Video gezeigten Kanal KEIN Kunststoffrohr, im Gegensatz zu folgenden beschriebenen Weg.
Das ist genau der Punkt, auf dem Weg nach Los Gigantes verläuft in dem ca, 30cm breiten Kanal ein dickes Kunststoffrohr, Wandern im Kanal ist also kaum, oder nur über eine kurze Distanz, möglich.
Wie gesagt, der 30cm breite Kanal (lichtes Innenmaß) verläuft ständig an der Felswand entlang bzw. wurde er "in" die Felswand hinein geschlagen und ist somit nicht begehbar.
Über den gesamten Weg hinweg gibt es folgende Wegvarianten:
- Kanal ist intakt und es gibt einen sehr schmalen Pfad
- Kanal ist intakt, doch es fehlt das tragende Gebirge um und unter dem Kanal
- Kanal wurde durch Steinschlag schwer beschädigt und ein schmaler Pfad ist vorhanden
- Kanal ist wg. überhängendem Gebirge oder schwerer Beschädigung nicht passierbar und es fehlt der Pfad
Diese Varianten, auf deren detaillierte Beschreibung ich nicht weiter eingehen möchte, wechseln sich in ständiger Folge ab. An einer Stelle hängt ein "Strick" an der Felswand, an dem man sich ein wenig rutschend einige Meter nach unten bewegen kann, anschließend Querung an sehr rutschigem und losen Felsgrund bis zu einer kleinen Schlucht, hier wieder Aufstieg an einem "Strick" bis zum schwer beschädigten Kanal, über den man sich dann bäuchlings rutschend vorwärtsbewegen kann, bis zum nächsten stabilen Abschnitt.
Oder anders ausgedrückt: Es gibt Stellen an denen der etwas morsch scheinende und nicht mit Stahl armierte Betonkanal frei in der Luft schwebt und man sich wirklich auf dem Bauch liegend über die Kanalflanken vorwärts schiebt, immer mit einem "herrlichen" 400m Abwärtspanorama vor der Nase und der Hoffnung, dass der Beton unter 90kg Zusatzbelastung nicht bricht (Wann hat er denn den letzten heftigen Steinschlag abbekommen??).
Und das alles natürlich ungesichert ohne Seil und doppelten Boden.
Nach diesen 2h war ich als doch erfahrener Kletterer/Wanderer einfach nur fertig.
Im Nachhinein muss ich sagen, das war fast unverantwortlich und lebensgefährlich. Ich werde diese Tour definitiv nicht wiederholen und kann wirklich nur jedem davon abraten, da das Überleben hier kaum von den eigenen Fähigkeiten abhängt, sondern überwiegend von externen, nicht beeinflussbaren Faktoren (Materialstabilität, Traggebirge, Steinschlag, starker Wind).
Die Fotos wurden an den Stellen aufgenommen, an denen man relativ gesichert Fotos schießen sollte. Sie vermitteln einen doch recht positiven Eindruck, der nicht über die Realität hinwegtäuschen sollte.
Wer eine ambitionierte, relativ sichere und doch ausgesprochen schöne "Kanaltour" sucht, dem empfehle ich die Wasserleitung oberhalb von Güimar, sowohl die in südlicher als auch in nördlicher Richtung.
Und nicht vergessen: 12.000€ für einen Hubschrauberrundflug auf Teneriffa ist kein Schnäppchen...
Tourengänger:
arficlimb
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