Piz Beverin 2998m (schon fast eine Winterbegehung)


Publiziert von Lulubusi , 5. November 2011 um 15:44.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Domleschg
Tour Datum:14 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1152 m
Abstieg: 1413 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Glaspass via Thusis
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal vorhanden
Kartennummer:LK 1:25000 / BL1215 Thusis / BL1235 Andeer

Piz Beverin 2998m (beinahe eine Winterbegehung)

 

Bereits zum dritten mal starte ich ein Versuch den Piz Beverin zu besteigen. Die beiden bisherigen Versuche musste ich wegen zuviel Schnee abbrechen bzw. konnte diese gar nicht antreten.

 

Eigentlich hatte ich die Tour auf den 10. Oktober angesetzt. Auf Grund der starken Schneefälle ein Tag vorher, versank diese aber Wort wörtlich i Schnee. Heute, eine Woche später, sollte es einen weiteren Versuch den Beverin vom Glaspass her zu überschreiten geben. Die Verhältnisse sahen recht viel versprechend aus.

 

Frühmorgens fahre ich also mit meinem Auto auf den Glaspass P.1846, mein Ausgangspunkt. Ich wollte bevor die Sonne die Luft erwärmt die brüchige Nordwestflanke des Beverins durchstiegen haben.

Das Tageslicht lässt noch auf sich warten und der Nebel verschluckt jeden Lichtschein der von den umliegenden Bauerhöfen kommen würde. Nur meine Stirnlampe erhellt den Weg vor mir.

Durchquere den Chüewang, weiche ersten kleineren Schneefeldern aus, erreiche P.2101, gehe oberhalb Balmen weiter zu P.2327 bis an den Fuss des Chräjenchöpf. Bis hier steigt man mehrheitlich über Grashänge hoch die keine grösseren Schwierigkeiten bereiten.

Lediglich bei P.2327 durchsteigt man ein mini Couloir das etwas steiler und erstmals steiniger ist allerdings nicht wirklich ein Problem darstellt. Man dreht nach rechts ins Couloir und wendet sich nach dem ca. 10m langen Durchstieg wieder nach links (Süden). Über grasiges Gelände dem gut ersichtlichen und markierten Wanderweg folgend weiter.

 

Erst am Fuss des Chräjenchöpf P.2483 ändert sich allmählich der Wegcharakter. 

Man durchquert steil nach westen abfallende Grashänge die durch Felsbänder unterbrochen werden. Der gut angelegte Weg folgt bis etwa 150m nach P.2568 dem Nordgrat.

 

Nordwestflanke

Hier beginnt auch im Hochsommer der anspruchsvollere Teil dieser Tour, die Querung der Nordwestflanke hinüber zur Beverinlücke.

Die Nordwestflanke fällt steil ab und ist sehr brüchig. Besondere Acht ist möglichem Steinschlag zu schenken. Ohne Schnee findet man sich aber gut zurecht, da der Weg sehr gut angelegt ist. Schon von weitem sieht man wo sich dieser durch die Felsen und Rinnen hochschlängelt. Die schwierigsten und ausgesetzten Passagen sind gut durch Drahtseile und Ketten versichert.

 

Bei meiner heutigen Durchquerung stellten sich die Verhältnisse etwas anders, einiges schwieriger dar. Noch immer lag sehr viel Schnee in den vom Beverin her kommenden Rinnen. Kaum eine Passage war schneefrei.

Schneefrei heisst aber nicht einfacher. Diese Passagen waren hart gefroren und eisig was das gehen nicht gerade erleichterte.

Es sei hier aber vermerkt, dass immer noch alles ohne Steigeisen machbar war. Diese fühlten sich in meinem Rucksack wohl.

 

Das Hauptproblem waren die Schneemassen.  Man musst gut abschätzen, wo man sich sicher durch den Schnee bewegen konnte und wo man besser eine kleinen Umweg in kauf nehmen musste.

Es gibt aber auch immer Vorteile! Durch die kalten Verhältnisse waren die brüchigen Felsen gut gefroren und sehr stabil, was die Steinschlaggefahr auf ein Minimum begrenzte.

 

Zwischenzeitlich war die Sonne über den Horizont gestiegen. Auf der Westseite des Beverins, liess sich dies aber nur erahnen. Erst die gegenüberliegenden Gipfel waren in warmes Sonnenlicht getaucht. Erst als ich auf der Beverinlücke P.2826 ankam, begrüsste auch mich die Sonne und ich durfte mein Gesicht in die wärmende Strahlen halten.

 

Gipfelrücken

An der Beverinlücke angekommen, liegen die grössten Schwierigkeiten hintereinem.

In einem weiten Rechtsbogen steigt man von der Lücke hinunter um anschliessend wieder über einen kurzen noch etwas steileren Anstieg zurück auf den Südwestgrat zu gelangen. Diesem zum Gipfel hin immer flacher werdenden Grat folgt man nun bis auf den Piz Beverin P.2998.

Durch die Sonne war der Schnee leider bereits so aufgeweicht, dass mein teilweise einsank, was das vorwärtskommen mühselig und lästig gestaltete. Schneeschuhe wären hier hilfreich gewesen.

Die Aussicht auf dem Gipfel entschädigt aber mehr als genug dafür.

 

Abstieg

Auf dem Gipfel bliess ein eisiger Wind der mich schon nach kurzer Zeit zum weitergehen animierte. An meinen Handschuhen spürte ich die Kälte am meisten. Diese zog ich zum essen und trinken aus und legte sie beim Steinmanndli hin. Grosser Fehler! Noch feucht vom Aufstieg gefroren diese und es blieb mir nichts anderes übrig als die starren Handschuhe in meine Jacke zu stopfen um diese aufzutauen. Bis ich sie wieder anziehen konnte, waren meine Hände mehr als nur eiskalt. Ich hätte sie glatt zum Getränkekühlen verwenden können.

 

Vom Gipfel steige ich direkt über den nicht all zu steilen aus Geröll und Stein bestehenden Südosthang. Der Nase folgende, mit etwas gesundem Menschenverstand findet man den Weg, stapfe ich heute durch den Restschnee der letzten Woche. Ohne Schnee ist der Weg kaum zu verfehlen.

Kurze Zeit später erreiche ich P.2769. Hier befindet sich die oft beschriebene und viel erwähnte, ca. 8m hohe Leiter. Bereits etwas unterhalb des Gipfel befindet sich eine Hinweistafel, die darauf hinweist.

Diese sieht spektakulär aus, bedeutet aber keine wirkliche Herausforderung. Jedenfalls ohne Höhenangst.

Die Leiter fungiert wie eine kleine Barriere. Hat man dies erklommen, ändert sich das Terrain unverzügliche und der weitere Abstieg führt über einfache Grashänge zu Beverin Pintg P.2587.

Anschliessend nimmt die Steilheit etwas zu bis man oberhalb P.2442 „Alp Nursin“ nach Osten abdreht.

Mein weiterer Weg führt mich nun gemütlich zu P.2159 und weiter in Richtung Mathon. Unterhalb Mursenas P.1987 treffe ich auf die asphaltierte Strasse über die ich bis nach Lohn P.1585 schlendere.

Es währe auch möglich über die weite Ebene oberhalb Muntogna da Schons zu wandern und erst auf der Höhe zwischen Zwölfihorn und Rappakopf nach Lohn hinunter zu wandern.

 

Praktischerweise hatte ich ein Taxidienst organisiert der mich in Lohn abholt und mich zurück zum Glaspass, zu meinem Auto kutschiert.

Laut meinen Infos ist dies auch mit den ÖV möglich.

 

Fazit:

  • Tolle abwechslungsreich Überschreitung des Beverin.
  • Im Sommer in etwa ein T4
  • Die Aussicht auf dem Hausberg des Domleschg ist fantastisch.
  • Dank der Wildschutzzone kann eine Vielzahl von Tieren beobachtet werden.
  • Eine Durchquerung der Nordwestflanke im Winter ist nicht zu empfehlen.
  • Tour darf auch im Sommer nicht unterschätzt werden. Sie ist lang, ein Rückzug bei Wetterumbruch ist nicht ganz einfach. Und man befindet sich doch mehrheitlich zwischen 2500 und 3000m

 

Genaue Route:

Glaspass P.1846, Chüewang, P.2101, Balmen, P.2327, Chräjenchöpf P.2483, P.2568, Beverinlücke P.2826, Piz Beverin P.2998, P.2769, Beverin Pintg P.2587, P.2442, P.2159, Mursenas P.1987, Lohn P.1585

 

Material:

  • Grundsätzlich reicht eine gute Bergwanderausrüstung.
  • Ich hatte zusätzlich Steigeisen und Eispickel dabei.

 

 


Tourengänger: Lulubusi


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