Über Zuckerhut, Borsberg und Doberberg - Aus dem Elbtal auf das Schönfelder Hochland


Publiziert von lainari , 13. Oktober 2011 um 13:13.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 2 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 350 m
Strecke:26 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder S-Bahnen S 1/S 2 Meißen-Schöna/Dresden-Flughafen-Pirna bis Pirna
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Städtebahn SB 71 Dürrröhrsdorf-Pirna

Ein Weg mit Hindernissen
(Westlausitzer Hügel- und Bergland)

Diese Tour stand schon lange auf meiner Wunschliste. Bisher hatte ich sie aber schon öfter wegen unpassendem Wetter verworfen. Für einen schönen Sonnenaufgang über den Elbwiesen hatte ich mir etwas Nebel gewünscht. Aber wie es so ist, einmal ist zu viel davon, das nächste Mal wieder gar keiner. Heute könnte es klappen. Ich stellte das Auto am frühen Morgen am Bahnhof Pirna ab und holte am Automaten den Fahrschein für die Rückfahrt. Dann ging es hinunter an die Elbe zum Wasserplatz. Generationen von Pionieren hatten hier den Bau von Flussquerungen trainiert, nun gibt es im weiten Umkreis keine Armee mehr. Vorbei an den Anlegern von Schifffahrtsamt und Wasserschutzpolizei lief ich auf dem Radweg Richtung Heidenau. Nach einiger Zeit traf der Radweg auf die Straße und verlief nun parallel. Hier befindet sich linker Hand das alte Gebäude der Elbtalzentrale, ein Stück Industriekultur, das erste Elektrizitätswerk der Region. Später wurde es als Umspannwerk genutzt, jetzt steht es leer und verfällt. Anfang des Jahres gab es die passende Kulisse für Dreharbeiten zum Thriller "Errors of the Human Body" mit Karoline Herfurth ab. Nun wurden die Blicke wieder zur Elbe gelenkt. Langsam stieg die Sonne hervor und tauchte den Nebel in rötliches Licht. Ebenfalls filmreif. Nach ausgiebiger Betrachtung dieses Schauspieles, während der ich mich weiter flussabwärts bewegte, passierte ich die burgartigen Gebäude der Papierfabrik Heidenau. Abdampf von den rund um die Uhr arbeitenden Maschinen stieg weit in den kühlen Morgenhimmel hinauf. An der Malzfabrik war plötzlich der Durchgang auf dem Radweg versperrt. Die Radwegbrücke über die Müglitz befand sich in Renovierung. So wurde ich noch mit einem kleinen Rundgang durch die Stadt überrascht. Dieser führte über die Hafenstraße, die Naumannstraße, die Müglitzbrücke und die Pirnaer Straße. Auf der Elbstraße ging es zurück an den Fluss. Der Weg bediente die Fährstelle nach Birkwitz und verließ dann das Flussufer und verlief etwas landeinwärts. Vorbei an Maisfeldern und Auwiesen kam das Naturschutzgebiet Pillnitzer Elbinsel in Sicht. Am unteren Ende des Seitenarms hatte ein Jachtclub seinen Anleger und ein erster Blick auf das Schloss Pillnitz am gegenüberliegenden Ufer wurde frei. Ich gelangte zur Fähre in Dresden Kleinzschachwitz und setzte nach Dresden Pillnitz über.
 
Da ich schon lange nicht mehr hier war, gönnte ich mir einen kleinen Rundgang auf dem Schlossgelände. An der Lohmener Straße entlang gehend beschrieb ich anschließend einen Bogen um den Schlosspark. Von dort sah man die idyllisch gelegene Weinbergkirche. An der nächsten größeren Kreuzung, wo die Hauptstraße nach links hinunter geht, lief ich gerade in die Dresdener Straße hinein. Später bog ich rechts auf den steilen Keppgrundweg ab. An der Stelle, wo der Wanderweg den Bach queren sollte, versagte eine Tafel den Durchgang. Der Weg durch den Keppgrund sei baufällig und deshalb längerfristig gesperrt. Es wurden Umleitungsempfehlungen ausgesprochen. Sehr hilfreich, da ich heute ausnahmsweise kartenlos war. Ich ging circa hundert Meter zurück, bog scharf links, schlängelte mich durch eine hölzerne Abschrankung und stieg über mehrere im Wald gelegene Serpentinen aufwärts. Berg- und talseitig waren kunstvoll gesetzte Natursteinmauern vorhanden, die schon älteren Datums schienen. So kam ich zu einem unverhofften Ausflug auf den Zuckerhut. Von der so bezeichneten Aussicht hat man einen schönen Blick über das Dresdener Elbtal bis hinauf zum Kamm des Osterzgebirges. Oben angekommen, hatte ich mir eine erste Pause verdient. Den weiteren Verlauf nahm der Weg oberhalb des Keppgrundes, an der Grenze zwischen bewaldeter Talflanke und auf der Höhe gelegenen Feldern. Dann fiel er mäßig geneigt auf den Talboden zur Keppmühle hinab. Hier konnte ich auch noch einen Blick auf die bergseitige Absperrung werfen. Steil ansteigend ging es wieder aus dem Grund hinaus und über Wiesen hinüber nach Malschendorf. Durch einen engen Durchgang ging es in den Ort hinein, der jetzt nahtlos in Krieschendorf überging. Dahinter fiel der Weg in den Grund des Reitzendorf-Krieschendorfer-Grenzbaches hinunter. Links abgebogen traf ich an der Meixmühle ein. An der Ausflugswirtschaft war es noch menschenleer. Über den König-Friedrich-August-Weg strebte ich weiter bergan. Dabei wurde ich erneut von einer Sperrung überrascht. Hier wurde der vom Wasser ausgespülte Wanderweg gebaut. Aber nicht am Sonntag, also diesmal Augen zu und durch. Danach gelangte ich auf den bewaldeten Borsberg. Über einer künstlichen Grotte stand früher ein hölzerner Aussichtsturm, der lange Zeit gesperrt, nun abgetragen ist. Daneben befindet sich die Triangulationssäule der Station 1. Ordnung Nr. 7 der Königlich-Sächsischen-Triangulierung. Der Borsberg und das Schönfelder Hochland gehören zum Naturraum Westlausitzer Berg- und Hügelland.
 
Eigentlich wollte ich in der Folge an der Straße nach Zaschendorf laufen, um dann im Wald Richtung Hohe Brücken zu kommen, aber unterwegs hatte ich einen Übersichtsplan gesehen, der einen Übergang vom Borsberg auf den Jagdweg verzeichnete. Deshalb nahm ich den Weg der in südlicher Richtung hinunterführte. Offenbar hatten sich aber die Wegführungen im Gelände geändert. Unterhalb traf ich auf einen Reitweg. Eine früher daneben befindliche Wanderwegmarkierung war mit schwarzer Farbe ausgelöscht worden. Ich bog trotzdem nach links auf den Reitweg auf. Gleich darauf kreuzte ein Downhill-Pfad mit halsbrecherisch anmutenden Holzrampen am Berg. Mit dem Mountainbike da hinunter zu fahren, Hut ab! Der Reitweg zog sich in nahezu gleichbleibender Höhe am Hang entlang. Die folgenden Abzweigungen waren allesamt als Reitwege ausgewiesen. Nach endlos anmutendem Marsch traf ich auf einen Fahrweg. Ein Kontrollblick zur Uhr zeigte, dass die Wegstrecke so weit gar nicht gewesen sein konnte, wie das Gefühl doch täuschen kann. Ich lief abwärts nach rechts weiter, bis unvermittelt ein Wegzeiger den Jagdweg Richtung Pillnitz auswies. Der Aufstellungsort parallel zum Weg war recht seltsam, einen Abzweig gab es nur ca. 50 m weiter oben, also ging ich zurück um die Sache zu prüfen. Tatsächlich, hier gab es den Gegenpart. Ebenfalls parallel zum spitzwinkligen Abzweig aufgestellt und von Blättern verdeckt, wurde der Jagdweg nach Hohe Brücken angezeigt. Wäre nicht ein Wegweiser auf der Spitze zwischen den zusammenlaufenden Wegen quer zur Sichtachse sinnvoller? Wie dem auch sei, nun war alles wie geplant. Zaschendorf rückte am Waldrand noch einmal auf Sichtweite heran und diverse Einschnitte und Gründe wurden durchquert. Es gab nun alte gemauerte Brücken auf dem Weg, Anzahl und Höhe stiegen, bis zu der Hohe Brücken bezeichneten Stelle. Viaduktartig überspannt das Bauwerk einen Taleinschnitt. Auf kurfürstlichen Geheiß angelegt, diente es zusammen mit den zuvor überquerten zur bequemeren Erreichbarkeit des Jagdgebietes. Nach einem letzten Stück im Wald ging es ansteigend auf einen Wiesenrücken, den Doberberg hinauf. An seiner vorderen Ecke befinden sich ein Rastplatz und ein Ehrenhain für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Der Rastplatz war von einer größeren Gruppe belegt, die Bänke am Hain zu sehr besonnt, so dass ich mich zur Mittagsrast unter einem Baum niederließ, Wünschendorf voraus im Blick, seitlich die Berge der Sächsischen Schweiz gelegen. Danach schlenderte ich zum Ort hinunter.
 
In einer links-rechts Kombination überquerte ich die Hauptstraße und folgte der Wanderwegmarkierung auf Anliegerstraßen, bis ich vor einem Schild stand. Lieber Wanderer man halte nichts von Verboten aber hier ginge es nur zu den Familien X und Y, freilich könne man zu Besuch kommen, solle aber Kaffee und Kuchen mitbringen, hieß es sinngemäß darauf. Da ich nichts dergleichen mitführte, lief ich zurück und sinnierte über den Zweck der Tafel, hatte ich doch den Wegzeiger an der letzten Kreuzung deutlich vor Augen. Dadurch aufmerksamer und suchenden Auges unterwegs, entdeckte ich rechts eine circa anderthalb Meter breite Treppe zwischen zwei Grundstücken, die aus der jetzigen Blickrichtung eine in Kniehöhe angebrachte Markierung trug. Vorhin im Vorbeilaufen hatte ich dies als Hauseingang abgetan, da ich nicht mit einem Abzweig rechnete - woher auch. Und da das auch anderen so geht, steht vor dem Ende der Anliegerstraße offenbar die beschriebene Tafel. Als betroffener Anwohner könnte man ja mal mit der Gemeinde darüber sprechen, muss man aber nicht…. Der Durchgang brachte mich jedenfalls auf die etwas höher im Ort gelegene alte Bahntrasse, der einstigen Strecke Dürrröhrsdorf - Weißig, die bereits 1951 abgebaut wurde. Rechts aufgebogen, schritt ich auf der Innerorts als Anliegerstraße und Außerorts als Radweg genutzten Trasse weiter, meinem Ziel Dürrröhrsdorf entgegen. Dem Ort, der auch schon vor der Rechtschreibreform 5 mal R im Namen trug. Der Weg auf dem heißen Asphalt wurde jetzt etwas anstrengend. Nach einiger Zeit überquerte ich in Porschendorf auf einer großen Stampfbetonbrücke das Wesenitztal. Ab hier erfolgte der etwas schattigere Schlussanstieg nach Dürrröhrsdorf. Ab dem Ortsanfang von der alten Bahntrasse getrennt, war es nicht mehr weit bis zum Bahnhof. Auf dem Vorplatz befindet sich eine Übergangsstelle mit etlichen Bussteigen, die einer Kreisstadt zur Ehre gereicht hätten. Aufbau und einige Schritte weiter Abbau, das ernüchternde Fazit. Das große Bahnhofsgebäude in Insellage ist ungenutzt, drei Restgleise sind im einstigen Knotenbahnhof verblieben. Die durchgehende einstige Hauptbahn Kamenz-Pirna (sächs. KP-Linie) ist zwischen Arnsdorf und Dürrröhrsdorf stillgelegt. Noch 2003 wurden wegen Bauarbeiten im Dresdener Elbtal über diese Strecke diesellokbespannte Fernzüge umgeleitet. Heute kommen in Dürrröhrsdorf nur noch die Triebwagen der Städtebahn Sachsen auf ihrem Weg auf dem Sächsische-Schweiz-Ring (Bad Schandau-Sebnitz-Neustadt/Sa.-Pirna) vorbei. Gern hätte ich mich jetzt während der Wartezeit vom langen Weg ausgeruht, aber die einzige Sitzmöglichkeit – Modell Drahtkorb – war von Jugendlichen besetzt, die das Bahnhofsgelände als Jugendklub nutzten. Ausgestattet mit einem Kasten Alkopops verbrachten sie hier ihre Zeit. Phasenweise beschallten sie die Umgebung unter Zuhilfenahme ihrer neuesten technischen Errungenschaften mit Musik, deren nicht jugendfreie Texte geeignet waren, einem die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Vielleicht ist es ja möglich in dieser Angelegenheit auf „Gesichts-Buch“ einen „Gefällt-mir-nicht-Knopf“ zu drücken? Endlich, nein planmäßig erschien der Triebwagen, der mich klimatisiert und in angenehmerem Umfeld nach Pirna zurückbrachte.

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 8601.kml

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
18 Mär 12
Entlang der Wesenitz I · lainari
T1
8 Mai 22
Elbhänge bei Pillnitz · riakiwi
T1
25 Mär 12
Entlang der Wesenitz II · lainari
T2
19 Okt 16
Von Rathewalde zur Bastei · klemi74

Kommentar hinzufügen»