Entlang der Wesenitz II


Publiziert von lainari , 31. März 2012 um 08:50.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:25 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 135 m
Abstieg: 175 m
Strecke:24,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Pirna, S-Bahn S 1 bis Dresden Hbf. und Regionalbahn RB 61 Dresden-Zittau oder Regionalbahn RB 60 Dresden-Görlitz bis Weickersdorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Städtebahn SB 71 Dürrröhrsdorf-Pirna
Kartennummer:1:35.000, Dr. Barthel Verlag, Bischofswerda, Pulsnitz, Stolpen und Umgebung

Von Weickersdorf nach Dürrröhrsdorf - Misslungener Start und ein königlicher Höhepunkt
(Westlausitzer Hügel- und Bergland)
 
Nach dem Auftakt meiner Wesenitz-Begehung vorige Woche sollte sich heute eine Tour im mittleren Flussabschnitt anschließen. In der Nacht wurde die Zeit auf Sommerzeit umgestellt. Ich fuhr dennoch pünktlich mit der S-Bahn S 1 von Pirna nach Dresden Hauptbahnhof. Dort wartete ich auf den Anschluss. Eine Durchsage wies auf eine Ankunftsverspätung des vorherigen Zuges von 10-15 min hin. Der Triebwagen erschien als RB 60 von Görlitz und wurde als RB 61 nach Zittau gewendet. Grund für die Verspätung sei ein Notarzteinsatz im Gleis wurde dann im Zug mitgeteilt. Nach einem forschen Start mussten wir in Dresden Neustadt wieder warten, die S-Bahn zum Flughafen fahre voraus. Dann ging es weiter, unterwegs wurde mitgeteilt, der Zug verkehre nur nach Bischofswerda und falle nach Zittau aus, Grund auch hier ein Notarzteinsatz im Gleis. Ich war erleichtert, wollte ich doch eine Station vor Bischofswerda aussteigen. Nach flotter Fahrt erreichte ich etwas verspätet meinen Startpunkt Weickersdorf.
 
Bei Bischofswerda verlässt die Wesenitz das Lausitzer Bergland, um nun ihren Weg durch den Übergang zum Westlausitzer Hügel- und Bergland zu nehmen. Bei Dittersbach erreicht sie dann die Grenze zum Naturraum Sächsische Schweiz. Heute war ich ausnahmsweise nicht mit einer Karte meines Hauslieferanten unterwegs, da er dieses Gebiet noch nicht im Angebot hat. So wich ich auf einen anderen Anbieter aus. Die Kleindrebnitzer Teiche in der unmittelbaren Nähe von Weickersdorf hatten mein Interesse geweckt. Dort sollte es dann laut Karte an zwei Stellen Wegunterführungen an der Bahnstrecke geben - Möglichkeiten um zur parallel verlaufenden Wesenitz zu kommen. Ein Blick auf Google-Maps und das Satellitenbild ließen mich stark zweifeln. So wollte ich die Straßenunterführung am Haltepunkt nehmen, die Teiche auslassen und direkt zur Wesenitz gehen. Am Zugang zum Bahnsteig fand ich aber eine Übersichtstafel mit derselben Darstellung wie auf der Karte. Man würde sich dabei schon etwas gedacht haben, mutmaßte ich und steuerte nun doch meine Schritte zu den Teichen. Hier konnte ich ein Pärchen Haubentaucher beobachten - fotografieren stellte sich als unmöglich heraus - hatte ich sie im Sucher, waren sie auch schon wieder abgetaucht, um Minuten später an ganz anderer Stelle hochzukommen. Am Damm zwischen beiden Teichen war schon mal keine Unterführung vorhanden, zurücklaufen wollte ich aber auch nicht. So nahm ich den Pfad zwischen Teich und Bahndamm um ans Ende des Unteren Teiches zu gelangen. Zunächst gut gangbar, wurde dieser dann recht feucht und war mit Schilf und Gehölzen verwachsen. Dennoch erreichte ich das untere Ende des Teiches. Hier gab es eine Unterführung: anderthalb Meter hoch - für den Bach der hier den Teich verlässt! Der Weg über den Bahndamm der zweigleisigen Strecke schied für mich aus - meine Begegnung mit einem Dorf-Shinkansen bei Vmax und einen weiteren Notarzteinsatz im Gleis wollte ich dem leidgeprüften Bahnpersonal und den Fahrgästen nicht auch noch zumuten…
Also gab es nur eins - unten durch! Einladend lockte ein Eisenträger ans andere Ufer und auf der rechten Seite der Unterführung bot sich scheinbar eine Kiesbank an. Nach einigen Schritten im Kriechgang zeigte sich, dass der Kies nur dekorativ war und der Untergrund aus Schlamm bestand. Nun galt es trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit die Haltung zu bewahren. Endlich war ich durch. Jetzt war der Sonntagsstaat dahin, die Schuhe voll Modder, Schlammspritzer auf der Hose und Mörtelreste auf Schulter und Rucksack. Zum Glück hatte ich die Fototasche vor einem Schlammbad bewahrt. Nun lief ich über Feuchtwiesen, überquerte noch ein paar Wassergräben und erreichte die Wesenitzaue. Ab hier verlief meine Tour wieder in ruhigerem Fahrwasser und nahm planmäßige Züge an. Ich blieb links vom Fluss und nahm eine Waldschneise, die sich später zum Fahrweg wandelte.
 
So erreichte ich Großharthau. Dort bog ich in den Barockgarten ab und besichtigte das Gelände des Rittergutes mit Gondel- und Schlossteich. Dann verließ ich auf dem Wanderweg (Markierung: Grüner Strich) entlang der Wesenitz den Ort. Zwischendurch gönnte ich mir eine erste kleine Pause. Durch ein weites Tal mit Auwiesen kam ich zum unteren Ortsende von Bühlau. Ab hier folgte ich auf einer Nebenstraße dem Flusslauf bis zum unteren Ortsende von Schmiedefeld. Dahinter wieder auf Naturbelag gewechselt, schloss sich ein stärker ausgeprägter bewaldeter Talabschnitt an. Ich erreichte die Buschmühle. Das Objekt, ein ehemaliges Ferienheim wird gerade saniert, der neue Nutzungszweck war noch nicht ersichtlich. Auf asphaltiertem Weglein kam ich später zur Stolpener Stadtmühle, einer ehemaligen Walkmühle, deren Reste sich in desolatem Zustand befinden. Der Sanierer, der noch vor Jahren große Pläne hegte, hat offenbar aufgegeben. Nun bog ich nach links ab und steuerte auf einem Feldweg auf die Stadt Stolpen zu. Dazu verließ ich das Tal der Wesenitz, die Stolpen in einem Bogen umfließt. Die Stadtsilhouette im Blick, machte ich zunächst noch eine Pause, um mich zu stärken. Um citytauglich zu werden, klopfte ich so gut es eben ging den eingetrockneten Schlamm vom Morgen von Schuhen und Hosenbeinen.
 
In der Stadt nahm ich den Weg über den hübschen Marktplatz und stieg am östlichen Stadtende zur Burg hinauf. Die Burg Stolpen ist im 13. Jh. auf dem Basaltschlot eines alten Vulkans errichtet worden. Zunächst Bischofssitz, wurde sie später militärisch genutzt. Wegen der unzureichenden Wasserversorgung wurde die Burg lange Zeit über ein Schöpfwerk versorgt, bis man später den mit 84 m weltweit tiefsten Basaltbrunnen abteufte. Die Erstellung dauerte über 20 Jahre. 49 Jahre war die Burg Stolpen Verbannungsort von Anna Constantia Gräfin zu Cosel (1680-1765), der einstigen Mätresse von Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen, als August II. auch König von Polen und Großfürst von Litauen (August der Starke 1670-1733). Sie wollte der Überlieferung nach zu großen Einfluss auf die Politik nehmen und wurde als Staatsgeheimnisträgerin auch über den Tod August des Starken hinaus sicher verwahrt. Die Burg verlor an Bedeutung, begann zu verfallen und wurde dann auf Geheiß von Napoleon noch einmal verstärkt. Bei seinem Rückzug wurde sie jedoch teilweise zerstört. In diesem Zustand ist sie heute zu besichtigen und ein Besuch ist nicht nur nach den Worten auf der Eintrittskarte ein „königliches Vergnügen“ (Burgbesichtigung +1 h 15 min, 100 hm, 3 Türme und 1 Keller inklusive).
 
Die Burg am südlichen Fuß passierend, gelangte ich in der Folge zum Siedlungsgebiet von Stolpen-Altstadt, das es auf Anliegerstraßen zu Durchqueren galt. Danach schloss sich ein kurzer Abschnitt an der Hauptverkehrsstraße an, bevor ich nach rechts abbog. Mit dem Erreichen der Ortslage Helmsdorf, standen entlang der Wesenitz wechselnd ein Fußpfad und Anliegerstraßen als Wanderweg zur Verfügung. Ein hübscher Rastplatz am Flussufer inmitten von Frühblühern, lud zu einer nächsten Pause ein. Nachdem später eine Flussschleife über eine Anhöhe abgekürzt wurde, endete an einer Fabrik das Siedlungsgebiet. Nun ging es links der Wesenitz auf einem Pfad durch einen wildromantischen bewaldeten Talabschnitt. Dann wurde das Gelände offener und eine ehemalige Mühle kam in Sicht. Unter wehender Anti-Atomkraft-Flagge verteilten sich ein halbes Dutzend Zirkuswagen (-wracks), einige Campinganhänger, Maschinenteile, Sperrmüll sowie Haufen von Bau- und Abbruchmaterialien auf dem Gelände. Die Gebäude waren teilweise quietschbunt besprayt und glückliche Hühner wurden von einem kniehohen Flecht-Zaun-Verschlag aus allen denkbaren Materialien zum freiwilligen Dableiben animiert. In einer Wanderbeschreibung im Internet wird dieses Anwesen wohlwollend als „alternative Wohnform“ betrachtet. Der Zufahrtsweg zu dem beschriebenen Objekt führte mich dann unter dem Dittersbacher Eisenbahnviadukt, über welchen das stillgelegte Gleis Dürrröhrsdorf - Arnsdorf der Strecke Kamenz - Pirna verläuft, hindurch. Am Dittersbacher Schloß traf ich auf meine Route von voriger Woche. Ich machte noch einen Abstecher zur nahen Dittersbacher Kirche und lenkte nachher meine Schritte gemächlich durch Dürrröhrsdorf zum Bahnhof. Nach einer Erfrischungspause verkürzte ich die Wartezeit bis zur Zugabfahrt mit einem Erkundungsgang auf dem Radweg Richtung Helmsdorf. Rechtzeitig umgekehrt, nahm ich den Zug der Städtebahn SB 71, der mich nach Pirna zurückbrachte.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Geodaten
 10182v1.kml

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 2. April 2012 um 06:33
ausserordentlich vielseitig und interessant - mit schönen Fotos, dieser dein neuer Bericht!
lg Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. April 2012 um 18:40
Merci vielmals, Felix!

Das Warten auf perfektes Wetter hat sich wieder einmal gelohnt.
Begünstigt durch das Strahlewetter war die Fotoausbeute recht hoch, das Problem war, die Anzahl der zu verwendenden Aufnahmen für die Publikation halbwegs sinnvoll einzuschränken...

LG lainari


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