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Nach erfolgreich absolvierter Genuss-Tour zum Mittleren des Berner Dreigestirns wollten wir heute auch noch den zweiten 4000er eben jener Berggruppe versuchen. Auf die recht angenehme Nacht in der unserer Meinung nach gar nicht so schlecht, wie hier schon des öfteren dargelegt, bewarteten Mönchsjochhütte, folgte ein relativ gemütliches Frühstück ( Wolfenstein) resp. eine halbe Stunde mehr Schlaf ( Imseng), bevor zusammen mit zwei anderen Nachzüglern im Vorraum der Mönchsjochhütte (3650m) aufgerödelt wurde.
Um halb sechs machten wir uns also vom Obers Mönchsjoch (3627m) zunächst auf den Weg zum Ausgang des Sphinxstollens (3464m). Dann durchschritten wir - nach Montage von Steigeisen und Seil sowie den dortigen kleinen Snöber-Funpark hinter uns lassend - die obere Gletschersenke des Jungfraufirns grob in Richtung Fuß des Rottalhorn-Ostgratsporns. Knapp 400 Höhenmeter gingen so verloren, bis die Steigung wieder positiv wurde und einige durchaus bemerkenswerte Spalten umgangen werden wollten.
Wenig später befinden wir uns an der ersten etwas heiklen Stelle: es muss eine, via schmaler Schneebrücke erreichte, steile und zudem vereiste Flanke gequert werden, um zum Regenmesser unterhalb Pt. 3506 zu gelangen, während am Fuß des Sporns ein nicht zu verachtender Bergschrund hämisch lacht. Nichtsdestotrotz können wir das kurze Stück mit konzentriertem Steigeisen- und Pickeleinsatz problemlos meistern und legen die Eisen, beim Regenmesser angekommen, vorerst wieder ab.
Weiters ging es erst dem Gratverlauf entlang, um wenig später nach links in die Flanke zu schwenken. Es schloss sich kurz darauf die technisch schwierigste Stelle an, bei welcher ein ca. 5-7m hoher Absatz (II+) erklettert werden wollte. Hier oben gibt es auch einen Haken als Abseilstelle für den Rückweg. Anschließend querten wir linker Hand Pfadspuren folgend horizontal auf einem schmalen Felsband, bis es möglich wurde, den Rücken bei Pt. 3506 in leichter Kletterei (I) zu gewinnen. Nun gab es eine kurze Trinkpause, um uns erneut mit den Eisenwaren zu bewaffnen. Der weitere Verlauf war dann selbsterklärend; man folgt auf gutem Trittfirn dem langgezogenen, langsam steiler werdenden Rücken, quert unter den hoch über einem aufragenden, mächtigen Gipfelwechten des Rottalhorns hindurch, bis man schließlich kurz vor dem Rottalsattel am stets gerne genutzten Materialdepot ankommt.
Der nun folgende Aufschwung präsentiert sich je nach Verhältnissen etwas unterschiedlich in Länge und Steilheit. Wir treffen heute einen ca. 25m hohen, ungefähr 60°-70° stotzigen Hang an, welcher sich dank griffigem Schnee doch recht gut erklimmen lässt und erreichen so etwas außer Atem den Rottalsattel (3884m). Einige Meter dem Gratverlauf gefolgt, quert man wenig später das oft als Schlüsselstelle bezeichnete, abschüssige und deshalb vor allem bei Neuschnee oder Vereisung unfallträchtige Stück links hinüber zu den Felsen, die den Gipfelfirnhang Richtung Rottal begrenzen. Mitte der Traverse befindet sich eine Sicherungsstange; deren weitere ziehen sich die unteren beiden Drittel des genannten Felsgrates entlang.
Aufgrund der hervorragenden Bedingungen war die Spur bei unserem Besuch allerdings sehr gut gangbar und durchwegs im Firn gelegt. Trotzdem bedarf es an den steilen Aufschwüngen gleich nach der Querung erhöhter Aufmerksamkeit. Gegen Ende legt sich der Firnrücken leicht zurück und man erreicht unschwierig die Felsflanke, über welche man schließlich den obersten Teil des SW-Grates antrifft. Auf diesem gelangten wir wenig später zum nicht eben geräumigen Gipfel der Jungfrau (4158m). Ein tolles Gefühl! 
Die Aussicht vom Gipfel war phantastisch und trotz des schönen Tages hatten wir tatsächlich etliche Minuten für uns allein dort oben. Mit diesen tollen Eindrücken machten wir uns an den Abstieg. Der Schnee war zwar schon etwas weicher geworden, bot aber selbst an den Steilstücken und in der Traverse noch genügend Halt, so dass wir alsbald wieder beim Depot unterhalb des Rottalsattels (3885m) angekommen waren. Unter solch günstigen Verhältnissen bietet sich für den weiteren Rückweg der direkte Abstieg auf den Jungfraufirn förmlich an. Kurz unterhalb des Rottalsattels wendet man sich gen NE und steigt sehr steil zwischen Gletscherabbrüchen zum Jungfraufirn ab. Der stetigen Gefahr von Eisbruch und Lawinen wegen, wird im Führer übrigens eindringlich davon abgeraten, diese Variante als Aufstiegsroute zu nutzen.
Hiernach querten wir die obere Gletschersenke (Vorsicht: Spalten!) und hielten auf das eigentliche Jungfraujoch (3471m) zu, welches durch einen letzten Gegenanstieg in Pistenraupenspuren gewonnen wurde; und von hier dann zu guter Letzt via "Plateau" - neugierig beäugt von einer Vielzahl freundlicher Touristen aus Asien - zum Eingang der Stn. Jungfraujoch (3454m), wo wir zügig das Material verstauten. Bevor wir dank des just an diesem Tage stattfindendnen Jungfrau-Marathons in der gnadenlos überfüllten Wengeneralpbahn talwärts fuhren, kam man selbstverständlich nicht umhin, bei der Kleinen Scheidegg auf der Terrasse des Restaurant Eigernordwand mit fabelhaftem Blick zu eben jener legendären Felsformation die beiden gelungenen Hochalpintage gebührend zu begießen! 
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