Lueg! ....en Seehund..


Publiziert von Henrik , 21. August 2011 um 20:01.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:16 August 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Strecke:Mit der SBB/Postbus unterwegs
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:..ohne Karte

in Lavorgo!

 .... nach einem Zahnarzttermin kurz nach halb zwölf, wo das Bohren nicht zu kurz kam, bestand die Möglichkeit im Wartezimmer auf dem Besucher-PC die nötigen Infos einzuholen und kurzfristig zu planen....ich hatte vorgesorgt, das Ziel aber noch nicht benannt: im Rucksack befanden sich die Karten um den Gotthard im Massstab 1:50 000 sowie die Taschenfahrpläne des Tessins, des Kantons Uri und die von Schwyz sowie die der MGB, falls Brig in die Auswahl kommen sollte.  Es war 12.05, als ich den befreundeten Zahnarzt verliess. Die Haltestelle Heiligholz in Münchenstein ist eine der Haltestellen der Tramlinie 11 der BLT, die bulbiferum täglich nach Basel durchfährt – der gelbe Tramzug mit dem roten Band schob sich heran, pünktlich um 12.10. Um fünf vor halb eins fuhr dieses am Centralbahnplatz (das C ist kein Schreibfehler, sollte sich jemand dagegen sperren – in Basel schreibt sich dieser so) ein. Mir verblieben genau noch acht Minuten, die ausreichten, im Coop  mich mit etwas Food auszustatten und auf Gleis 9 den IC nach Zürich zu besteigen...Zeitungen reisten mit, diese befanden sich unüblicherweise im Rucksack – ich beliess sie dort bis spät abends ...in der Osteria Ambrogini....aha, jetzt ist’s draussen....der fährt ins Tessin. Wieso über Zürich...ich hätte eine halbe Stunde auf den XX.01 warten müssen, in Basel. Mit dem Interregio (Ziel Luzern) fuhr ich zuerst nach Zug. Keine fünf Minuten später Anschluss auf die S 2 nach Erstfeld, wo ich in Erinnerung hatte, dass ausser den Bähnlern auch andere Zutritt haben zum Restaurant der SV-Group, zu einem moderat höheren Preis. Die einfache Ausstattung ist mir auch schon in Bellinzona aufgefallen – dort bin ich mehr als nur gelegentlich Gast des SBB-Restaurants, das im Gegensatz zu dem in Erstfeld nicht öffentlich ist („..bleiben Sie uns gewogen“)! Im Zürcher IR nach Locarno fand sich im Pano-Waggon ausser milchigen Pano-Fenstern vor allem heisse, nach Ausdünstungen riechende Luft...ich setzte mich daher an das eine Gangende, das frei war – da ich lediglich bis nach Airolo fuhr, liess mich das zwar nicht unberührt, aber in Göschenen stand ich kurz auf, um Luft zu tanken (auf 1000 M.ü.M.). Die Sonne war um Quanten intensiver in Airolo ... nur wenige Reisende stiegen wie ich hier aus.  Der Bahnhof hat ein paar Umbauten erfahren: die Schalter sind geschlossen, das Tourismusbüro befindet sich seit ca. einem Jahr in der ehemaligen Wartehalle und die kleine Beiz vis-à-vis des Kiosk’s ist nun einer Käseproduktionsstätte gewichen – zudem ist dem Gebäude ein neuer Farbanstrich gegönnt worden... softes Himmelblau.
 
 .... der Bus bringt mich nach Dazio Grande  – wo ich mich zu den wenigen Gästen, die auch an Bistrotischen ihren Weissen geniessen, hinzusetze, für eine Stunde und eine Luzerner Tageszeitung, die schon 14 Tage alt ist, in die Finger bekomme...alte Nachrichten sind eben auch welche. Einen Steinwurf davon entfernt drängen sich die verschiedenen Verkehrswege auf engstem Raum zusammen bzw. weichen aus auf Tunnels und Galerien. Hier hat der Kanton Uri mal Maut erhoben. Zwischenzeitlich ist es 18 Uhr geworden – noch kann ich gerade einen nordgehenden  IR einfangen, nimmt mich das Poschti mit nach Lavorgo, wo nochmals etwas willkommene Wartezeit zur Verfügung steht. Nebst Airolo ist dieser Bahnhof hier noch „bemannt“, aus Kostengründen, wie meine diesbezügliche Frage beantwortet wird. Die Umstellung auf Elektronik sei erst in ein paar Jahren vorgesehen ... die Schalter sind aber geschlossen, die Toiletten sind mit Schlüssel durch die Fahrdienstleister zugänglich.  

 .... auf der andern Seite des Bahnhofs, zur Autobahn hin, wird z. Z. an Strommasten und –Leitungen gearbeitet (Alpiq-Unterwerk in Lavorgo, ob dieser gewaltige Transport im Frühjahr d. Jahres zusammenhängt, konnte ich sur-place nicht in Erfahrung bekommen). Ich schlendere auf dem Bahnhofsareal noch ein wenig herum, quere die Strasse und setze mich an den Brunnen, der die Bushaltestelle (Sobrio/Chironico) in dessen Geviert bereichert, u. a. mit seinen kühlen Nass, das aus dem Mund eines bronzenen Seehunds herausgespien wird! Wie kommt ein Seehund auf diesen Brunnen? Nachdem ich ja schon einen Frosch entdeckt habe, nun eine weitere Tierdarstellung, notabene im mediterranen Tessin – ein hikr. wird es wissen? Das Poschti nimmt gerade mal drei Passagiere mit, und fährt in einer halben Stunde hinauf nach Sobrio. Ich bin angemeldet und finde die Osteria in neuen Händen – ein Paar aus Brasilien, das zwar fliessend den Tessiner Dialekt spricht, aber kein Wort Deutsch oder Französisch, empfängt mich mit grosser Herzenswärme. Seit der Übernahme haben die Zimmer neues Mobiliar und Anstriche erhalten – wirken heller und noch schläft es sich auf dieser Matratze (siehe Kommentar Regula52) gut. Die Pasta sowie Tomatensauce schmeckten vorzüglich, das Boccalino Merlot Weiss gleichermassen, wohl etwas übermütig liess ich mich noch ein auf die Peperoncini, die mir auf den Tisch gestellt wurden ... das rächte sich im Reusstal anderntags! Draussen auf der Terrasse fanden sich Einheimische ein, die sich noch ein abendliches Bier oder einen Wein genehmigten. Drinnen sass ich als einzigster Gast mit Teller. Nach 22 Uhr ziehe ich mich zurück – jetzt ist Zeitungsstunde und ein Blick hinaus auf die gegenüberliegende Talseite zeigt nur noch die Schemen gewaltiger Kreten und Arenen des Val Cramosinos. Ich komme irgendwie nicht zur Ruhe, stehe oft am offenen Fenster und lausche in die Nacht hinaus – ist es das Rauschen der Autobahn tief unten in der Talsohle, das zu mir dringt, bin ich nicht müde genug oder ist das Tessin schuld an einer tiefer liegenden Unruhe, Entdeckungen machen zu wollen, vielleicht eine innere Aufforderung doch wieder öfter hin zu fahren, auch im Wissen, dass ab November ich zwei Monate Ferien haben werde...Norwegen (Utöya) und/oder nur das Tessin...letzteres liegt so nahe, dank dem GA, das auch die Garantie ist, einfach so losziehen zu können, Karten und Fahrpläne nehmen nur wenig Platz im Rucksack ein, morgens eingepackt und sieben Stunden später ein Ziel gefunden zu haben. Und schliesslich der Preis: eine Übernachtung inkl. Zmorge und ein Znacht für zusammen 65 Franken! Schliesslich muss ich doch eingeschlafen sein – um halb sieben lasse ich mich durch das Handy wecken... das Val Cramosino hüllt sich nun in Wolkendunst.
 
 .... um 8.20 bin ich nach Lavorgo alleine im Poschti! Bis zur Weiterfahrt nochmals den Brunnen besichtigt und auch die ALPIQ-Baustelle. In Faido (das seit zwei Jahren mit Lärmschutzwänden ausgestattet ist) nehme ich den IR nach Göschenen – im Pano-Waggon gähnende Leere. Und am Bahnhof Göschenen auch: die Ferien sind dem Alltag gewichen, der Europäer wird wieder eine Weile arbeiten müssen, dann zum Jahreswechsel darf er wieder nach Süden reisen ... sich einordnen in kilometerlange Staus, er der Individualist, dem Masse eigentlich zuwider ist...
 
 .... mein WW beginnt gleich neben dem Trasse der Gotthardbahn – bis Meitschligen bin ich ausser einer Handvoll anderer Unentwegter zu Fuss unterwegs: ein Genuss.
 
 .... ich habe erst um 22 Uhr gleichentags Nachtdienst! 


Tourengänger: Henrik


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Kommentare (1)


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Baldy und Conny hat gesagt: zum Glück......
Gesendet am 21. August 2011 um 20:24
......hat Dir der Bohrer den Tag nicht verdorben.
Gruess Angelo und Conny


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