Riedkopf (2552 m)

Unmarkanter Gipfel mit tollem Rundumblick

Der Riedkopf ist ein weniger bekannter Berg im Montafon, einem gern besuchten Alpental. Er muss mit so großartigen Bergzielen wie dem Drusenfluhstock und der Sulzfluh konkurrieren, braucht sich aber, was die Aussicht anbelangt, nicht hinter diesen bekannten Bergen verstecken. Er sieht halt nicht so imposant aus, und da ich mir gerne mal solche Ziele aussuche, habe ich ihn heute von Gargellen aus bestiegen, dem höchstgelegenen Kurort des Montafons. Interessant ist, dass der Ort noch um die Jahrhundertwende ein Maisäß (Sommerdorf) war, dessen gesamte Bevölkerung im Winter ins 500 m tiefer gelegene Montafoner Tal hinunterzog.

Die Fahrt auf der Autobahn brachte mich meinem Ziel schnell näher, dazu brauchte ich natürlich das österreichische Pickerl, das ja nicht gerade billig ist. Ich löste die Zweimonatsvignette für 23 €,  sie lohnt sich für mich während der Spätsommerzeit, wenn ich zum Wandern ins Nachbarland fahre. Vor dem Ambergtunnel gab es Stau, aber nach ca. 15 Minuten gings dann problemlos weiter. Bei Bludenz bog ich rechts ab und fuhr hoch nach Gargellen, dem kleinen Ort, der vor allem durch seine Skigebiete und seine Schneesicherheit bekannt ist. Der Parkplatz an der Talstation der Schafbergbahn ist kostenlos.

Heute wollte ich mal 'hoch hinaus' und schenkte mir die ersten 1000 Höhenmeter, indem ich mich von der Kabinenbahn hoch bis auf 2100 Meter schaukeln ließ. Im Winter muss hier viel los sein, denn die Terrasse der Gipfelstation ist riesig und bietet vielen Besuchern Platz. Da ich den Rummel nicht so gerne mag, machte ich mich sogleich auf den Weg und folgte dem Wegweiser zum St. Antönier Joch. Der Weg ist anfangs breit und folgt der Skitrasse. Bei der nächsten Wegtafel nahm ich nicht den schmalen Weg, der steil zur Liftstation hochführt, sondern den breiten, der sich in einem Bogen rechts um den Hang windet und leicht bergab geht.

Vor mir öffnete sich ein breites, kahles Hochtal. Nachdem ich den Weg, der von der Mittelstation des Liftes hochführt, gekreuzt hatte, wurde die Aufstiegsspur schmaler und steiniger, führte über ein Geröllfeld und dann in Serpentinen hoch zum St. Antönier Joch (2379 m). Hier erreichte ich die Grenze zur Schweiz, was auf einer Tafel verkündet wird. Vom Joch schweift der Blick in die schweizer Bergwelt. Die sonnige Wand einer kleinen Zollwachhütte lud zur Rast ein, ihre Bank war aber leider besetzt. An einer Ecke fand ich einen großen Stein, der mir als Sitzplatz für eine Trinkpaus diente.

Hinter der Hütte führt der Weg  nach Norden hoch zum Riedkopf. Der schmale Pfad schlängelt sich am Grat entlang, ist an einigen Stellen, wenn er sich um Felsbrocken windet, etwas ausgesetzt, aber nicht schwierig. Bevor es hoch zum Gipfel geht, kommt eine Tafel mit dem Hinweis, dass der Steig nicht gesichert ist. Der Weg ist jedoch gut sichtbar, lediglich der letzte Abschnitt zum Gipfel ist etwas ausgesetzt und der Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel erfordert für wenige Meter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Eine herrliche Rundumsicht inmitten einer imposanten Bergwelt bot sich mir dar und ich konnte mich gar nicht sattsehen an den vielen markanten Gipfeln des Montafons und der Silvretta und dem Blick hinunter in die Täler. Da ich zum ersten Mal in dieser Gegend war, kannte ich kaum die Namen, aber eine Bergsteigerin, die seit Jahren ihren Urlaub hier verbringt und mit mir den Gipfelhochsitz teilte, nannte mir einige Namen, die ich versuche, in meiner Fotobeschriftung wiederzugeben.

Das ausgezeichnete Bergwetter blieb stabil, nur einige Schönwetterwolken wechselten mit dem intensiven Blau des Himmels ab und ich konnte nach Herzenslust in alle Himmelsrichtungen fotografieren.

Nach einer ausgiebigen Rast stieg ich die Aufstiegsspur hinunter bis zu einer Tafel, die den Weg Richtung Gargellen und Ronggalpe weist und bog dort nach links ab. Nun ging es  einen steinigen, steilen Serpentinenpfad am Rücken des Täschers entlang. Bevor die Waldgrenze erreicht war, säumten Heidelbeerboschen den Weg und die kleinen schwarzen Beeren waren für mich eine leckere Nachspeise.

Vor der Abzweigung zur Ronggalpe gibt es einen Weg, der zur Mittelstation der Schafbergbahn führt. Hier kann man den Abstieg abkürzen. Ich entschied mich, den steilen Rückweg fortzusetzen, war ab diesem Wegpunkt jedoch ganz alleine unterwegs und erreichte bald die Ronggalpe, wo man einkehren kann. Durch den Wald führte der Weg weiterhin steil bergab, an einem Wasserfall vorbei und und am Wiesenhang nach Gargellen zur Talstation der Bergbahn zurück.

Dem kilometerlangen Stau vor dem Pfändertunnel konnte ich entkommen, indem ich mich auf die rechte Fahrspur rettete, bei der Autobahnausfahrt Bregenz - Wolfurt abbog und über Langen meinen Heimatort erreichte.

Fazit: Eine lohnende, wenig begangene Tour, die in eine faszinierende Bergwelt führt und die man nach eigenem Gutdünken variabel gestalten kann, indem man mit der Bahn den Auf- bzw. Abstieg verkürzt.

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