....keine EXPO-nierte Wanderung!


Publiziert von Henrik , 28. Juli 2011 um 21:28.

Region: Welt » Schweiz » Neuenburg
Tour Datum:22 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NE 
Zeitbedarf: 3:30
Abstieg: 275 m
Strecke:Noiraigue - Areuseschlucht - Boudry
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:map wanderland

 .... es ist schon eine Weile her, dass ich über die SBB-Passarelle hergezogen bin: ich möchte auch mal was Positives verlauten lassen....Claudia, die heute ihre Wunschwanderung erfüllt bekommen hat, ist, wenn wir zusammen auf Tour gehen, jemand, der von den verführerischen Angeboten dort jedes Mal profitiert, stehen bleibt und mein Verständnis dafür durchaus erhält...diesmal war es statt eines Buches, das nicht an einem Abend durchgelesen werden kann, eine Zitatenkarte, wahrscheinlich zum Weitersenden... Wir setzten uns in den ICN nach Neuchâtel, stiegen um in den NPZ nach Noiraigue und wunderten uns schon dann in diesem Zug, wo denn die Menschen verbleiben, Schulferien und ein Freitag! Einzig an der Station Champs-du-Moulin stieg eine fünfköpfige Familie zu. In Noiraigue hatte das dem Bahnhof gegenüberliegende Restaurant Wirtesonntag, Claudia verspürte Lust auf ein Glas Weisswein, ich legte ihr nahe, dass wir ganz gewiss noch vor Boudry an einer Gaststätte vorbeikommen würden – wir wanderten also gleich los, ausser uns war von hier niemand anders unterwegs. Zwar wurde in unmittelbarer Nähe der Station auf Bänken Z’Mittag aus dem Rucksack gehalten – der Ort hatte was Vergängliches, das sich in abgeblätterten Wandanstrichen  ausdrückte, in Remisen, die auch schon Glanzzeiten hinter sich hatten und in merkwürdigen Strassenschildern, die eine Strasse zweiteilten – auch die Natur holte sich ihr Terrain zurück. Zuerst verläuft der WW asphaltiert parallel zur Bahn bis zur Usine Electricité (UE) „Plan de l’Eau“, wo Schirm und Kapuzenjacke zum Einsatz gelangten, später auch nochmals ganz kurz. In unmittelbarer Nähe dann die Fallhöhen des Saut de Brot – die Areuse führt durch die Regenfälle der vergangenen Tage erstaunlich viel Wasser – so habe ich die Schlucht noch nie zuvor gesehen. Rinnsale sind mir bekannt. Das Wasser braun und rauschig, schnell abfliessend. Um uns intensivstes Grün. Und es tropfte von oben herab. Später die UE „Les Moyats“ mit ihrem neuen Anstrich, Farben, wie wir sie in der Deutsch-CH nicht so oft zu Gesicht bekommen, das scheint mir eine Farbe zu sein, die mir auch schon öfters  im Elsass aufgefallen ist... Wer hat denn dort  den sturzgefährdeten Frosch gesehen, aus dessen Mund Wasser in ein Becken spritzt – ein origineller Brunnen fanden wir beide. Durch lauschigen Wald, neben der Strasse, asphaltiert gewiss wegen der UE. Eine offene Wiese, dahinter der Weiler  „Champs-du-Moulin“, die Areuse ist hier zu queren – danach das Hotel de la Truite, mit seinem Nebengebäude, das die frühen Tourismusjahre des vergangenen Jahrhunderts kurz aufleben lässt  .. baulich. Die Homepage wirkt weit weniger verstaubt als das was wir da vorfanden: der Weisswein war durchschnittlich, die Rhabarber-Wähe mies! Originell der Aussensitzplatz an den massigen Holztischen.  Wir verblieben dort nur, weil es gerade  wieder zu schütten begann, der Wind frischte auf. Schirm und Jacke erneut verstaut, setzten wir die Wanderung fort.
 
 .... die unmittelbare Nähe des Karsteinschnittes der Creux du Van war von hier kurz einzusehen, bevor wieder Wolken die Sicht nahmen. Der WW folgt der Areuse nun orografisch rechts für ein paar Meter, wechselt später auf die linke Seite – man wandert an Schnellen und Fallstufen entlang – das Wasser ist etwas in der Talenge eingefasst, es rauscht. Bei der Chute de la Verrière erneuter Uferwechsel, dies bis nach Boudry mehrfach. Die Chute besuchen wir nicht – hingegen verweilen wir bei der formschönen Holzbrücke, die Claudia sehr gefällt und inspiriert. Wir glaubten uns zu erinnern, dass diese auch schon auf der EXPO gezeigt wurde – der Artikel schweigt sich aus? Die mutige und aussergewöhnliche Form hätte zur Landesausstellung gepasst – wir fanden sie jedenfalls very impressiv. Danach übernahm die Sonne....

 
 ....nach der UE de Garot erneuter Uferwechsel. Hier fallen uns die Kalkfelsen auf, an denen wir ossische Bohr- und vergessene Karabinerhaken entdecken  ... ich bemerke in mir den Wunsch, mal doch mitzukraxeln... Etwas später dann die Gorges de l’Areuse, die auch mit einer ganz neuen Brücke aufwartet: Erstellungzeitraum 2010! Manchmal ist ganz wenig Vorsicht nötig – der tagelange Regen hat den schmalen Weg schmierig gemacht (bei Schnee und Eis lasse ich laponia41 vor)! Bisher begegneten uns keine anderen Wanderer – jetzt plötzlich kleine Gruppen, Rücksichtnahme ist gegeben. Bei der Pont des Clées entscheiden wir uns für Boudry Tram, dass heisst, wir verbleiben rechtsufrig und die Areuse weitet sich mit tauchfähigen Becken, Fischer stehen am Ufer (ich hätte fragen sollen, was die da an Land ziehen?). Bei der UE Boudry dann der elegante SBB-Viadukt, gerade kreuzen sich zwei ICNs. Und wieder sind wir begeistert von der Leistung menschlichen Gehens ... diese Eile gefällt uns – sie ist plötzlich Gegenstand philosophischer Betrachtung. Sogar auf Asphalt: Boudry. Gerade fährt uns ein Bus vor der Nase weg – das Littorail baut z. Z.  am Trasse zwischen Auvernier und Boudry, während der Schulferien. Die verbleibenden 20 Minuten setzen wir uns in ein Strassencafé und nippen an einem Glas Chardonnay – das ist der Wein, den wir uns gewünscht hätten, hinten im Tal!
 
 .... in Neuchâtel schlendern wir durch die Fussgängerzone, auch Ausschau haltend nach einem Restaurant, denn die, die ich mir notiert habe, haben entweder zu oder Wirtesonntag (schlechte Planung meinerseits). Kurz vor halb sieben, Claudia sucht noch einen Regenmantel, und findet ihn: so werden Entscheidungen gefällt, wenn Claudia modisch Nachschub benötigt. Und auch das Lokal entdeckt sie: Restaurant du Banneret – ein gutes Stück Fleisch kommt auf den Teller und ein roter Hauswein. Obere Preisklasse – Bedienung sehr aufmerksam.
 
 
 .... mit unsern Rucksäcken fallen wir aber nicht mal dort besonders auf. Auch andere Besucher treten ein mit Wanderschuhen. Schliesslich brechen wir auf zum Bahnhof – dort überrascht uns die Anzeige, dass der ICN nach Basel fast eine halbe Stunde verspätet sei, so fahren wir über Olten und sind vor 22 Uhr in Basel. Am Bahnhof fällt uns ein Glaskasten auf: das Bundesamt für Statistik, mit seinen Frischluftklappen...
 
 .... die Lindenallé am Bahnhof in Neuchâtel ist das Kontrastprogramm zur unsere Schluchtenwanderung: alles ist geordnet, stilistisch auf Moderne eingerichtet und irgendwie futurisch – Natur gehorcht solchen Gesichtpunkten nie! 


Mit Claudia unterwegs



Tourengänger: Henrik


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Kommentare (3)


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bidi35 hat gesagt: sooo schlecht...
Gesendet am 28. Juli 2011 um 22:12
...ist der Weisswein im Hotel de la Truite nun auch wieder nicht (es lag wohl am Wetter...).

Und...ich vermisse das Schlusstrunk-Restaurant nach dem hohen hohen Viadukt!

LG Heinz

Henrik hat gesagt: RE: sooo schlecht...
Gesendet am 28. Juli 2011 um 22:16
Kommt noch!


laponia41 hat gesagt: RE: sooo schlecht...
Gesendet am 29. Juli 2011 um 06:43
Im Restaurant drin ist es zwar ein bisschen "gschmuslig", aber wir haben mehrmals sehr gute Forellen gegessen. Dazu passt ein Neuenburger Chasselas bestens, auch wenn der Gutedel bekanntlich weder gut noch edel ist....


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