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Gute Wetteraussichten und ein einvernehmlich verlängertes Pfingstwochenende eröffneten uns die Möglichkeit einer ersten Hochtour in der heurigen wahrlich noch jungen Saison. Also setzten sich die üblichen 3 Verdächtigen auf Vorschlag Imsengs richtung Lukmanierpass in Bewegung. Wegen dann doch zweifelhafter meteorologischer Situation (Nieselregen), fuhren wir hinauf bis zum Parkplatz an der bekannten Brücke über den Rein da Plattas.
Dort nahe Pardatsch (1596m) wurde gegen 15:45 Uhr mit Regenschrim, Cape bzw. Schildmütze bewaffnet ohne Eile gestartet. Bewartete Hütten unter der Woche sind um diese Jahreszeit noch eine Seltenheit, dementsprechend befand sich in den Rucksäcken etwas mehr Gepäck als auch schon.
Wir wanderten zunächst ohne viel Höhengewinn, später dann steiler auf bequemem Weg durch das obere Val Plattas. Schon bei Pt. 1869 wurde kurz gerastet und auch Stavels Veders (1965m) musste für eine Pause herhalten. Die schön gelegene Hochebene der Alp Sura hatten wir somit erreicht und durchschritten diese bis der Wanderweg bei Foppa da Cavals - quasi am untersten Teil der Südflanke des Piz Caschleglia (2935m) - in einen zunehmend felsigen Bergpfad übergeht. Immer mal wieder pausierend und erfreut ob der unzähligen Schar scheuer aber dennoch neugieriger Schafe, arbeiteten wir uns vorwärts zum gerölligen Couloir, welches das nahende Ende der Etappe prophezeit. Viel Schotter, ein letztes Schneefeld sowie die Fuorcla da Lavaz (2510m) galt es nun noch zu passieren.
So dauerte es rund drei Stunden bis das Gepäck im kleinen aber feinen Winterraum der Medelserhütte (2524) abgestellt werden konnte. Bei inzwischen wieder schönem Wetter genoss man noch einige Zeit die wärmende Sonne bei einem gemütlichen Bierchen, bevor Schnee zwecks Änderung dessen Aggregatzustandes organisiert sein wollte. Mit nur wenig Holz gelang das Schmelzen dennoch schneller als erwartet und Schnapsi zauberte feine Penne Napoli con Basilico e Parmigiano piccante, welche sie bereits vorgekocht mitgebracht hatte. Ganz schön clever... 
Geruhsam ließen wir den Abend im Stirnlampenschein (Leuchtmittel sind leider demontiert, Petroleumlampe zur Not vorhanden) ausklingen; so gegen 11 war Zapfenstreich. Wenige Stunden später ertönte der Weckruf und nach improvisiertem Frühstück und Gerödel-Montage konnte die Tour um viertel vor 6 beginnen.
Von der Camona da Medel (2524m) geht es zunächst in die Fuorcla da Lavaz (2510m) hinunter, wo eine erste Markierung (blauer Pfeil auf weißem Grund) zu erkennen ist. Man quert nun das zunehmend abschüssige - bei uns noch schneebedeckte - Geröllfeld, bevor der Weg auf den Sporn östlich oberhalb von Pt. 2422 trifft. Dort gibt es die erste kleine Kletterstelle, welche kettenunterstützt problemlos absolviert werden kann.
Im Folgenden hält man sich an die Markierungen, Wegspuren sowie Steinmänner und traversiert so, stetig ansteigend auf felsig-blockigem von Schneefeldern durchzogenem Untergrund, die - mitunter steinschlägige - Westflanke des Fil Liung (3062m), bis der Gletscher auf ca. 2840m endgültig erreicht ist.
Gleich zu Beginn erklimmt man einen steilen Aufschwung des Glatscher da Plattas, der sich danach zurücklegt und auf ca. 3000m in das ausladende Plateau des Glatscher da Medels übergeht. Jenen lässt man in einem weiten Rechtsbogen (Umgehung der Spaltenzone) hinter sich und steuert auf die ersten Gratfelsen westlich von Pt. 3064 zu.
Dieser Teil der Tour war etwas beschwerlich, denn im Gegensatz zum gut durchgefrorenen Steilstück, trug hier der Firndeckel gerade nicht, so dass man nie vorher wusste, ob man nun bis zu den Waden einbrach, oder der Schritt auf der Oberfläche blieb.
Am Ostgrat angekommen, präsentierte sich dieser tief verschneit; nur wenige Felsen ragten im unteren Teil aus dem kalten Weiß und gaben uns die Richtung vor. So zogen wir eine knietiefe Spur von Fels zu Fels, wobei auch die eine oder andere Wühlerei durch hüfthohe Schneeansammlungen angesagt war. Im weiteren Verlauf steilt der Grat etwas auf, was dann das deutlich angenehmere Überklettern im oberen I. Grad ermöglichte.
Nach Überquerung eines letzten Firnfeldes trennt uns vom Ziel der Tour noch ein ziemlich ausgesetztes, frisch verschneites Gipfelgrätchen, auf dessen Firnschneide - Tiefblicke garantiert - wir schließlich die Gipfelfelsen und wenige Kletterzüge später den Gipfel des Piz Medel (3210m) gut 3 Stunden nach Abmarsch erreichen!
Leider zogen just in diesen Augenblicken aus dem Tessin mit auffrischendem Wind dichte Wolkenfetzen herein, sodass wir nur wenig später den Rückweg antraten und erst auf den Gratfelsen eine Rast einlegten.
Die Blockkletterei hinter uns gelassen, galt es erst - ähnlich mühsam wie beim Hinweg - den Medelsergletscher zu überqueren, um dann ungleich leichtfüßiger den Steilhang hinab zu sausen. Hier hatte der Schnee genau die richtige Konsistenz, um wahlweise auf Sohlen oder Hosenboden in kurzer Zeit dem Tal entgegen zu rutschen. ;-)
Weiter auf dem schon bekannten markierten Felspfad absteigend, ging es zur Geröllflanke zurück, welche wir jetzt allerdings möglichst weit oben zu queren versuchten. Hier war der Schnee schon recht weich, so dass es kaum einen Zeitvorteil brachte, aber man hatte wenigstens das Gefühl, weniger an Höhe zu verlieren, um den Gegenanstieg zur Medelserhütte (2524m) minimieren zu können.
Dort angekommen, gönnten wir uns erst einmal die verdiente lange Pause im Sonnenschein und genossen das zuvor deponierte Bierchen; nach wie vor allein auf weiter Flur. So kann man's wahrlich aushalten!
Dennoch tauchten langsam aber sicher unsere abendlichen Termine am Horizont auf. Deswegen ließ es sich kaum vermeiden, den Hüttenabstieg relativ zügig anzugehen. Lediglich einige äußerst neugierige und zutrauliche Geißen stellten nochmals ein bemerkenswertes Intermezzo dar, bevor nach knapp 1½ Stunden ab Hütte die gelungene Tour am Parkplatz bei Pardatsch (1596m) ihr endgültiges Ende fand.
(Tour mit Schnapsi und Imseng)
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