steile Grashänge, Erstbesteigergefühle und Roteflue


Publiziert von babu , 13. Juni 2011 um 11:55.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:12 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Campingplatz Bönigen - Alpligen - Bärepfad - Alpiglen Oberberg - Roteflue - Furggenhorn - Oberberg - Schwand - Campingplatz Bönigen

Da blättert man ahnungslos durch dieses immense hikr-Archiv und stolpert plötzlich über den interessanten Bericht von Zaza. Und dieses, dem Bericht angehängte Bild, hat mir vollends den Ärmel reingezogen. Aha, da soll also eine Route hinaufführen? Geschwinde den alten Voralpenführer organisieren und den Beschrieb studieren (im neuen Führer wird dieser Aufstieg nicht mehr erwähnt...). Hmmm, die Tour wird als BG bewertet, dann sollte dieses Unterfangen eigentlich im Möglichen liegen.

Wir starten also beim Campingplatz Bönigen, ausgerüstet mit Pickel und Stöcken. Der Aufstieg ist erbarmungslos direkt, so vernichten wir die Höhenmeter ziemlich effizient und ohne grosse Umschweife...;-). Die Alp Alpligen erreichen wir auf gut ausgebauten Wanderwegen. Weiter gehts via Bärepfad auf die Alp Alpiglen Oberberg. Teilweise ist der Pfad nur noch schwach zu erkennen, weiter oben jedoch wurde das hüfthohe Gras feinsäuberlich geschnitten und so schreiten wir durch einen grünen "Tunnel" weiter in steilen Gelände Richtung Gand. Auf der Alp Alpligen Oberberg präsentieren sich uns die mehr als 100m hohen, verwitterten Abgründe der Roteflueh-Kette. Nochmals einen Blick in den alten Führer verrät uns, dass der T6-Einstieg beim R der Roteflue sein soll. Wir steigen also den Gerölltrichter empor und inspizieren am Fusswand die verschiedenen möglichen Grasrampen.

Schnell wird klar, dass nur eine Variante in Frage kommt. Wir steigen das steile Grascouloir, nahe dem imposanten Gendarm hinauf. Jetzt ist der Einsatz des Pickels gefragt. Die Nässe des Grases macht unsere "Expedition" auch nicht einfacher. Höchste Konzentration ist jetzt angesagt. Wir fühlen uns während des Aufsteiges zeitweise wie Erstbegeher, weit und breit keine verräterischen Zeichen von etwelchen Vorgängern. Wir durchsteigen das erste Grascouloir und entscheiden uns bei der folgenden Gabelung für die linke Seite. Die Wand lehnt sich langsam zurück, die Steilheit fordert jedoch immer noch konzentriertes Gehen. Wir erreichen den Sattel und stehen nun Auge in Auge zum ausladenden Gendarm. Dieser lässt sich über die Grashalde seiner Südseite ersteigen. Wir lassen es bleiben, stehen doch noch weitere unbekannte, anspruchsvolle Steigungsmetern bis zum Gipfel vor uns.

Vom Sattel folgen wir dem teilweise begrasten Grat bis zur einer Felsscharte. Hier wurde die Jahrzahl 1989 in den Felsen geschrieben. Vermutlich das Installationsjahr des Kabels, welches für die letzten, rund 50 Klettermeter hilfreich zur Verfügung steht. Ohne Kabel wäre dieser Schlussaufstieg sehr abenteuerlich (+II), denn an der Ausgesetztheit scheitert es hier nicht...!

Was für ein Aufstieg! Wir können den Kommentar im Führer nur bestätigen: "es handelt sich um eine in ihrer Art erstklassigen Tour".  Sobald der Grat erreicht ist, wechselt das Gelände von T6 auf max. T4. Wir besuchen den Gipfel der Roteflue und folgen dem Grat in karstigem Gelände bis zum Furggenhorn. Der Abstieg Richtung Bönigen ist markiert und ein fixes Seil hilft beim Abstieg.

Bald sind wir wieder in "sicherem Gelände" und suchen uns den Weg bis zur Chüenzlenalp. Die Alpen hier werden nicht intensiv bewirtschaftet und so sind die Pfade nur noch schwer zu erkennen. Der weitere Abstieg gestaltet sich angenehm und in Kürze erreichen wir wieder Bönigen. Das anschliessende Fussbad im kalten Brienzersee schliesst diese aussergewöhnliche Tour gebührend ab...;-).


Tourengänger: babu
Communities: T6


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 13. Juni 2011 um 19:39
Danke für den Reminder, denn die Tourenideen für die Berner Voralpen werden langsam knapp ;-)

Das sieht jedenfalls lohnend aus, Maurice Brandt hatte wohl recht!

Gruess, zaza






babu hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juni 2011 um 20:17
Merci für den Tip in deinem Bericht! Ich kann dir diese Tour wirklich empfehlen. Wildheit und Einsamkeit ist garantiert. Das macht Lust auf mehr...;-).

Berglergruess, Andrea

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juni 2011 um 17:37
Falls du mal Interesse an einer gemeinsamen Aktion hast:
BE 1, Nr. 203...?

Gruess, zaza


Kommentar hinzufügen»