Mont Blanc (4810 m)

Klassische Montblanc-Überschreitung Refuge du Goûter - Mont Blanc - Col Maudit - Aiguille du Midi.

Am ersten Tag mit der Seilbahn von Les Houches nach La Chalette (1801 m). Dort die schweren Rucksäcke geschultert und um ca. 3.00 losmaschiert. Auf steilem Wanderweg über den schönen, grasbewachsenen Mont Lachat zur Seilbahnstation Col du Mt. Lachat, wo der Bahnbetrieb endete. Auf den Bahngeleisen durch einen Tunnel zum Gare Nid d'Aigle. Von dort auf gutem Wanderweg zur Baraque Forestière des Rognes und weiter, zuletzt über einen kleinen Gletscher, zur Refuge Tete Rousse. Sehr gutes, französisches Abendessen (Soupe des Legumes, Couscous Poulet). Tolle Abendstimmung. Übernachtung.

Am zweiten Tag ist das Wetter nicht so toll. Wir marschieren um ca. 7.00 los. Das Grand Couloir ist ruhig, sehr zu unserer Erleichterung. Problemlose Überquerung. Auf der anderen Seite geht's weiter durch leichte Felsen und relativ steil, bis hinauf zur Refuge du Goûter, wo wir bereits gegen 11.00 ankommen. Nach einem frühen Mittagessen verbringen wir einen faulen Nachmittag auf der Hütte. Erstaunlicherweise hatten wir noch 3 Tage vor unserer Tour drei Lagerplätze reservieren können.

Am nächsten Morgen heisst es gegen 2.00 aufstehen. Zusammenpacken, Frühstücken, Fertigmachen. Sehr viele Leute, sehr eng, nicht gerade bequem. Abmarsch mit Stirnlampe. Es ist ganz klar, ein vielversprechender Tag kündigt sich an. Zunächst geht es ca. 50 m hinauf zum Kamm. Dann beginnt ein herrlicher Weg über den zunächst flachen Gletscher. Wir gehen praktisch in einer Kolonne, Stirnlampe an Stirnlampe, in einer bestens ausgetretenen Spur, wie in einer Lichterkette. Bald einmal beginnen wir das Tageslicht zu erahnen. Rundherum nur weiss, nur Gletscher, wir sind hoch über allem anderen um uns herum. Es wird steiler, wir kommen zum Dôme du Goûter. Dort wird es hell,es beginnt herüberzuleuchten vom Mont Maudit. Trotz wolkenlosen Himmels ist es kalt, ich ziehe alle meine Schichten an. Ein unvorsichtiger Moment, und woops, mein Überhandschuh ist weggeblasen. Weiter geht es, zum Bosse Grat. Fast märchenhaft, die vielen Figuren vor uns im fahlen Morgenlicht hier heroben, die sich hinaufschieben. Das Wasser in unserer Tinkflasche ist gefroren, so kalt ist es. Stück für Stück geht es hinauf, hier und da eine kurze Pause, und jetzt noch ein kleines Stück, es wird flacher, wir haben es geschafft ! Schon ein tolles Gefühl, der höchste Gipfel Europas ist erreicht (Kaukasus mal abgesehen) !

Der Abstieg Richtung Col Maudit, über Mur de la Côte und Col de la Brenva, ist zunächst einfach. Allerdings bin ich etwas angespannt wegen der erwarteten steilen Rinne am Col Maudit. Und tatsächlich, es ist ziemlich steil. Allerdings liegen 2 Fixseile, die uns beim Hinuntersichern helfen. Obwohl mehrere andere Seilschaften gleichzeitig hinauf und hinunterklettern, was die Sache nicht gerade erleichtert, kommen wir doch irgendwie hinunter. Nun wird es wieder leichter, und wir gehen in dem herrlichen Gletschergelände weiter. Leider sind wir für die Besteigung des Mont Blanc du Tacul zu müde, und so folgen wir den Spuren über den Sattel unterhalb dieses Gipfels, über eine weitere Steilstufe, hinunter zum Plateau des Col du Midi. Von dort in einer weiteren Stunde, langsam und sehr müde, aber bei herrlichem Wetter, Schritt für Schritt und mit vielen Pausen, hinauf zur Seilbahnstation Aiguille du Midi. Es ist bereits halb sechs, als wir dort schliesslich ankommen.