UETLIBERG (871m)-Rutschpartie in der FALLÄTSCHE (801m)


Publiziert von danueggel , 14. Juni 2007 um 23:58.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum: 9 Juni 2007
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Albiskette - Höhronen   CH-ZH 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:Leimbach-Felsenkammer-Teehütte-Leimbach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Bus von Morgental (Wollishofen) bis Bahnhof Leimbach, alternativ auch mit dem Zug.
Kartennummer:LK 1:25000, Bl 1111 "Albis"

 

+++Üetliberg von der extremen Seite-Fiasko in der Fallätsche+++

RUTSCHPARTIE IN DER FÄLLÄTSCHE

Nachdem ich den Morgen verschlafen hatte und nichts aus einer richtigen Bergtour wurde, musste ich mich nach reizvollen Alternativen umschauen. Von meinem Wohnort schweifte der Blick in Richtung Fallätsche (802m) so dass mein heutiges Tourenziel feststand. Mit ein paar Gewitterwolken im Rücken machte ich mich schnell via Bus auf den Weg zum Bhf. Leimbach.


Dort angekommen wurde die Karte studiert (offenbar nicht gut genug, wie sich im Nachhinein herausstellte) und die Strasse hinaufmarschiert, vorbei am Gemeinschaftszentrum und hinein in den Wald. Erfreulicherweise hatte Petrus ein Einsehen und die Wetterlage präsentierte sich wieder sehr stabil. Ich folgte dem Trampelpfad bis ich nach kurzer Zeit die Felsenkammer erreichte. Als sich der Pfad in einer Kurve kurz nach der Felsenkammer wand, entschied ich mich dem steilen linken Bachbett zu folgen. Ich folgte dem Bachbett immer weiter hinauf, auf den glitschigen Steinen Halt suchend. Als ich den Felsvorsprung am Ende des Bachbetts erblickte und aus der Ferne keine Möglichkeit zu einer vernünftigen Traversierung sah, entschied ich mich hinabzusteigen und dem rechten Bachteil zu folgen. Mit einem leichten Schmunzeln erinnerte ich mich an die Episode, als Roger Schawinski und seine Frau von der Rega aus der Fallätsche evakuiert werden mussten. Nun konnte ich mir doch etwas besser vorstellen, wie man im Kanton Zürich in „Bergnot“ kommen konnte.

DAS UNHEIL NIMMT SEINEN LAUF
Auch am Ende des zweiten Bachbetts stiess ich auf einen brüchigen Felsaufschwung, den ich aufgrund der miesen Felsqualität („Fels“ ist eine schmeichelhafte Bezeichnung) queren musste. An Wurzeln und Grasbüscheln hangelte ich mich weiter hinauf, bis ich nach etwa 10 Minuten plötzlich auf einen Trampelpfad traf. Da ich aber nicht wusste, ob dieser wirklich zur Teehütte führen würde, entschied ich mich einfach weiter die Fallätsche hinaufzusteigen. Kein besonders weiser Entscheid, wie sich herausstellen sollte. Über einen steilen Erdhügel kriechend machte ich Bekanntschaft mit einem Ameisenhaufen, dummerweise mit den roten Zeitgenossen. Ich denke der Ärger über diese Begegnung beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich für meinen Teil durfte mich an einigen Stellen kratzen und die Ameisen mussten einsehen, dass man nirgendwo auf dieser Welt vor Störenfrieden in Wanderschuhen sicher ist.


Als ich mich bereits auf dem "Grat" wähnte (die Teehütte war nun nur noch sekundäres Ziel), traf ich auf das letzte Hindernis. Einen feuchten, sehr steilen Erdhang mit einem Nagelfluhfelsen als „Krönung“. Ich vertraute weiter auf die Wurzelgriffe und wand mich mit Ach und Krach zum Nagelfluhwändchen empor. Als sich sämtliche Versuchsgriffe in Einzelteile auflösten (typisch Nagelfluh) entschied ich mich für die Querung nach rechts. Diese wurde leider zur Rutschpartie, so dass ich mich in sekundenschnelle wieder ein paar Meter weiter unten befand. Die feuchte Erde liess mir kaum Halt, bis ich den retten Wurzelgriff entdeckte, der mir den Wiederaufstieg ermöglichte und kurze Zeit später durfte ich mich mit dunkelbraunen Jeans und erdverschmiertem Gesicht auf den Grat schwingen. Ich folgte dem komfortablen Wanderweg und bereits nach 50m sah ich eine Holzhütte und kurz danach die Teehütte.

TEEHÜTTE ENTSCHÄDIGT FÜR DIE MÜHEN

Ich stieg hinab und als ich die wunderbare Aussicht von der Terrasse der Teehütte geniessen konnte verflog mein Ärger über die suboptimale Routenwahl in Windeseile. Nach kurzem Halt ging es wieder hinauf auf den Grat und im Eiltempo den Wanderweg via Ruine Manegg hinab, bis ich beim Gemeinschaftszentrum landete. Durstig und hungrig, war ich hocherfreut über die Öffnung des Kaffees, ich hätte mein letztes Hemd für ein Glas Eistee gegeben. Gestärkt folgte ich wieder der Rebenstrasse bis zur Bushaltestelle Bahnhof Leimbach, wo bereits der Bus einfuhr. So durfte ich mich darüber freuen, dass wenigstens die Rückfahrt reibungslos verlief...

Fazit: Sehr kurze, erdige Direktroute durch die Fallätsche mit einigen Verhauern zu viel

Lessons learned:

  • Sogar der Üetliberg besitzt eine "wilde" Seite
  • Auch im Kanton Zürich kann man in Bergnot geraten
  • Nagelfluh taugt zu nix

Wiederholungsfaktor
: 2-3

Tour im Alleingang



Tourengänger: danueggel


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Kommentare (8)


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360 Pro hat gesagt: "der richtige Weg"
Gesendet am 15. Juni 2007 um 08:33
Es ist mir nicht ganz klar welche Route du zum Teehüsli geplant hattest. Roman Koch beschreibt ziemlich ausführlich verschiedenene mehr oder wenig offizielle Möglichkeiten zum Teehüsli auf seiner Website www.romankoch.ch/teehuus/lage.htm.

Falls du die "spektakuläre" Route einschlagen wolltest, hättest du bei der Felsenkammer den nördlichen Rand der Fallätsche und nicht das steile linke Bachbett einschlagen sollen.

Auch bei der "alpinen" Route kraxelt man ab ca 650m nicht links des Baches, sondern auf der rechten Seite hoch, um dem "offiziellen" Weg zu folgen, dort sind dann auch mehr oder weniger durchwegs Pfadspuren zu erkennen.

Viel Glück beim nächsten Versuch.

360

schnafler hat gesagt: namen sind gluckssache
Gesendet am 17. November 2009 um 10:33
In den Genuss der spektakulären Heli-Rettung gelangte ein Ehepaar auf -inski, in der Tat - es waren aber nicht die Schawinskis, sondern Charles Lewinsky und seine bessere Hälfte. Schnaflergrüsse von mir - habe übrigens als alter Adliswiler vor 30 Jahren die erste Skiabfahrt durch die Fallätsche, und zwar durch den linken, steilen Teil gemacht. Einmal abseilen oben vom Geländer am Grat, dann zwei ziemlich hohe Sprünge, hihi...

schnafler hat gesagt: nagelfluh
Gesendet am 17. November 2009 um 10:41
Ach ja, noch was: In Nagelfluh nie ohne Nagelschuh, hab ich mal geschrieben. In der Fallätsche findest Du aber echt kein Konglomerat, im Unterschied zum Üetzgi-Gipfel. In der Fallätsche gibt es die zwei drei Sandstein-Riegel, and that's it. Schnaflergrüsse von Roland, Gründungs-Mitglied des anarcho-dadaistischen KCÜs, des Kletterclubs Uetliberg, vor 30 Jahren. Bedingung zum Eintritt war die seilfreie Aussenrum-Besteigung inkl. exponietem Gipfelplattform-Überhang des alten Üetzgiturmes...

mde hat gesagt: Alte Geschichten
Gesendet am 17. November 2009 um 14:18
Salut schnafler,

Gemäss Deinen Zeilen musst Du ja Roland H. sein... just keep the stories coming, z.B. so ein Eintrag über die Schlossberg Westwand auf hikr.org wäre ein echtes Highlight. Das würde auch heute noch gern gelesen und die Geschichten von damals, die schriftlich (in alten Bergmagazinen) festgehalten wurden, sind heute leider kaum mehr zugänglich.

schnafler hat gesagt: RE:Alte Geschichten
Gesendet am 18. November 2009 um 09:38
Hoi mde - kenne ich Dich? Müsste ja wohl so sein. Ja, ich bin der alte Schnafler vom u.a. Schlossberg, in der Tat. Und diverse Geschichten hätte ich schon zu erzählen bzw. habe sie ja schon erzählt, z.B. diverse Male auf der Alpinismusseite der NZZ. So lange Texte sind ja aber wohl nicht gefragt auf hikr.org, oder doch? Hab mich erst gestern eingeloggt auf diesem Channel. Eine meiner Schwestern betreut manchmal das Teehüttli, und ich wollte einfach wieder mal schauen, wie man da so hochkommt... Hast geile Touren gemacht, tammi namal, chapeau. Einige davon hab ich selber gemacht, FRÜHER, mit dem Schirm z.B. Weisshorn-Nordgrat - und Flug ab dem Bishorn - oder das Bifertenstock-Nordwändli mit Flug ab dem Gipfel, den Tödi ab Zürich solo an einem Vormittag. Wegen meiner lädierten Schulter bin ich in Sachen Klettern aber echt ein Schnafler geworden. Melde Dich doch... lg, Roland

mde hat gesagt: RE:Alte Geschichten
Gesendet am 18. November 2009 um 14:36
Hoi Roland,

Nein, wir kennen uns nicht persönlich. Wer sich aber ein bisschen für Schweizer (Frei-)Klettergeschichte interessiert kommt um den KCÜ nicht herum. Eine indirekte Verbindung gibt es aber zwischen uns - ich kenne mit Andreas K. einen anderen Kämpen von früher und Bekannten von Dir (!?) persönlich und erhalte so immer wieder mal ein spannendes Müsterchen von der Szene in den 70er/80er-Jahren aus erster Hand erzählt. Ich finde das immer super spannend und von dem her sind zumindest aus meiner persönlichen Sicht Deine Stories, auch wenn sie noch so lang sind, auf hikr.org höchst willkommen.

schnafler hat gesagt: RE:Alte Geschichten
Gesendet am 19. November 2009 um 06:41
Ja, der liebe Andreas K. ist natürlich auch ein KCÜ-Urgestein, mit dem ich ein paar wilde Sachen erlebt habe. Kennst ihn ja glaube ich von der Arbeit, stimmt? Ich treffe ihn aber weniger oft als z.B. Martin Scheel, der den meisten Freeclimbern auch heute noch um die Ohren climbt. A propos alte Stories: hikr.org ist doch, soweit ich das beurteilen kann, ein Channel in Sachen aktuelle Tourenberichte - und nicht ein Reservoir für Haarsträubendes von vor 30 Jahren. Oder nicht? Nächstes Jahr kommt übrigens ein Roman von mir heraus, in dem es einige pikante Kletter- und Bergsteigerpassagen drin hat...

Runner hat gesagt: RE:Alte Geschichten
Gesendet am 26. Dezember 2014 um 21:09
Hi schnafler,
warum sollten "die alten Geschichten" nicht interessant sein auf hikr. - wenn's der Wegfindung dient ? ;-)
War vorgestern, 24.12.14 in der Fallätsche. Allerdings berglauftechnisch. Da war dann irgendwo im Rütschlibach, ca. halbe Höhe Schluss... alle Wege und Spuren fort und nur noch durch das Bachbett hoch. Habe es dann vorgezogen, ein Stück retour und hoch zur Felsenkammer zu gehen. Wo wäre denn der perfekte Weg, wenn ich weiter gewollt hätte? Entlang dem Bach? Komme ich da auch zur Gleggsteinhütte ??
Gruäss, Runner


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