Bergbauhistorische Rundtour um Berggießhübel


Publiziert von lainari , 24. November 2010 um 19:35.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:30 Oktober 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 210 m
Abstieg: 210 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 216 Pirna-Bahratal oder Linie 219 Pirna-Bahratal bis Berggießhübel
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 94 Bad Gottleuba-Berggießhübel und Umgebung

Bergbauhistorische Rundtour um Berggießhübel

Ich hatte die Aufgabe übernommen eine Aktivität für unser Treffen der ehemaligen Kollegen zu planen. Was tun, wenn alle sich großräumig in der Region auskennen? Immerhin, im Besucherbergwerk „Marie Louise Stolln“ war außer mir vorher noch keiner. Ein Anfang, ergänzend sammelte ich im Netz noch weitere Informationen. Heraus kam eine kleinräumige hochangereicherte Rundtour, die im Folgenden vorgestellt wird.

Nachdem wir uns auf dem Parkplatz vor dem Besucherbergwerk getroffen hatten, wurde ein kleiner Begrüßungs-Apero gereicht. Das Wetter war herrlich, nur ein kalter böhmischer Wind wehte. Zu Beginn ging es am Ufer der Gottleuba flussaufwärts durch Berggießhübel. Dabei blieben wir parallel zur Hauptstraße, wechselten erst am Kirchberg hinüber, um nach etwa 100 m rechts auf den Hochsteinweg abzubiegen. Gleich darauf kamen wir zum Hengststein, einem Gedenkstein an den 16 m tiefen Absturz des Obersteigers Hengst bei einem Grubeneinbruch am 02.01.1845, den dieser unbeschadet überstand. Weiter ging es auf der Karlsleite bergan. Wenig später wurde das Mundloch „Tiefer Hammerzecher Stolln“ erreicht.

In Berggießhübel wurde vermutlich beginnend im 14. Jahrhundert bis 1892 Eisenerz abgebaut, insbesondere hochwertiges Magnetit. Die mengenmäßig intensivste Periode war dabei von 1870-1892, als sich mit Einführung der Bohr- und Sprengtechnik und der maschinellen Grubenentwässerung die Möglichkeiten verbesserten. Mit einer letzten Schicht im Erkundungsschacht 381 endete am 31.05.1942 der Bergbau in diesem Revier.

Im weiteren Verlauf unseres Weges gab es deutliche Spuren des Bergbaus im bewaldeten Gelände, etwa Furchen und Mulden. An einem Aussichtspunkt, dem Rektor John Platz, genossen wir den Blick auf einen Teil von Berggießhübel. Weiter führte uns der Weg auf den Hochstein, der aus mehreren Felsgruppen besteht. Zunächst erklommen wir den Südfelsen, fanden dort die Lochmarke MG 2 OM 1725, was „Mißgönnt Glück Fundgrube Zweite Obere Maß“ aus dem Jahr 1725 bedeutet. Lochmarken sind Vermessungspunkte von Erz-Abbaufeldern. Eine solche fand sich auch auf dem danach aufgesuchten Nordfelsen mit der Inschrift WG 1755 für „Grube Wills Gott“ aus dem Jahr 1755.

Nach dem Abstieg und heraus aus dem Wald liefen wir zur Gersdorfer Straße und dort bergauf die wenigen Meter bis zum Scheitel. Links hinein wurde nach kurzem Anstieg der Jagdstein erklommen. Dieser bot einen schönen Ausblick in westliche Richtung. Vom kalten Wind vertrieben kehrten wir zur Straße zurück, bogen dort links ab, um kurz darauf rechts in einen alten Steinbruch zu gelangen. Dort hindurch folgten wir dem ausgeschilderten Weg zur Gersdorfer Ruine. Diese wurde im Zeitalter der Naturschwärmerei um 1820 künstlich als Ausflugsziel und Jagdunterkunft angelegt. Hier wurde gerastet. Unser weiterer Weg führte uns eine Strecke auf dem Zugangsweg zurück und brachte uns zu den Felsenbrücken. Brücken gibt es freilich nicht mehr, früher jedoch wurden der Abbruchkante vorgelagerte Felsen mit Holzstegen als Aussichtspunkte erschlossen, daher der Name. Weiter schlängelte sich der Pfad an der Abbruchkante - den sogenannten Zehistaer Wänden - entlang. Der böhmische Wind war mittlerweile eingeschlafen und es wurde noch einmal angenehm warm. Wir querten die Landstraße, folgten der Kante weiter, um dann nach Zwiesel abzusteigen. Wir liefen bis zum Bach hinunter, hinter der Gottleuba-Brücke bogen wir nach links. Nach etwa 100 m befanden wir uns vor dem Mundloch „Zwiesler Tiefer Erbstolln“, der insgesamt eine Länge von 1400 m aufweist. Ein Stück den Zugangsweg zurück, nutzten wir die ehemalige Bahntrasse der 1976 stillgelegten Gottleubatalbahn um zurück nach Berggießhübel zu gelangen.

Dort gingen wir ins Besucherbergwerk „Marie Louise Stolln“ zu unserer reservierten Führung. Diese dauerte ca. 1 Stunde und war recht hektisch, da mit uns eine größere Gruppe Motorradfahrer eintraf, die anschließend durchgeschleust werden musste. Im Hohlraum des Mutter-Gottes-Lagers am unterirdischen See kehrte im Anschluss rasch Ruhe ein und wir konnten im Kerzenschein den bestellten kleinen Bergwerksschmaus mit Tee oder Glühwein genießen. Der Führer beantwortete unsere Fragen und gab ergänzende Auskünfte. Dafür hatten wir ebenfalls ca. 1 Stunde Zeit. Dann fuhren wir wieder aus und ein erlebnisreiches Treffen ging damit zu Ende. Und wie wir später feststellten auch der letzte richtig goldene Tag des Herbstes 2010.

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 5411.kml

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