Sardinen und Dinos – im Erlebnispark Lac Emosson
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..mir war das Spektakuläre in der Planung unseres Besuches gar nicht bewusst – ich wiederholte lediglich wieder mal einen Ausflug, wie ich ihn alleine und auch schon zusammen mit Claudia vor Jahren unternommen habe. Auch mein Vater kam schon durch diese Gegend – getrieben allerdings aus andern Gründen, um zu überleben kam er über die Barberine in die Schweiz, im September 1942. Und wurde in Châtelard interniert!
...meine Gepflogenheiten und Erfahrungen im und um den Bahnhof SBB wurden hier ja schon zur Genüge ausgebreitet – doch erneut habe ich einen Versuch gemacht, die Annäherung anders zu bestreiten: ich glaubte mit dem 15er und dem Umsteigen an der Heiliggeistkirche auf den 16er zum Hintereingang der SBB zu gelangen, seien von besserer Qualität, wieder Fehlanzeige. Es bleibt vorläufig beim Einsatz eines Taxi’s!
Bei meinen aktuellen Ausflügen ist eine COOP-Tasche obligat: sie enthält die gesammelten Zeitungen über Wochenfristen und ggf. auch die herausgerissenen „besonderen“ Artikel, solcherlei schon auch mal aus dem 2007! Im Zug lässt sich dies m. E. am Besten durcharbeiten – da ich mich favorisiert in die Ruhezone zurückziehe, ist das Ergebnis auch ermutigend für Folgeausflüge – die Tasche kommt meist leer wieder zu Hause an. Heute bin ich mit dem Zug unterwegs ins Wallis – das Umsteigen in Bern wirklich „ein Kinderspiel“ – wartet der Anschlusszug auf dem Gleis nebenan und „schwupps“ bin ich in Visp. Ich habe Wolfgang und Silvia per SMS gebeten auf dem Perron auf mich zu warten, damit wir, so hoffte ich, gleich weiterreisen könnten: Wolfgang hat gut beobachtet. Ich zupfte meinen Fahrplan hervor und schon sassen wir im IR nach Martigny.
Seit Wochen ist der Knirps täglich im Rucksack verstaut – er kam heute zwar nicht zum Einsatz, obwohl es zeitweise heftig goss. Zur Zeit schlägt das Wetter weltweit Kapriolen – ich würde eher behaupten, dass das Überraschende dabei ist, dass wir einfach durch das Mediale so schnell davon erfahren, und streng genommen überfordert sind, wie grundsätzlich genau durch diese Flut im Alltag immer häufiger. Das Stichwort für’s Ausweichen, heisst Ruhezonen finden, sei’s alleine oder zusammen – z. B. in den Bergen, als hikr.!
In Martigny steigen wir um auf die meterspurige Bahnlinie der Martigny–Châtelard-Bahn (MC), da die Fortführung nach Chamonix ab hier gewährleistet ist, ist diese Strecke nach wie vor eine Touristenattraktion und Verbindungslinie, auch für moderne Abenteurer: mit uns fuhr eine Gruppe aus England, die mit riesigem Gepäck unterwegs war – ich vermute für Gleitschirmflüge. Die MC fährt klassenfrei und eine gewisse Enge für Langbeiner ist offenkundig; genau so wie die Außenfarbe in rot/weiss gehalten ist, sieht es drinnen aus – weiße Kopfplätzchen und rote Kunststoffbezüge. Die Sicht nach draußen wurde durch beschlagene Fenster etwas erschwert, doch dass es in die Höhe ging, erfährt man durch das Kling/Klong der Zahnradübernahme kurz nach Vernayaz. Das Bahntrasse schmiegt sich an den Berg, leider verhinderte dichter Nebel und satte Wolken den Blick in die Tiefe der Gorge de Trient, das man sich wirklich auch mal bei Sonne ansehen sollte, eigentlich ein Must.
In Finhaut wartet bereits der Postbus – gerade fehlten mir die Worte, den Regen in seiner Niederschlagsform zu beschreiben, ich tendiere auf Sprühregen. Wir sind die einzigsten Passagiere des Kurses um 12.38 – der in langen Serpentinen uns hinauf fährt zum Lac Emosson. Der Regen wird heftiger, die Landschaft, durch die der Postbus fährt, mutet zunehmend nordisch an und ruft Gefühle an Nordnorwegen in Erinnerung. Auch Wolfgang und Silvia sind ergriffen. Zwanzig Minuten später schlägt uns Wind und Regen ins Gesicht, wir stehen auf dem PP von La Gueulaz – am Lac Emosson: 1985 MüNN! Ohne die Umgebung einer nähern Betrachtung zu unterziehen, eilen wir zum Restaurant du Barrage d’Emosson. Es ist empfindlich kühler und es „schüttet“. Nach einigen Warteminuten finden wir Platz am Fenster, der Blicke freigibt in die Richtung, wo wir den Mont-Blanc vermuten, den wir heute nicht zu Gesicht bekommen. Das was aber aus dem Fenster zu sehen ist, reicht fürs Pläneschmieden genau so wie das noch anstehende Erlebnis, mit dem Minifunic wieder nach unten zu fahren. Wir entscheiden uns für das Roastbeef mit in der Tat knusprigen Pommes – wir sind auch zufrieden, nicht heute in Massen zu speisen, der Raum ist nur zur Hälfte belegt! Die Preise sind moderat und nach einer Stunde scheint die Regenfront inne zu halten, wir drängen nach draussen und steigen die wenigen Meter hinan zum Six Jeur 2062 bzw. 2039 MüNN: der Weg führt durch harmlose Legföhren und Moose, der tagelange Regen hat aber auch Nachteile, ein wenig Aufmerksamkeit ist auf den glitschigen Steinen nötig, viele Pfützen zu umgehen. Eine leergegessene Sardinen-dose im Wegesschutt inspiriert uns zu nahrungstechnischen Ausführungen – auch hikrs kommen da ins Gespräch! Schnelleilende Wolken und ein frischer Wind empfangen uns nach den wenigen Höhenmeter, auch hier sind wir alleine oben. Der „schmutzig“ wirkende Glacier de Trient schimmert durch die Wolkenfetzen hervor, die Felspartien zum Vieux Lac Emosson wirkten von hier, als lägen sie unter eine Eisschicht – erste Regentropfen meldeten sich. Wir stiegen zum PP hinunter, wo ein Beton-Dino aufmerksam macht, auf Spuren seiner Artgenossen vor 65 Millionen Jahren, die in der Nähe des Barberine gefunden wurden – gerade fuhr uns das nächste Minifuc vor der Nase weg. Ich lud zu einer Espressi-Runde ein im Restaurant, danach vertraten wir unsere Beine in der Nähe der Bergstation des Minifuc und erstanden uns das Ticket nach Châtelard: Pfaelzer und ich schluckten leer angesichts des Preises,
Steinlaus fand das nicht Außergewöhnlich.
Die Sonne ließ sich jetzt kurz vor Abschluss noch blicken, auch eine Gruppe französischer Besucher, wohl mit Car heraufgebracht, wuselte plötzlich um uns herum, gestikulierend mit ihren Cams. Das Blau des Stausees kann wirklich faszinieren. Um 16.20 bestiegen wir, wieder die einzigsten Fahrgäste, das spektakulär wirkende Minifuc, das wie ein Lift uns zur nächsten Bahnstation brachte:
Der Schmalspur- Panoramakleinzug im Parc d'Attractions du Châtelard VS schlängelt sich einer Bergflanke entlang durch erfrischende Wälder, gibt immer wieder herrliche Ausblicke auf die Mont-Blanc Bergkette und die Bouqui- Schlucht frei und fasziniert, wenn er steil abfallende Felswände elegant auf Stützmauern und durch kühne Tunnels traversiert. Auf der Strecke der Spurweite von 600 mm (üblich bei Feld- und Stollenbahnen) mit zwei Kreuzungsstellen können bei Grossandrang auch mehrere Züge gleichzeitig im 5-8 Minuten- Takt verkehren. Die Kompositionen bestehen aus bis zu 8 Panoramawagen, welche von Akkulokomotiven gezogen werden. Deren Batterien werden jeweils über Nacht wieder geladen.
Nach „Jim-Knopf-Gefühlen“ mit sichtlicher Freude im Herzen bereichert, schloss die Fahrt ab mit der historischen Standseilbahn von Le Châtelard VS, welche den Weltrekordtitel als die steilste mit Zweikabinenbetrieb (87%) hält. Auch hier die einzigsten Fahrgäste! Unten empfing uns die Sonne, was für ein Abschluss, um 17.10 rollte die MC-Bahn heran, eine moderne Komposition...Stadler-Rail? In Martigny verdunkelte sich das Rhonetal gen Westen unter einer Regenwand, am Bahnhof spielten afrikanische Kinder Fussball und Mädchen sassen auf dem Prellbock in sommerlicher Freiheit – in Spaghetti-Träger-Tricots. Da wirkte ich in meiner Regenhaut wie ein Fossil, auch nicht ganz abwegig mit meiner Silbertracht auf dem Haupt. Der IR nach Visp fuhr ein, beinahe leer. Wir setzten uns in einen alten Waggon (BPM51), bei einzelnen dieser Waggons das Verschleissbild schon grenzwertig und tut mir auch manchmal weh.
Während der gemeinsamen Fahrt zurück nach Visp, kann ich auch mit Silvia noch intensivmedizinisch-pharmakologische Fragen klären. Für den Spätsommer hoffen wir Pfaelzer und ich wieder im ZO Spuren im Waldboden und auf hikr. zu hinterlassen.
Als der IR aus dem Wallis die Lötschberger-Röhre hinter sich gelassen hat, regnet es wieder im Frutigland! In Bern blinzelt die Sonne schon frühherbstlich vom Jura her und in Basel wie am Morgen....regnet es. Statt 17 Minuten auf das „Drämmli“ zu warten, nehme ich as usual...
Sardinen im Rucksack hatte auch schon Eugen mal hier erwähnt, dass eine solche Dose im Boden am Six Jeur unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, hat auch etwas Gutes: denn Sardinen sind Energieträger, die nicht vor dem Aussterben stehen!
Den Dinos erging es anders...
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