Piz Malmurainza – Piz Mundin


Publiziert von Delta Pro , 3. August 2010 um 08:17.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:22 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Muttler Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1920 m

Schnelle und spannende Tour auf einen mysteriösen, aber umso schöneren 3000er.
 
Piz Mundin – ein gewaltiger, anziehender Berg! Der lange wild zerrissene Gebirgskamm mit seinen unzähligen Felsnadeln und Türmen sticht schon weitem ins Auge. Jedoch Beschreibungen der Besteigung sind kaum zu finden. Ist es wegen der Länge des Anmarsches, wegen der technischen Schwierigkeit? Gemäss SAC-Führer sind die einfachsten Routen mit ZS bewertet. Doch was heisst das schon bei einem solchen Führer (ein neuer, hoffentlich überarbeiteter soll ja dieser Tage erscheinen…)? Noch erstaunlicher ist, dass sich der Führer über den Übergang des von der Nordseite gut zugänglichen SW-Gipfels zum Hauptgipfel quasi ausschweigt. Eine eher pathetische Routenbeschreibung der Erstbegeher aus dem 19. Jahrhundert und eine paar knappe, aber präzise Sätze von Manfred Hunziker, Autor von mehreren SAC-Führern der Nordostschweiz ist gegeben, zusammen mit der Bitte, der Leser möge hier doch die Lücke selbst füllen. Nun ja, Mut zur Lücke…
Was ich am Piz Mundin antraf, war ein langer Anmarschweg und einen relativ unproblematischen Übergang zum Hauptgipfel. Dennoch ist Kletterei und etwas Erfahrung im steilen Felsgelände dazu nötig, wenn man von der Nordseite kommt. Von der Alp Tea (von Süden) her scheint der Anstieg zum fantastisch gelegenen Gipfelkreuz des Piz Mundin jedoch problemlos zu sein, und geht wohl locker ins T5 rein.
 
Piz Malmurainza (T3+)
Start in Pfandsmühle an der Schweizer-Strasse nach Samnaun. Zuerst auf einem steilen, selten begangenen Wanderweg aufs Fahrsträsschen im lang gezogenen Val Sampuoir. Auf diesem im Nordic Walking Stil bergauf, durch eine Herde mit gehörnten Kühen, Kälbchen und Munis, die von meinem Besuch alles andere als erfreut schienen. Nach der Hütte von Las Eras weglos durch das Val da Plans Fuorcla hinauf und am Schluss durch steile Geröllhänge zur Fuorcla d’Alp. In Wegspuren durch Schutt einfach zum Gipfel des Piz Malmurainza. Neben den 1500 Höhenmetern darf bei der Marschplanung die ca. 8km Horizontaldistanz nicht vernachlässigt werden. Deshalb war ich mit meinen zweieinviertel Stunden Aufstieg ganz zufrieden.
 
Piz Mundin (T5, ZS, II)
Über den breiten und langgestreckten Schuttrücken zu Pt 2945. Über einen kurzen Felsgrat und eine Passage zwischen zwei Felswänden (von rechts nach links hinauf, Steinmännchen) tritt man ein ins wilde und einsame Reich des Piz Mundin. Durch Schutt steigt man auf den Kamm des langen Rückens, der den Pt 3088 (mächtiger Steinmann) mit dem Pt 3115 verbindet. Deutliche Wegspuren sind zu erkennen. Starker Wind und immer wieder von rechts hinaufziehende Nebelschwaden machen mir etwas Sorgen. Am Ende des Schuttrückens reisst es aber doch kurz auf und ich erkenne die Gipfelnadel des Piz Mundin – so nahe, das ist ein Berg!
Meine Beschreibung weicht nur leicht von derjenigen von Manfred Hunziker ab. Die Bewertung ZS ist wohl eher etwas hoch, da die Kletterstellen relativ einfach, kurz und nicht besonders ausgesetzt sind. Dennoch braucht es Gespür den richtigen Durchschlupf zu finden.
Zuerst gilt es ein 5m hohes, senkrechtes Wändchen abzuklettern. Oben gute Tritte und Griffe und dann nur noch schmale Leisten, insgesamt knapp III. Anschliessend direkt an der Kante in gutem Fels hinauf auf den nächsten, breiten Felsturm (höchstens II). Von diesem blickt man auf ein System von Türmen, die umgangen werden müssen, um die Geröllscharte vor dem Hauptgipfel zu erreichen. Ca. 20m nördlich des höchsten Punktes des Turmes klettert man durch einen Riss hinab (8m, II). Anschliessend bin ich links ca. 20m durch eine steinschlaggefährdete Geröllrinne abgestiegen (NW-Seite) und habe, das gesamte Turmsystem so umgangen. Gemäss Führer-Beschrieb hält man in der ersten Scharte nach dem Riss nach rechts (SE-Seite) und klettert dort ab. Diese Route habe ich auf dem Rückweg ausprobiert. Insgesamt objektiv sicherer, zum Klettern aber etwas schwieriger und nicht ganz übersichtlich. Von der breiten Scharte (hier kommt die Route von der Alp Tea rein) traversiert man einen Turm durch Geröll auf der linken Seite und steht schon vor der Gipfelnadel. In der Ansicht sieht diese steil aus. Die rund 50 Höhenmeter Fels sind aber Gehgelände (T5, I). Leider findet sich unter den beiden Gipfelkreuzen kein Gipfelbuch.
Rückweg auf derselben Route bis Pt 2945. Von dort Abstieg durch das einsame und schöne Val Saronna Gronda. Anfangs durch feinen Schutt, dann auf Schneefeldern und schliesslich über endlose Grashänge bis zum Fahrsträsschen beim Plan God Nair.

Tourengänger: Delta


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2017 um 12:23
Hallo, Delta!

Echt klasse Tour....da muß ich mal hin.
Seil braucht's aber da keines, geht auch gut ohne....oder?

Gruß aus "Monaco".....

ADI

Delta Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. Juli 2017 um 08:58
Ja, eine ganz nette, einsame Tour.
Geht auf jeden Fall ohne Seil!
Gruss Delta


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