Pulverplausch am Jägglisch Horn


Publiziert von AlpinHero , 20. April 2010 um 22:46.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:14 März 2010
Ski Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 860 m
Abstieg: 860 m
Strecke:St. Antönien - Jägglisch Horn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Landquart - Küblis - St. Antönien Dorf
Unterkunftmöglichkeiten:Nettes Gasthaus (Rest. Madrisajoch) gleich vis-a-vis beim Parkplatz im Dorf.

Mein Winter 2009/2010 war bis dato eher geprägt von Wetterpech, geschäftsbedingten Absenzen oder ungünstigen Schneeverhältnissen - umso mehr zieht es mich an diesem Sonntag hinaus in die Berge; scheinen doch diesmal die Rahmenbedingungen vortrefflich.

Bereits am Parkplatz in St. Antönien bin ich bass erstaunt, dass nicht mehr Tourenfahrer die Gegend bevölkern - vielleicht sind ja alle am Engadiner Skimarathon?
So genehmige ich mir erst in aller Ruhe einen Kaffee im netten Gasthaus Madrisajoch, bevor ich gemächlich und in stiller Eintracht mit mir selber in der herrlichen Landschaft den Aufstieg in Angriff nehme.

Zuerst geht es einige Höhenmeter oberhalb der Strasse Richtung Inner Ascharina; bevor die Route Richtung Aschariner Alp abzubiegen beginnt. Immer wieder stelle ich fest, dass offenbar die meisten Tourenfahrer der Hafer sticht und diese bereits viel zu früh beginnen den Hang hochzufellen - was auf dem ersten Kilometer rein gar nix bringt....ausser ner anschliessenden Abfahrt oder ner unergiebigen Querung.
Sobald sich der Blick ins Tal zu weiten beginnt - kann man auf der Alpstrasse gemächlich an den nunmehr steiler werdenden Hang unter der Alp Vordersäss ziehen. Bis hierher benötigt man eine gemütliche halbe Stunde und ist dafür nun schön warmgelaufen.
Auf den folgenden knapp 100 Höhenmetern bis zum Beginn der Querung durch einen kleinen Waldgürtel, stelle ich wieder einmal fest, dass sich in den letzten 20 Jahren in Sachen Skitouren einiges geändert hat. Bedingt durch die höher gewordenen Steighilfen und wohl aufgrund der Tatsache, dass mehr Greenhörner unterwegs sind - führen viele der neu angelegten Steigspuren in möglichst giftiger Steigung geradewegs den Hang hoch und fallen meist auch noch durch eine schon beinahe peinliche Unhomogenität auf.
Schade - denn erstens ist man dadurch weder schneller oben....noch zeugt die dabei hinterlassene Visitenkarte von besonderem Auge für's Gelände.

Für einmal sind die rund 100 Meter durch den Waldgürtel ganz angenehm zu gehen - je nach Frequentierung kann diese Passage ziemlich hart und abgerutscht sein. Kurz darauf weitet sich der Blick endgültig und der Punkt 1'802 wird erreicht. Bei einer Haarnadelkurve der Alpstrasse kann man kurz darauf die Strecke etwas abkürzen - man sollte allerdings stets den Hang vorher gut beobachten, da dieser hier ziemlich steil ins Bett des Alpbaches abfällt. Nach einem weiteren knappen 3/4km ist die Aschariner Alp erreicht - die Rätschenflue dominiert nun majestätisch die Szenerie - herrlich.
Nun beginnt das Tourenfahrer-Herz schneller zu schlagen - die nun vor einem liegenden 300Hm sind bestes Skifahrer-Gelände und wiegen den Zustieg bis hierher allemal auf. Die Route folgt nun ziemlich logisch dem Gelände und führt langsam aber sicher hoch zum Fürggli auf 2'255m. Auf den letzten ca. 50Hm hinauf zum Fürggli gilt es wachsam zu sein - die Hänge sind nicht ganz ungefährlich und können oftmals "geladen" sein.

Kurz bevor ich diese letzten 50Hm in Angriff nehme, bleibe ich in sicherer Distanz zum Schlusshang stehen und beobachte eine Tourengruppe, welche soeben die Abfahrt vom Gipfelgrat begonnen hat. Auch hier ist wieder einmal formidabel zu beobachten, dass beinahe ein jeder der nachfolgenden Abfahrer, versucht seine Spur noch ein wenig weiter draussen zu legen - ob da ein jeder weiss, was er da macht?

Wenig später erreiche ich den Grat und beschliesse auch gleich hier mein Skidepot einzurichten - der kurze Ostgrat verspricht wie meist keinen grossen Abfahrtsgenuss und der Gipfel ist ohnehin rascher zu Fuss erreicht.

Gut drei Stunden nach meinem Start stehe ich dann auch schon oben und wie von Zauberhand habe ich den gesamten Gipfel für mich alleine; die Vorgänger sind ja soeben lawinös wieder runtergefahren und die nachfolgende Partie ist noch ein gutes Stück weiter unten. Herrlich!
Ich geniesse sowohl die himmlische Ruhe, als auch das majestätische Panorama und stelle befriedigt fest dass es sich dank der Windstille gar vortrefflich rasten lässt. Immer wieder schweift mein Blick hinüber zu der imposanten Rätschenflue - der nächste Sommer kommt bestimmt....

Nach einer ausgiebigen Rast heisst es dann wieder Abschied zu nehmen und nach einem letzten laaaangen Blick reihum - geht's über die herrlichen Nordhänge wieder hinab. Der Schnee ist von geradezu prächtiger Konsistenz; gute 20cm unverspurter Pulver sorgen für ein himmlisches Abfahrts-Vergnügen!

Mit brennenden Oberschenkeln und rasselnder Pumpe ist schon kurze Zeit später die Aschariner Alp erreicht und der Blick zurück auf die gezogenen Lines brennt sich tief in meiner Seele ein.

Dass ich vor lauter Glückseligkeit meine im voraus ausgedachte Abfahrtslinie "leicht" gegen Westen ausgedehnt habe und dadurch in einem Gürtel voller Erlen hängen geblieben bin, soll auch noch erwähnt werden. Das Erlen-Wäldchen war von geradezu bilderbuchhaften Qualität - und meine stümperhaften Versuche dieses mit 1.70m langen Latten in Eleganz zu überwinden, blieben zum Glück unbeobachtet.
Zum Glück passieren mir solche Verhauer ab und an auch bei Alleingängen - so ziehe ich für einmal keine gutgläubigen Mitgänger ins Verderben und kann mich dafür herrlich über mich selber amüsieren....!

Die folgende Abfahrt auf dem Alpsträsschen ist rasch absolviert; und der herrliche Sulzschnee weiter unten vermag mich dazu zu verführen gleich hinunter bis an die Strasse zu Pt 1'444 (Alpbach-Brücke) abzufahren.
Wenn der Schnee im unteren Teil - so wie heute, dermassen prächtig ist - eine allemal formidable Alternative; welche allerdings mit anschliessendem Skischuh-Marsch (ca. 500m) auf der Asphaltstrasse erkauft werden muss.

Nach Passieren des Rest. Bellavista kann man nochmal kurz die Skier anschnallen und gemütlich zurück ins Dorf, zum Parkplatz und zum wohlverdienten Weisswein tuckern.
Fazit: Herrliche Allein-Tour auf einen gar nicht so hohen Berg - der dafür mit anderen Qualitäten glänzt.

Tourengänger: AlpinHero


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