Frühling an der Gämsweid - Winter am Gonzen


Publiziert von Zwieback , 28. Februar 2010 um 16:29.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:27 Februar 2010
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Sargans – Cholplatz – Gämsweid – Gonzen – Leiter – Cholplatz - Sargans

Jedes mal wenn ich in den vergangenen Wochen mit dem Zug von Zürich nach Sargans fuhr (und es draussen noch nicht dunkel war), blickte ich zur Gämsweid hinauf, um zu sehen wie viel Schnee dort noch liegt. Nun war es endlich soweit, dass dieser dank des kräftigen Föhns und der sonnigen Lage bis auf ein paar kleine Fleckchen verschwunden war.

 

Ungünstigerweise konnte ich erst um 13:30 in Sargans starten. Hoffend, dass das Wetter trocken bleiben würde. Durch den Gonzenwald auf dem markierten Weg zum Cholplatz. Dort liegen gut 10cm Schnee, so dass ich eine frische Spur entdecken kann, die sich von den Follaplatten zum Cholplatz zieht, allerdings keine in die Gegenrichtung, was das wohl zu bedeuten hat? (ich hoffe ja nicht, dass sich jemand den Abstieg über die Follaplatten bei grösseren Mengen Restschnee antut, kann ich nämlich nicht empfehlen). Der Himmel ist mittlerweile von einem Wolkenschleier verhangen, macht aber auch nichts, sofern es nicht regnet.

Bis zu den Follaplatten zieht sich eine deutliche Wegspur, die noch weiter in Richtung Gämsweid verläuft, sich irgendwann aber im lästigen Gestrüpp verliert. Unterhalb der Gonzenwand liegt noch ordentlich Schnee (Spuren, ausser von Gämsen, hat es keine im Schnee), so dass ich dann nicht der Wand entlang, sondern weiter unten durchs Gestrüpp quere, um zur Geröllhalde unterhalb der Gämsweid zu gelangen. Die Querung durch die Büsche ist nicht nur wegen letzteren sehr mühsam, sondern auch ziemlich heikel, da das Gestrüpp auf sehr lockerem Geröll wächst. Aus der Ferne höre ich es plötzlich rumpeln, weiter östlich, unterhalb von mir, donnern irgendwo Steine den Hang hinunter, sehen kann ich aber nichts. Als ich mich an einem einigermassen stabil aussehendem Felsbrocken (ca. so gross wie ein Rucksack) abstütze gerät dieser ins Rutschen und zieht alles Geröll unter meinen Füssen mit sich, Wird aber ein paar Meter weiter unten vom Gebüsch aufgehalten. Ich kann mich an einem kleinen Bäumchen festhalten und erreiche die Geröllhalde am Fusse der Gämsweid.

Zur genauen Route durch die Gämsweid hält man sich am besten an den Bericht von Delta
Ich persönlich halte die Passage direkt nach dem Gedenkkreuz für den heikelsten Teil der Route. Wenn man einmal das schräge Band, das ein paar Meter oberhalb des kleinen Laubbaumes zu den Tannen hin verläuft, erreicht hat, ist die Routenfindung kein Problem mehr, da hier wieder deutliche Wegspuren vorhanden sind. Ich bin zwar bis zum Gedenkkreuz hoch, um die imposante Felsschlucht dahinter zu Fotografieren, bin dann aber wieder ca. 5 m abgestiegen (bis dahin, wo Überreste von roter Schrift erkennbar sind). Um von hier (oder vom Gedenkkreuz) zum Band zu gelangen gibt es vielerlei Möglichkeiten, keine davon ist einfach. Ohne Pickel wäre hier Endstation. Ich steige schräg rechts aufwärts, immer auf das Band zuhaltend. An dessen Ende liegt leider ein kleiner Schneefleck, der sich schlecht umgehen lässt, das hätte ich jetzt auch nicht gebraucht, das Gelände verzeiht auch so schon keine Fehler, da ist rutschiger Untergrund gar nicht lustig. Bevor ich zum Sporn in der Südwand hinausquere merke ich, dass die Gämsweid ihren Namen definitiv zu Recht trägt. Ich habe zwar hier noch keine einzige Gämse gesehen, aber Gämskacke hats überall. Nach dem Sporn mit den Stufen im Fels und dem unzuverlässig aussehendem Seil, sind die gröbsten Schwierigkeiten überstanden. Zwar ist das Gelände immer noch extrem steil, aber nun auch gut gestuft.
Was nun allerdings erschwerend hinzukommt sind die spontanen Föhnböen, die immer kräftiger zu werden scheinen, je näher ich mich dem Ausstieg nähere.

Am Ende der Gämsweid betritt man eine völlig neue Welt. Da hat man eben noch am Steilgras geklebt, hüpft über ein Mäuerchen und versinkt auch schon im Tiefschnee.

Mittlerweile befindet sich die Sonne schon nahe über dem Horizont. Mir ist bewusst, dass ich, sollte ich nun noch zum Gipfel hoch, im Dunkeln absteigen müsste. Da ich eine Stirnlampe dabei habe und der Abstieg über den Leiterweg auch bei Nacht kein Problem sein sollte, montiere ich meine Schneeschuhe und wende mich gen Gipfel. Hier ist es nicht mehr der Föhn, sondern ein eisiger Scharfer Wind, der einem ins Gesicht weht und so ein ziemlich unwohltuendes Gesichtspeeling verpasst. Weiter oben bildet der Schnee wunderschöne Schneewirbel, verschwinden gemeinerweise aber jedesmal, wenn ich die Kamera hervorhole.

Ich stapfe den sehr steilen Hang hoch, dorthin wo im Sommer der Weg beginnt, der durch die Lawinenverbauungen führt.Von diesem ist nun aber absolut nichts zu erkennen, da >50 cm Schnee darauf liegen. Spuren sind (ausser von Gämsen) ebenfalls keine vorhanden. Ich steige, schräg rechts aufwärts haltend, durch den sehr steilen Hang zur rechten Begrenzung der Lawinenverbauungen hoch. Der Schnee hat die mühsame Eigenschaft, von Harsch bedeckt zu sein, der in schön unregelmässigen Abständen einbricht. Nun weiter schräg rechts aufwärts, bis ich das Drehkreuz erreiche.

Von hier aus über den "Grat" mit imposanten Wächten zum Gipfel. Die Sonne ist leider bereits untergegangen, doch es ist noch nicht dunkel. Der Wind ist sehr stark, ich wage mich daher nicht zu nah an den Abgrund. Im Tal sind bereits einige Lichter angegangen, ein oranges Glühen, das Kreuz ächzt und knarrt. Ich verweile nicht lange auf dem Gipfel, will soweit wie möglich hinunterkommen, bevor es dunkel wird. Wieder zurück zum Drehkreuz und von da aus mehr oder weniger direkt, leicht rechts haltend, den Hang hinunter. Auf dem Hosenboden hinunterrutschen geht nur schlecht, da der Harsch einbricht und ich im Tiefschnee darunter einsinke. Bald erreiche ich die Strasse, die von der kleinen Hütte unterhalb der Lawinenverbauungen zum Berghaus Gonzen hinüberführt. Ich folge der Strasse ein Stück nach Süden, bis der Wald links aufhört. Von hier aus gelange ich in einer rasanten und amüsanten Hosenbodenabfahrt bis zur Hütte an der der Weg zu den Leitern vorbeiläuft. Mittlerweile ist es absolut dunkel. Den Weg zu finden ist (mit Stirnlampe) aber kein Problem, da er mit Pflöcken markiert ist, die aus dem Schnee herausragen. Im Wald ist der Schnee bald einmal zu ende. So ziehe ich die Schneeschuhe wieder aus und gelange zu den Leitern. In der Nacht ziemlich eindrücklich. Von nun an einfach dem Weg entlang zum Cholplatz und weiter nach Sargans.


Tourengänger: Zwieback


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