Auf den vulkanischen Meisenstein (559 m) mit traumhaftem Blick über den Thüringer Wald


Publiziert von TheSwabian , 24. März 2025 um 17:25.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Thüringer Wald
Tour Datum: 4 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:3,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am Wartberg an der Straße zwischen Seebach und Schmerbach
Kartennummer:KOMPASS Wanderkarte 812 Westlicher Naturpark Thüringer Wald 1:50.000

Meine beiden Söhne und ich machen gerade ein paar Tage Urlaub in Thüringen - sie sollen zum ersten Mal auch die "neuen Bundesländer" kennenlernen, die ja mittlerweile gar nicht mehr so neu sind. Dienstag, 4. April 2023, zwanzig Minuten vor Zehn. Für eine kurze, nicht zu schwierige Wanderung mit tollen Natureindrücken bietet sich die Tour vom Wanderparkplatz am Wartberg zwischen Seebach und Schmerbach zum vulkanisch-felsigen Meisenstein (559 m) an, der schon beim Parkplatz gut ausgeschildert ist. Mehr oder weniger steil und steinig arbeitet man sich südwestwärts über Forstwege zunächst das Tal des Schmerlingsbachs hoch, bis der Weg an einer Art Sattel zwischen Beerberg (589 m; hier liegt auch der Felsen des Meisensteins) und dem Großen Wartberg (568 m) nach links, also Südosten, zum Tagesziel abzweigt. Immer wieder sieht man auch die Auswirkungen des Borkenkäfers. Es ist am Morgen noch kühl, im Boden entdecken wir immer wieder sogenanntes Kammeis.

Ungefähr 10:20 Uhr sind wir nach gut 150 Höhenmetern oben am Meisenstein. In bester Lage steht hier ein Tisch mit Bänken; etwas unterhalb befindet sich auch eine Schutzhütte. Eine solche Aussicht hätte ich mitten in Deutschland - auch nicht im "grünen Herzen" Thüringen - nicht unbedingt erwartet, sind doch die meisten Landstriche heutzutage erkennbar zersiedelt. Aber hier hat man irgendwie den Eindruck von Wildnis. Über Abertausende von Bäumen hinweg wandert der Blick zum Großen Inselsberg (916 m) am Horizont, er ist die höchste Erhebung im westlichen Thüringer Wald. Beinahe hat man das Gefühl, irgendwo im Osten Kanadas zu sein. Knorrige Bäume säumen den vulkanischen Felsen, dessen Gesteine vor gut 280 Millionen Jahren in der Rotliegend-Zeit des Perm hier entstanden. Auf dem Felsen kann man wunderbar herumkraxeln und das Kliff erkunden, allerdings sollte man stets Vorsicht walten lassen, denn auf der Südwestseite geht es zumeist ungesichert steil und tief hinunter. Nicht umsonst ist der Meisenstein auch bei Kletterern beliebt.

Zwanzig nach Zehn machen wir uns wieder an den Abstieg, der wie der Aufstieg erfolgt. Unterwegs untersuchen wir die vulkanischen Gesteine des Thüringer Waldes. Reduziertes, zweiwertiges Eisen färbt die Minerale und Gesteine häufig grün; oxidiertes, dreiwertiges Eisen dagegen rötlich. Wer ein Stück unverfälschtes Thüringen abseits der gut besuchten Wartburg und der Drachenschlucht bei Eisenach erleben möchte, ist am Meisenstein genau richtig. Insgesamt verläuft die Tour auf einfachem T2-Gelände, stellenweise T1.

In Schmerbach lohnt sich ein Besuch der schiefergetäfelten, neoromanischen Christuskirche von 1851. Ein alter Brunnen von 1876 im Dorf sorgt für interessante Farbtupfer.

Der kurze Thüringen-Urlaub "unter Jungs" ist wirklich super. Bei der Anfahrt erkunden wir die alte, wehrhafte Michaeliskirche in Rohr bei Meiningen, die noch eine gut erhaltene karolingische Krypta besitzt (erbaut 815-824) und als älteste Kirche Mitteldeutschlands gilt. Die 1200 Jahre alten Säulen und Rundbögen unter der Kirche haben eine magische Ausstrahlung; das Kirchenschiff selbst versetzt einen in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Neben dem obligatorischen Besuch in Eisenach mit der Altstadt, der Wartburg und einer Wanderung durch die spektakuläre Drachenschlucht besuchen wir auch das Berg- und Uhrenstädtchen Ruhla mit seinen schmucken Fachwerkhäusern, sowie den schneebedeckten Großen Inselsberg (916 m) mit traumhaften Ausblicken bis zum Dolmar und den Gleichbergen. Im gemütlichen Gipfelrestaurant direkt am Rennsteig ist eine Thüringer Rostbratwurst Pflicht. Danach haben wir jede Menge Spaß am benachbarten Kleinen Inselsberg mit seiner herrlichen Sommerrodelbahn (auch für Erwachsene toll!), dem "Wie-Flyer" und Gurt-Trampolins für die Kids. Im Sportpark Seebach, unweit des Parkplatzes zum Meisenstein, können die Kinder herrlich Ball spielen und sich austoben. In Suhl geht's in den Tierpark, die zutraulichen Schweine sind das Highlight, aber auch ein Bison und die Eulen beeindrucken uns. Zum Abschluss zeige ich meinen beiden neugierigen Rackern noch die alte innerdeutsche Grenze im absolut lohnenden Freilichtmuseum Behrungen - sie glauben mir zunächst gar nicht, dass die DDR mal ein anderer, eigenständiger Staat war... so ist für alle etwas dabei, viel Kultur, noch mehr Natur und etwas spannende deutsch-deutsche Geschichte.

Tourengänger: TheSwabian


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7 Mai 16
Rennsteig · his

Kommentare (2)


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ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 26. März 2025 um 06:56
Finde ich eine gute Idee! Bei mir waren es damals auch die Eltern, mit denen ich das erste Mal eines der damals (1998) noch recht neuen Bundesländer kennenlernen durfte, und dies war ebenfalls Thüringen. Allerdings war ich da schon ein wenig älter als Deine Jungs heute, und das Thema hatte mich schon vorher interessiert. Allerdings ist es dann doch etwas ganz anderes, wenn man gewisse Dinge in der Realität sieht und nicht nur abgebildet und beschrieben in Büchern. Grenzmuseen mit Relikten der alten Grenzbefestigung haben wir beispielsweise einige besucht; eines war glaub’ ich in Eußenhausen und ein anderes in Billmuthshausen (aber da müsste ich in den Unterlagen meiner Mutter nachschlagen, selber habe ich leider kaum was dokumentiert).

Der Thüringer Wald hat mir auch sehr gut gefallen, war auch im Hitzesommer 2003 nochmals für eine Woche dort (in Schmalkalden). Den Großen Inselsberg konnte ich da oft auch am Horizont sehen, von Norden wirkt er aber mächtiger, habe ich beim Betrachten Deiner Bilder den Eindruck.

LG, Adrian

TheSwabian hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. März 2025 um 17:58
Oh ja, an den Hitzesommer kann ich mich auch noch erinnern. Im Süden um Stuttgart und München hatten wir da teilweise deutlich über 40°C.

Der Osten Deutschlands ist sehr schön. Mein Vater stammte aus Westsachsen, er hatte nur schon 1961 in den Westen "rübergemacht", also kurz bevor die Mauer gebaut wurde. Dennoch waren wir Sachsen und Thüringen immer sehr verbunden, ich bin es als halber Sachse auch immer noch, und so sind wir direkt nach der Wende schon mal ins wunderschöne Elbsandsteingebirge zum Wandern (eine Elbüberfahrt in Krippen/Bad Schandau mit der "Lena" von 1929 kostete in Sommer 1991 für einen Erwachsenen 10 Pfennig, für ein Kind 5 Pfennig! ;-)) und haben die unzähligen Burgen und Schlösser, die ja von den deutschen Kleinstaaten bzw. Königreichen, Großherzogtümern, Herzogtümern, Fürstentümern usw. in der Kaiserzeit noch da stehen, ausgiebig erkundet. Was waren das für tolle Zeiten in den frühen 90ern. Rudolstadt, Sondershausen, Schwarzburg, Meiningen, Altenburg, Greiz, dann natürlich auch Weimar, Dresden, Meißen, Weesenstein, Augustusburg, Moritzburg, Kuckuckstein, der Kyffhäuser, die Wartburg, man kann sie ja gar nicht alle aufzählen, so viel sehenswerte und geschichtsträchtige Dinge gibt es dort! Oder die alten Stollen im Erzgebirge... ohne weiteres haben wir zu zweit von einem freundlichen ehem. Bergmann kurzerhand eine Führung durch den "Dorotheastolln" bekommen, faszinierend! Schade, dass dieser Teil der deutschen Geschichte heute gar nicht mehr so richtig in der Schule vermittelt wird (ist aber wohl auch so gewollt). Natürlich war damals fast alles noch nicht so renoviert wie heute; die Schwarzburg war beinahe im Verfall. Auch lag oft noch ein starker Industriegeruch in der Luft (wenn ich da an die riesigen Schlote bei Gera denke, die man von der Autobahn immer schon gesehen hat), die Flüsse waren mitunter chemisch verfärbt (v.a. die Pleiße in der Textilstadt Crimmitschau oder die Elbe bei Heidenau).

Der Thüringer Wald ist wirklich interessant, kulturell wie auch von der Natur her. Ja, der Gr. Inselsberg ist schon ein beeindruckender vulkanischer Klotz, von der Berggestalt her macht er vielleicht mehr her als Beerberg und Schneekopf, die zwar höher sind, aber beide eher flache Erhebungen in einer schon höher liegenden Umgebung darstellen, wenn auch man am Schneekopf dank Turm auf über 1000 m kommen kann. Schmalkalden ist auch eine tolle Fachwerkstadt mit bedeutender Historie. Ich plane, meine Kinder immer wieder auch in verschiedene Teile Deutschlands zu nehmen, das nächste Mal nach Sachsen, auf die Spuren ihres Großvaters.

Viele Grüße
Martin


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