Skitour Wildstrubel und Roter Totz - Abfahrt Ueschene-Tal bis Kandersteg


Publiziert von rhenus , 8. März 2025 um 00:07.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 6 März 2025
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 2500 m

Am letzten Tag im Gebiet der Lämmerenhütte besuchten U. und ich bei anhaltend prächtigem Bergwetter den Lenker Wildstrubel und den Wildstrubel-Mittelgipfel. Nach einer super Abfahrt über den gut eingeschneiten Widstrubelgletscher im schönsten Pulverschnee verabschiedeten wir uns von der gastlichen Lämmerenhütte und stiegen das Lämmerental hinauf zum Roten Totz. Dann folgte die lange und eindrückliche Abfahrt vom Hochgebirge durch das urtümliche Ueschene-Tal bis ins schneefreie Kandersteg, die man wohl nur bei günstigen Lawinenverhältnissen unternehmen sollte. Gemäss dem SLF herrschte im Tourengebiet eine "geringe Lawinengefahr" (Stufe 1). 

Im warmen Sonnenlicht fellten wir um Viertel vor 8 Uhr bei -3° C von der Lämmerenhütte los. Zu unserem Erstaunen waren wir anfänglich wiederum die Einzigen, welche die Aufstiegsroute in Richtung des Wildstrubels unter die Füsse nahmen. Nach der Abzweigung zum Stäghorn folgten wir auf bestens angelegter Spur zum nördlichen Ast des gut eingeschneiten Wildstrubelgletschers. In einem steileren Abschnitt passierten wir das auffällige "Gletscherauge" auf ca. 2930m. Dann folgte die flachere Traverse zum Sattel 3154m nördlich des Lenker Wildstrubels. Hier blies der Südwind leider immer stärker, sodass wir dem Lenkerstrubel nach dem Gipfelritual nur einen kurzen Besuch abstatteten. Eindrücklich hier der Tiefblick nach Südwesten über den "Glacier de la Plaine Morte" zum Mont Blanc (Interessanterweise heisst dieser Gletscher auf der amtlichen Karte des Kt. Bern "Uf der tote Äbeni", und es kam sogar zu einem Gebietsstreit zwischen den Kantonen Wallis und Bern, welcher 1993 vom Bundesgericht zugunsten des Kts. Bern entschieden wurde.) Da U. in seiner "Berner Zeit" den Mittelgipfel schon mehrfach bestiegen hatte, besuchte ich ihn alleine. Die reizende Variante einer Überschreitung aller Wildstrubelgipfel bis zum Grossstrubel stand angesichts des starken Winds am Gipfelgrat nicht mehr zur Diskussion.

Vom Gipfelkreuz des Mittelgipfels, das von der Lämmerenhüttenfamilie Wäfler im Jahre 1998 errichtet wurde, fuhr ich südwärts in die Mulde unterhalb des Lenker Wildstrubels 3244m, wo U. auf mich wartete. Die folgende Pulverschnee-Abfahrt in Richtung des südlichen Arms des Wildstrubelgletschers in phantastischer Landschaft war fast nicht mehr zu toppen. Oberhalb dem Eisbruch auf ca. 2850m folgten wir einer südwärts verlaufenden Traverse, von wo wir wieder zur Aufstiegsroute auf ca. 2560m zurückfuhren. In der Lämmerenhütte stopften wir das dort deponierte Gepäck in unsere Rücksäcke und fellten in einer guten Stunde das sanfte Lämmerental hinauf zum Roten Totz 2848m mit dem stattlichen Steinmannli. Dort kam es zu einem kurzen Schwatz mit einem Tourengänger, der vom Stäghorn her kam und über den Chindbettipass zur Engstligenalp hinabfuhr. 

Unsere Abfahrt über das einsame Ueschene-Tal nach Kandersteg-Eggenschwand führte bei wechselnden Schneeverhältnissen (Pulver bis Nassschnee) zuerst über den Tälligletscher ins flache "Tälli" und vorbei am eingeschneiten Tälliseeli zur Steilstufe bei Talliswang. Nach der Abfahrt über den dortigen Steilhang folgten wir dem Alpbach auf seiner linken Seite. Wir passierten die Privatalpen (?) Underbäche, Inner Ueschene, Balme und Usser Ueschene. Auf der gut fahrbaren Alpstrasse nutzten wir die letzten Schneereste aus, doch ab 1420m war Schluss mit Skifahren und es folgte eine Portage von etwa 20 Minuten zur Bushaltestelle im frühlingshaften Eggenschwand. In der dortigen Beiz löschten wir unseren Durst, bevor wir vom schneefreien Kandersteg aus die lange Heimreise ins Säuliamt bzw. Heidiland antraten.

Der Lenker Wildstrubel wurde wahrscheinlich im Sommer 1855 zum ersten Mal durch Jakob Tritten und Dr. M. Schmid bestiegen. Belegt ist die Besteigung des Bergs durch Edmund von Fellenberg (1838 - 1902) und Jakob Tritten am 16. August 1856. Die Erstbesteigung des Mittelgipfels erfolgte am 8. September 1857 durch die Engländer Thomas W. Hinchcliff, Brandshaw Smith mit ihrem Führer Zacharie Cachat aus Chamonix. Der Blick in die Gletschergeschichte zeigt, dass der Wildstrubelgletscher (der früher als Lämmerengletscher bezeichnet wurde) im letzten historischen Hochstand der "Kleinen Eiszeit" um 1850 bis zum Lämmerenboden 2300m hinabreichte. Im Zeitraum 1917 - 2023 hat er gemäss glamos.ch  1'331m an Länge verloren. Die Gletscherzunge liegt derzeit auf ca. 2560m.

Fazit: Eine tolle Abschlusstour mit einer langen Abfahrt, die alles bot, was das Herz begehrt!

 


Tourengänger: rhenus


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