Blaubeurer Felsenlabyrinth-Runde "Küssende Sau" - Ruine Günzelburg - Brillenhöhle


Published by TheSwabian , 16 November 2024, 23h32.

Region: World » Germany » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Date of the hike:16 November 2024
Hiking grading: T2 - Mountain hike
Waypoints:
Time: 1:30
Height gain: 210 m 689 ft.
Height loss: 210 m 689 ft.
Route:3,6 km
Access to start point:Wanderparkplatz an der B28 bzw. Ehinger Straße, Blaubeuren (ca. 200 m östlich der AVIA-Tankstelle)
Maps:KOMPASS Wanderkarte 767 - Schwäbische Alb

Heute am Samstag, dem 16. November 2024, soll es ein kürzerer Nachmittagsspaziergang in der näheren Umgebung werden. Der Nebel der letzten Tage hat sich etwas verzogen. Ich nehme mir eine lohnende und abwechslungsreiche Kurztour bei Blaubeuren vor, die nur etwa zehn Minuten von meiner Haustür entfernt liegt und rund eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt.

Ich starte kurz nach 15 Uhr am kostenlosen Wanderparkplatz direkt an der B28 bzw. Ehinger Straße, ca. 200 m östlich der AVIA-Tankstelle, auf knapp 530 m Seehöhe. Nach wenigen Zehner Metern westwärts geht es über ein paar Stufen schon direkt in den herbstlichen Wald hinein. Die Günzelburg ist mit 1,5 km angeschrieben.

Derselbe Wanderweg, hier gemütliches T1 auf weichem, buntem Laub, führt zunächst zum Felsenlabyrinth. Schon nach wenigen Minuten passiere ich den ersten Felsen, kurz darauf stehe ich beim imposanten Kreuzfelsen, der wohl so heißt, weil ein Kreuz auf dem Felsen steht (oder vielleicht auch andersherum). Ich schaue hoch und denke mir: fast wie im Wilden Kaiser! Nach einigen weiteren Minuten bergauf stehe ich vor einer kuriosen Felsformation 
der "Küssenden Sau". Es handelt sich um einen schlanken Felsbogen in den Massenkalken des Oberen (Weißen) Jura, der so geformt ist, als küsste ein Wildschwein ein anderes. Schon vor über 100 Jahren war die Sau ein beliebtes Blaubeurer Postkartenmotiv (hier ein Beispiel von vor 1914); heute ist sie eher zum "Geheimtipp" geworden, den viele gar nicht mehr so richtig auf dem Schirm haben.

Kurzer Einschub: Überhaupt hat Blaubeuren unheimlich viel zu bieten - die meisten werden es sicherlich (und vielleicht auch nur) vom bekannten Blautopf mit Eduard Mörikes "Schöner Lau" kennen (Update: das Blautopfareal wurde zuletzt über einen längeren Zeitraum großzügig umgebaut und war bis zum 15. Januar 2025 nur eingeschränkt zu besuchen), eventuell auch vom großartigen Kloster, das hier im Jahr 1085 gegründet wurde und heute unter anderem einen gigantischen vergoldeten Hochaltar beherbergt. Daneben gibt es in Blaubeuren, ebenfalls in der Klosteranlage, noch das einzigartige Badhaus der Mönche und Heimatmuseum zu besichtigen, direkt beim Blautopf auch die sehenswerte historische Hammerschmiede, die einen schlagartig in eine andere Zeit versetzt. Das Urgeschichtliche Museum (URMU) birgt Kunstwerke von vor 40.000 Jahren, die in den nahegelegenen Eiszeithöhlen geborgen wurden, allen voran die "Venus vom Hohle Fels" bei Schelklingen und der "Wasservogel" von derselben Lokalität. Allesamt sind diese frühmenschlichen Kunstwerke aus den nahegelegenen Höhlen in Ach-, Blau- und Lonetal völlig zurecht UNESCO-Weltkulturerbe, die man mal gesehen haben sollte! Mit dem stauferzeitlichen Rusenschloss (Ruine Hohengerhausen), dem Knoblauchfelsen, dem Schillerstein, Geißenklösterle, Bischoffels und Sirgenstein sowie dem Rucken und dem Blaufels mit gigantischer Aussicht über die verwinkelte Altstadt hat das Städtchen an Blau und Ach wirklich jede Menge Natur und Kultur im Angebot. Problemlos kann man damit zwei oder drei Tage füllen.

Aber zurück auf den Wanderweg bei der Küssenden Sau. Durch ein Felsnadelöhr führt der Wanderweg hindurch auf die Westseite des Schweins. Auch die anderen Felsen hier sind äußerst sehenswert und kreieren eine beeindruckende Szenerie. Ständig geht es nun gemächlich bergauf, zur Ruine Günzelburg ist es nicht mehr weit. Nach nur gut 15 Minuten bin ich bei der Anlage aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert, von der noch einige Mauerreste erhalten sind und mit dem natürlichen Fels zu verschmelzen scheinen. Am auffälligsten ist sicherlich die lange Steintreppe, die zur Aussichtsplattform mit Bänkle und "Wetterstation" führt. Ein wenig südwestlich vorgelagert ist ein Felssporn mit Stahlstange, bei dem es unvermittelt auf mehreren Seiten senkrecht hinuntergeht (Geländer gibt es keine). Ein Ausrutscher oder versehentliches Danebentreten ist hier absolut verboten und fatal. Der Blick geht hinunter ins Achtal mit dem Blaubeurer Gewerbegebiet und der Ortschaft Weiler. Auf der anderen Talseite erblicke ich den massigen Bruckfelsen mit dem Geißenklösterle. Von Weitem sehe ich auch wieder das Felsenlabyrinth mit der Küssenden Sau. Ich befinde mich nun auf 685 m, vom Parkplatz am Ausgangspunkt hier hinauf sind es also gut 150 Höhenmeter. Ganz allein hier oben genieße ich eine fast schon surreale, mystische Licht-Nebelstimmung.

Es ist nun Viertel vor Vier, ich mache mich auf den Weg hinab ins Achtal. Der schmale, nun etwas steilere und stellenweise steinig-rutschige Wanderweg hat hier eher den Charakter eines T2-Wegs. Über den "Gockelersteig", nun wieder T1, steige ich ab bis zum ehemaligen Steinbruch bei Weiler, in dem ich die mächtige Jurakalkwand bewundere. Auf halber Höhe zwischen Tal und Felsenlabyrinth wandere ich nun wieder einige Zehner Höhenmeter bergan und erreiche schließlich die Wegkreuzung mit Sitzbank beim Kreuzfelsen.

Ich entschließe mich, zum Abschluss der Tour noch einen Abstecher zur Brillenhöhle zu machen. Über Wurzeln und Stufen geht es einigermaßen steil auf eine Höhe von 600 m, vom alten Steinbruch bis hierher sind es also noch einmal ca. 60 Höhenmeter bergauf. Die Höhle selbst ist zum Schutz von Fledermäusen und vor Vandalismus abgesperrt, man kann aber auch ganz gut so hineinschauen. Die Felsenszenerie im Außenbereich der Höhle finde ich aber noch viel beeindruckender, gerade jetzt zum Sonnenuntergang, es ist Viertel nach Vier. Zehn Minuten später bin ich auch schon wieder am Parkplatz.

Fazit: Es müssen nicht immer die Alpen sein, auch auf der Schwäbischen Alb kann man sehr abwechslungsreiche, lange wie kurze, Touren unternehmen! In diesen knappen eineinhalb Stunden habe ich unerhört viele herbstliche Eindrücke gesammelt - mit kühnen Felsen, einer alten Burg und einer Höhle. Die Gesamtstrecke liegt bei ca. 3,6 km, rund 210 Höhenmeter bergauf sind inklusive Gegenanstieg zu überwinden. Meistens T1, stellenweise bei der "Überschreitung" der Günzelburg T2.


Hike partners: TheSwabian


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T1
12 Feb 22
Blautopfrunde · maawaa
T2

Comments (4)


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Nyn says:
Sent 17 November 2024, 09h54
Die herbstlichen wie Nebelstimmungen toll eingefangen
VG Nyn

TheSwabian says: RE:
Sent 17 November 2024, 10h30
Vielen Dank!

alpstein says:
Sent 18 November 2024, 18h16
Tolle Eindrücke! Wo Blaubeuren liegt, musste ich erst mal recherchieren. Die Fotos erinnern an die Felsen im Donautal.

Grüße
Hanspeter

TheSwabian says: RE:
Sent 19 November 2024, 12h56
Hallo Hanspeter,
vielen Dank - ja, ein klein wenig, auch, wenn die Felsen um Beuron usw. deutlich größer und höher sind. Einen Besuch von Blaubeuren kann ich wirklich nur empfehlen, auch unabhängig vom Blautopf.
Viele Grüße, Martin


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