"Gratüberschreitung" Hörnle (670 m) mit Schillerstein hoch über Blaubeuren


Publiziert von TheSwabian , 31. März 2025 um 17:34.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:30 März 2025
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 170 m
Abstieg: 170 m
Strecke:4,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz bei der Bühlstraße 31 in Blaubeuren-Gerhausen
Kartennummer:https://opentopomap.org/#map=16/48.40007/369.80017

Sonntag, 30. März 2025. Ich habe irgendwie Lust auf eine kleine Gratwanderung, will aber nicht in die Alpen, schließlich ist es schon fast 17 Uhr. Ich mache mich also die gut zehn Autominuten auf den Weg nach Blaubeuren, wo ich mir die Süd-Nord-Überschreitung des "Hörnle-Grats" bei Gerhausen vornehme. Klingt übertrieben? Ist es natürlich auch. Aber Landschaft, Eindrücke und Tiefblicke lohnen sich dennoch!

17 Uhr. Vom Parkplatz in der Bühlstraße latsche ich ein paar hundert Meter die Kurve bergauf, bis erste Wandermarkierungen westwärts den Berg hinauf führen. Nach einem graffitiverschmierten Tunnel, eigentlich einer Unterführung unter der Trasse der ehemaligen Zementwerksbahn der Spohn AG (und später Heidelberg Zement AG), geht es im Grad T2 direkt relativ steil ein wildes Tälchen hinauf, tatsächlich ein Tal ohne offiziellen Namen, umrahmt von eindrucksvollen Felsen, ebenfalls ohne Namen oder bekannte Kletterrouten. Einer der Felsen, an der Nordseite des Tals, hat einen interessanten Abri, eine recht geräumige kolkförmige Aushöhlung, die den Steinzeitmenschen vor rund 40.000 Jahren hier im Ach- und Blautal (immerhin die Wiege der Kunst!) sicherlich hier und da als Unterstand diente. In der Folge geht es noch steiler bis zur Hochfläche des Bergriedels, wo ich mich rechts, also zunächst nordostwärts, halte. Bei einem alten Grenzstein sieht man schon die Abbruchkante des ersten Aussichtspunkts der Kurztour, mit schönem Blick über Gerhausen. Erstaunlich, wie man nach nur gut 15 bis 20 Minuten alles von relativ weit oben aus der Vogelperspektive sehen kann!

17:30 Uhr. Nur ungefähr zehn Minuten nördlich des ersten Aussichtspunkts befindet sich mit dem Schillerstein aus dem Jahre 1905 der Kulminationspunkt des Höhenzugs "Hörnle" bei 670 m. Kühn steht der Aussichtsturm auf einem Felssporn und wirkt auf den ersten Blick fast ein wenig wie Schloss Lichtenstein hoch über dem Tal der Echaz. Die Gedenktafel verrät: Errichtet wurde der Turm von Apotheker und Zementfabrikant Gustav Leube (1836-1913), Sohn des Gustav Ernst Leube (1808-1881), dem bekannten Ulmer Pionier der Zementindustrie in den 1830er-Jahren, der seinerzeit auch Schloss Klingenstein im heutigen Blaustein erwarb. Von oben hat man einen schönen Blick über das gesamte Blautal vom Blautopf bis zum Altentaler Kogel (Hohenstein) und Ulmer Eselsberg. Heraus stechen die markanten Felsen um Blaubeuren: Glasfels, Blaufels, Rucken, der Metzgerfelsen mit Mörikes berühmtem "Klötzle Blei", Wilhelmsfels, Knoblauchfels und das auf Felsen gebaute, stauferzeitliche "Rusenschloss", eigentlich Ruine Hohengerhausen. In Blaubeuren ragt die wunderbare Klosterkirche heraus. Der Blautopf versteckt sich, wird aber durch einen Baukran verraten, das Areal wird derzeit umfassend modernisiert. Weit unten an der Blau liegen die Rusenstegbrücke von 1904 und das "Alte Kirchle" aus dem Jahr 1410/11 auf der Gerhauser Blauinsel. Insgesamt ist die Aussicht vom Schillerstein sehr lohnend.

Weitere zehn Minuten später erkunde ich weiterhin in T2-Gelände den nördlich vorgelagerten Hörnle-Felsen, den man vom Tal aus gut sehen kann. Dementsprechend umfassend ist auch die Aussicht, insbesondere rüber zum Rusenschloss und auf das Alte Kirchle. Ich mache mich nun an den Abstieg über die Nordflanke des Hörnle-Kamms und gehe dazu ein wenig querfeldein zu einer Lichtung (Vorsicht, steile Abhänge!), die den Blick auf das Industriegebiet Blaubeuren und das Achtal freigibt. Auf dem Magerrasen wachsen Kiefern, Wacholder und Küchenschellen, die um diese Uhrzeit allerdings schon Feierabend haben. Der Blick über "Blaubeira" ist trotzdem schön. An einem imposanten Stahlmast vorbei gelange ich wieder auf gut ausgebaute Wege, die nun hinab ins Blautal führen.

18 Uhr, wieder in Gerhausen. Anstatt nun direkt zurück zum Parkplatz zu wandern, entscheide ich mich, die Talseite zu wechseln und überquere die historische Rusenstegbrücke. Jenseits der Blau führt der Weg am Waldrand entland T1 zum Gerhauser Frauenberg (520 m), wo Gräfin Anna von Helfenstein vor gut 600 Jahren ihren Witwensitz hatte - auch die Gegend um Blaubeuren gehörte einst zum Helfensteiner Land, das den auffälligen Elefanten ("Helfant") noch heute in den Wappen vieler Ortschaften (Wiesensteig, Oppingen, Hohenstadt, Deggingen an der Fils usw.) führt; die Helfensteiner Stammburg steht oberhalb von Geislingen an der Steige. Wahrscheinlich besaß Gräfin Anna damals aber noch keine hippe Holzliege, wie sie heute hier steht. Die Aussicht von hier ist aber durchaus schön. Vom Ein-/Aufstieg durch das felsige Tal über die ersten Felsen in der Höhe, über den Schillerstein auf dem Hörnle und die spitze Felsnase gegen Blaubeuren hin kann man von hier aus noch einmal schön die "Gratwanderung" nachvollziehen. Immer wieder treffe ich auf schöne Blümchen am Wegesrand - besonders gut passt der blaue Blaustern nach Blaubeuren im Blautal! Viertel nach Sechs verlasse ich den Frauenberg und bin gegen 18:30 Uhr wieder beim Ausgangspunkt.

Fazit: Kurzweilige Tour, die dank der beachtlichen Felsen mit etwas Phantasie immer wieder an eine "alpine Überschreitung" erinnert. Bei 170 m Höhenunterschied zur Blau sind schöne Tiefblicke garantiert. Meistens T2, bei trockenen Verhältnissen ist alles gut zu gehen (steilere Stellen sind bei Nässe, gerade im felsigen Tal beim Aufstieg, aber durchaus sehr rutschig). Eineinhalb gut investierte Stunden am Abend!

Tourengänger: TheSwabian


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