Appenzellerland : 2 Gedeckte Holzbrücken über die Goldach (IV)


Publiziert von Seeger , 6. Dezember 2009 um 19:37.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 6 Dezember 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AR   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 423 m
Abstieg: 423 m
Strecke:6.2 km: Vögelinsegg – Holderschwendi - Achmüli – Zweibrücken – Oberach - Vögelinsegg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV.: St. Gallen – Vögelinsegg (Trogener Bahnen)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr: Wirtschaft Achmühle (Montag und Dienstag Ruhetag) Sehr nette Wirtsleute. Wanderer willkommen. Gute Nussgipfel.
Kartennummer:WK 2501 St. Gallen/Appenzell

 Als letzte meiner Brückentouren im Appenzellerland besuche ich die zwei im Goldachgraben. Die Goldach liegt etwa 200 m im „Loch onne“,  gesäumt von Trogen, Speicher und Speicherschwendi auf der orografisch linken Seite  - Wald, Rehetobel und Eggersriet auf der rechten Seite. Und diese Ortschaften mussten miteinander verbunden werden. Eine Gewaltsleistung. Neben dem Brückenbau galt es, in diese Töbel hinunter fahrbare Strassen zu ziehen. Diese alten Strassen faszinieren neben den wenigen erhaltenen Holzbrücken noch heute.
Ein Höhenzug mit Blick zum See und entgegengesetzt zum Alpsteinmassiv führt von Vögelinsegg gegen NE zur Holderschwendi, einem ehemaligen Waisenhaus. In der gleichen Richtung steche ich ins Tobel hinunter. Steil, glitschig wegen dem Schnee. Nass. Grüüsig. Und dennoch interessant. Auf den Geländerippen folge ich Wegspuren, welche mich nach Tüfschwendi führen. Doch vom vorgesehenen Weg wir abgeraten: Gesperrt! Na ja. Einem Tessin geprüften Hikr  sollte dies keine Mühe bereiten. Über und unter geknickten Baumstämmen hindurch 120 hm in schönem Bogen (auf der LK eingezeichnet) zur Goldach hinunter. Das darf nicht wahr sein! Der Weg ist weg. Stattdessen einen glitschigen,  4 m hohen Sandsteinfelsen über der Goldach. Ein Abgleiten würde ein unfreiwilliges Bad absetzen. Ausweichen? Alles unmöglich. Selbst das Queren des Baches. No chance. HALT. DAS GANZE ZURÜCK.
Ich kraxle die 120hm zur Strasse hinauf und weiss nun, warum sich der Dani aus Speicher
Kraxeldani nennt. Auf der Strasse angekommen, nach rechts etwa 250m bis kurz nach der Brücke. Gleich nach dem Geländer beginnt ein fabelhaftes Weglein über eine Rippe hinunter, welches direkt zur Achmüli führt. Die Gedeckte Brücke ist gut unterhalten, befahrbar mit PW….und 300 Jahre alt! (Baujahr 1701), 18.5m lang, Innenmass  2.30m breit, 2.60 hoch. www.swiss-timber-bridges.ch .Hübsches Walmdach. Gleich dahinter eine sympathische Wirtschaft. Die Wirtsleute haben „ihre“ Brücke dekoriert. Den Rehetoblern als Besitzerin soll‘s Recht sein. So komme ich noch zu einer Gedeckten Brücke mit Adventsdekorationen. Der St. Niklaus steht zwischen Hauptpfosten und den Polygon-Balken-Konstruktionen. Ob er auf die Einhaltung der Verbote achtet?
Nach einem Kaffee mit feinem Nussgipfel von der Wernli-Bäckerei steige ich oberhalb der Wirtschaft leicht rechts zu einem Bauernhof mit Gänsen und Hühnern hinauf. Weiter bis zum Wegweiser. Nach rechts zuerst horizontal, dann steil zu einem Wohnhaus mit Familie hinauf und über dessen Zufahrtsstrasse zur Hauptstrasse St. Gallen-Speicherschwendi-Rehetobel (Postautobetrieb im Stundentakt). Ich schlendere gemütlich hinunter nach Zweibrücken. Disco. Nachtbetrieb. TWO BRIDGES. Unglaublich fantasiereich, dieser Name. Direkt nach dieser ehemaligen Mühle zweige ich vor der Brücke nach links ab und folge 300 m leicht steigend entlang der Goldach.
Stolz steht hier die Oberachbrücke, welche Jahrhunderte der Unbill der Witterung standgehalten hat. Baujahr 1739. Länge 18.75 m. Innenmasse: Breite 2.20m, Höhe 2.77m. Klassisches Sprengwerk mit Polygon-Balken-Konstruktion. Kerngesundes Holz. Kaum zu glauben in dieser Feuchtigkeit. Rundherum Moos, Wasser, Feuchtgebiete, Rutsche…und dazwischen eine trockene Brücke. Das Walmdach trägt ein neckisches Schneehäubchen. Der 270. Winter der Oberachbrücke!
Und wieder „s’Tobel uuf“, 200 hm. Eine breite Waldstrasse schlängelt sich gegen Speicher hinauf. Die Alte Landstrasse von Rehetobel nach Speicher. Maximale Steigung 37%!
Wie haben die Leute von dannzumal es geschafft, mit Ross und Wagen?
Ich hab‘s beinahe geschafft, Dir, geneigter HIKR.Leser, die 17 gedeckten Brücken im Appenzellerland vorzustellen. Es fehlt nur noch eine: Die Nordmüli-Brücke im Wattbachtobel.
Ich lass mir was einfallen.
Dass es einen unerwartet dramatischen Schluss findet, siehst Du hier in der Fortsetzung:
http://www.hikr.org/tour/post19141.html

Tourengänger: Seeger
Communities: Flusswanderungen


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Kommentare (6)


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Henrik hat gesagt: ...jetzt kannst du dann die SG-
Gesendet am 6. Dezember 2009 um 21:57
Brücken dir vornehmen und noch eine Community für Nussgipfelfans kreiieren.

Wieder genüsslicher Bericht mit.....

Danke, lieber Andreas.

Saluti

Henrik

UpTheHill hat gesagt: E adesso che li hai fatti tutti...
Gesendet am 7. Dezember 2009 um 08:00
...è ora di scivere un libro :-)

Bella serie di itinerari, recupero della memoria storica, e interessantissimi.

Grazie Andreas

KraxelDani hat gesagt: Kindheitserinnerungen...
Gesendet am 9. Dezember 2009 um 21:49
Hallo Andreas,

da konnte der KraxelDani wirklich kraxeln lernen... Unzählige Male war ich in meiner Kindheit im Chastenloch und auf allen möglichen Routen wieder hochgekraxelt.

Schön auch, dass Du noch für jede Brücke Wegpunkte erfasst hast und sie mit den Fotos verknüpft hast! (Wollte es Dir schon vorschlagen)

Vielen Dank für die interessanten Brückenberichte.

Gruss, Dani.

PS: Wie wärs in den nächsten Wochen mal mit einem Besuch bei Dir?

Seeger hat gesagt: RE:Kindheitserinnerungen...
Gesendet am 9. Dezember 2009 um 23:10
Ciao Dani
Danke fürs Feed-Back.
Das mit den Gedeckten Brücken machte Spass.
Jetzt sind die 16 alle besucht, fotographiert und beschrieben. Die 17. existiert leider seit 133 Jahren nicht mehr:
http://www.hikr.org/tour/post19141.html
Ich hab mal schon den Kaffee aufgesetzt ;-)
Cari saluti
Andreas

rihu hat gesagt: Es beruhigt mich
Gesendet am 17. Dezember 2016 um 07:11
dass ich nicht der einzige bin, der dort nicht heruntergekommen ist.

Gruss, Richard

Seeger hat gesagt: RE:Es beruhigt mich
Gesendet am 17. Dezember 2016 um 09:49
Ciao Richi
Bin erstaunt, dass der Weg nicht mehr instand gestellt wurde.
Ja nu - der neue Fahrweg leistet sicher seinen Dienst auch als Fussgängerweg :-))
Gruss
Andreas


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