Vom Niederamt ins Baselbiet Teil 2/2: Stüsslingen-Diepflingen


Publiziert von Hallodri82 , 15. Februar 2024 um 20:49.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:21 Januar 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BL   CH-AG 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1409 m
Abstieg: 1460 m
Strecke:31

Seit einiger Zeit bereits fasziniert mich der beinahe schon romantische Gedanke, irgendwo vom Mittelland aus über die Juraberge "nach Hause" ins Baselbiet zu wandern. Je nach Routen-Schwerpunkte bieten sich dabei diverse Startorte an. Die Ankunfts-Orte richten sich dann primär nach der zur Verfügung stehenden Zeit.
Dies ist Teil 1 dieser "Serie".


"Was mache ich eigentlich heute draussen", frage ich mich in Aarau am Bhf beim Busperron. Bitterkalt ist es und verhangen. Das sollte sich dann noch alles ändern, aber alles der Reihe nach.

Der Startort Stüsslingen ist der Tatsache geschuldet, dass ich schon seit längerer Zeit mal auf den Gugen wollte, via seinen steilen, aber durchwegs "gepfadeten" SW-Kamm (306 HM auf 1.3 Kilometern). Wenn man sich im Aargauer und Solothurner "Grenzjura" etwas auskennt, dann weiss man, dass das Gebirge dort enorm "güpfig" ist. Hügeli abe, Hügeli ufe ist an der Tagesordnung. Der Gugen ist ein Paradebeispiel dafür: Wenn man auf die "erste Aargauer Jurakette" möchte (ist mir klar, dass das kein stehender Begriff ist), dann hilft der Gugen-Gupf nicht wirklich, ist er der Hauptkette vorgelagert. Wenn man oben ist, dann ist man also nicht wirklich weiter gekommen.

Der Gugen-Aufstieg ist wirklich Juragrat vom Feinsten. Er ist vom Charakter her eher eine Abbruchkante, geht es doch nördlich teilweise vertikal runter, aber südlich deutlich weniger steil. Ausblicke nach Norden sind super, die wenigen Föhren, die teils abenteuerlich am Abbruch wachsen, verdecken die Sicht nicht gross. Schnell ist man oben, wenn auch bereits etwas ausser Atem. Unmittelbar danach macht man sich an den Abstieg, denn der Weg ist noch weit und der Gugen ist bloss eine ineffiziente (aber lohneswerte) Eskapade auf einer Wanderung, die noch lange ist.

Ab Pt 808 führte vermutlich ein Gratweglein weiter nach Osten bis zum offiziellen WW runter. Ich entscheide mich allerdings für den gestrichelten Direkt-Abstieg nach Norden. In der verschneiten und mit Laub übersähten Nordflanke ist das Weglein kaum ersichtlich. Steil und rutschig, aber nicht ausgesetzt, leitet es runter. Dort wo der Weg dann länger nach NE leitet wird der Weg zu einer unsäglichen Sumpf-/Gestrüpp/Fallholz-Schlacht. Die gefällten Bäume liegen manneshoch auf dem Weg und teilweise müssen sie in den Flanken umgangen werden. Ich verliere viel Zeit und mache mir auch die Füsse nass. Jenu, Weg noch lange und bereits auf dem Gugen habe ich gesehen, dass im Aargauer Jura heiter Sonnenschein herrscht.

Es folgt eine lange Traverse auf dem offiziellen WW bis Barmelhof. Dahinter quere ich den Zwiselbach und damit die Grenze von SO/AG und gleich darauf beginnt die moderate Steigung Richtung Beguttenalp. Sinn und Zweck eben dieser erschliesst sich mir irgendwie nicht.

Gleich dahinter beginnt, mittlerweile ist die Sonne voll draussen, der wunderschöne Aufstieg zur Gälflue. Erst im lichtdurchfluteten, verschneiten Tannenwald und dann auf einer Steintreppe direkt durch die Flue. Die Aussicht oben wäre gewiss wunderschön, aber es ist enorm dunstig.

Der Abschnitt danach bis zur futuristischen Klinik Barmelweid ist ebenfalls hervorzuheben. Schön angelegt leitet der Pfad nahe dem Abbruch der Fluh entlang mit geringem Höhenverlust bzw. -gewinn. Mediterran, sonnenausgesetzt geht es nach der Klinik weiter, um danach wieder länger durch den Wald zu leiten. Ich befinde mich nun in der Süd-Flanke der, wie ich es bezeichne, Aargauer Jura-Kette (von der Gisliflue bis zum höchsten Aargauer nahe der Geissflue), immer wieder mal von Pässen durchquert, wie der Staffelegg, dem Benkerjoch oder der Salhöhe. Immer wieder schöne Blicke zum Alpenkranz, der sich allerdings etwas im Dunst verbirgt.

Auf der Passhöhe Schafmatt (deren Passstrasse das Niederamt mit dem Oberbaselbiet verbindet und auf welcher ich an jenem Tag schon einmal war (am Fuss des Gugen)), mittlerweile im Grenzgebiet BL/SO, hatte es dann enorm viele Leute, die den sonnigen Sonntag nutzen, um die verschneiten Hänge mit Schlitten, Ski oder Snowboards runter zu flitzen. Oder "nur" um bei der  Ich aber steige sofort wieder in den Wald ein, und nehme das smart angelegte, schöne Pfädlein hoch zur Geissflue unter die Füsse. So steil deren Westflanke zwar ist, so sinnvoll ist das Weglein angelegt, in weiten Serpentinen und nie zu steil und überhaupt nicht ausgesetzt. Die Wegführung entspricht allerdings auch überhaupt nicht der Abbildung auf Swisstopo. Hervorzuheben ist das besondere/warme Licht auf der Schafmatt, welches durch den dunklen Tannenwald durchdringt. Das ist sehr schön. Schon öfter stand ich hier oben, um mich am Blick auf das Tafeljura zu erfreuen. Heute aber ging ich bei der Fluh rasch weiter, aufgrund der vielen Leute, zudem war der Weg noch weit.

Der Weiterweg auf dem Kamm in NE-Richtung ist angenehm zu begehen bis er dann etwas ruppig runterleitet zum kleinen Pässchen bei Pt. 900. Ich gehe noch kurz zum höchsten Punkt des Kantons Aargau, der lediglich "Pt 908" heisst, da ist ja unser Top of Baselland "Hinteri Egg" noch prätentiöser. Und als Nicht-Aargauer sage ich den Hikrn, die diesen Kantonshöhepunkt als "langweilig" empfinden: wenigstens ist er nicht von einer Million Reisecars und Monster-Seilbahnen und Massentourismus verschandelt. Und er liegt nahe einem wunderschönen Nadelwald (dazu dann mehr in einem weiteren Teil dieser Serie). Mir auf jeden Fall gefällt er.

Via die nordseitigen Wiesenwege unter der Geissflue, welche dank einer harten Schneeunterlage wunderbar zu begehen sind, geht es gleich wieder zurück zu Pt 839 und von dort via Sternwarte, Gupf "Pt 811" und der Schafmattstrasse entlang bis ich bei Höli in das langgezogene Nünbrunn-Tal absteige. Ebendieses wirkt grosszügig, nicht so stark eingeschnitten wie andere vergleichbare Täler in der Region. Herausfordernd sind die zahlreichen Eisflächen auf dem Mergelweg.

Ich erreiche das in einer Senke gelegene Dorf Zeglingen. Dort gilt: the only way is up! Ich möchte auf jeden Fall die Wanderung beim hoffentlich vereisten Giessen-Wasserfall beschliessen (und zwar beim Rüneberger Giessen, nicht dem Kilchberger Giessen) und entscheide mich spontan, wieder mal auf den Wisenberg zu steigen. Die Sonne war ja immer noch draussen und wärmte mich. Das sollte sich dann aber ändern...und wieder ändern, aber dazu später mehr.

Ich nehme den WW wieder unter die Füsse, der schon im Dorf auf schmalem Pfad stark aufsteilt um dann schönen, aussichtsreichen Wiesen entlang auf die Teerstrasse zu leiten, die bis zum grossen Gehöft Mapprach führt. Dort verlasse ich das offizielle Wandernetz und nehme einen nach Süden leitenden Forstweg, rein in die Wisenberg-Flanke. Urplötzlich wird es, so am Spätnachmittag im Januar, kalt, sehr kalt und düster. Also Handschuhe anziehen. Ansteigend, der Nordflanke entlang gelange ich zum wunderschönen Aussichtspunkt 819, mit tollem Weitblick über das Tafeljura, bis zum Schwarzwald.

Via Wisenbergweg und dem steilen Alten Wisenbergweg gelange ich auf die tolle Wiese Mittler Wisenberg und dort trifft mich die Sonne nocheinmal mit schöner, wärmender Kraft. Nicht mehr lange geht es bis zum Wisenberg. Ich schenke mir den Turm und gehe auf dem selben Weg zurück bis zum Einstieg des Tüfelschuchi-Weglein. Dort dann ein Highlight der heutigen Tour: der namenlose, ausgelichtete, mediterran wirkende Aussichtspunkt 950, mit wunderbarem Blick auf das Faltenjura im Westen, im Dunst der tiefliegenden Abendsonne.

Sodann die wundersam warm ausgeleuchtete, in allen Farben erstrahlende Tüfelschuchi runter, immer wieder mal Ausblicke ins Faltenjura erlaubend und einmal durch einen Stechpalmen-Tunnel inkl einer Vielzahl an roten Beeren leitend. Der Weg ist smart angelegt/befestig und führt ungefährlich durch das Felssturzgebiet und an den Abbrüchen entlang. Etwas Trittsicherheit ist gefragt, aber das geht nirgends über ein T2 hinaus.

Ich nehme denjenigen Forstweg nach Norden, der das "m" in "Bad Ramsach" durchschneidet nach Grossi Bueche und danach dem WW entlang bis zum aussichtsreichen Pt 641 hoch über Häfelfingen. Dann zur Passhöhe des "Zeglingen-Häfelfingen" Passes und danach alles dem WW entlang bis zum Giessen. Wundervoll vereist war der. Der lange Weg durch das grosszügige, weite, fast flach verlaufende Chrintelbachtal ist nochmals hervorzuheben und ebenfalls danach der Wander-Pfad von Schmitti/Sommerau bis nach Diefplingen, der zu grossen Teilen grade neben dem Läufelfingerli-Trassee verläuft.

Im Bahnhüsli von Diepflingen, bei vollständiger Dunkelheit, merke ich, dass es nur noch knapp über Null Grad hat. Ich bin zudem recht verschwitzt und fange an zu schlottern. Meine liebe Frau/liebe Töchter holen mich deswegen am Bhf Sissach ab, fahren mich nach Hause. Ich gehe unter die heisse Dusche und genehmige mir danach ein kühles Bier.

Tourengänger: Hallodri82


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