Punta Zónia 2282m - Das Erbe der Habsburger


Publiziert von georgb , 14. Dezember 2023 um 09:30.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:12 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m

Das waren noch Zeiten, als Österreich eine Weltmacht war und bis ans Mittelmeer reichte. Die Habsburger existieren inzwischen defacto nicht mehr und Österreich ist auf eine Alpenrepublik reduziert worden.
Auch Ampezzo gehörte einst zum Habsburger Imperium, das Cadore hingegen zu Venedig. Um das Weidegebiet nördlich des Passo Giau gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Gemeinden. Solange, bis es den Obrigkeiten zu bunt wurde und sie den Sanvitesern im Jahre 1753 den Bau einer Mauer befahlen, um ihre Gebietsansprüche nicht zu verlieren, die legendäre Muraglia del Giau.
Das alte Bauwerk hat mich in seinen Bann gezogen und ich muss noch einmal hin. Während einige der alten Wappensteine dem Vandalismus zum Opfer gefallen sind, sollen sie sich an der östlichen Begrenzung erhalten haben!?
Die Bedingungen für meine Erkundung sind nicht optimal, es liegt viel Schnee im Gebiet um den Giaupass und die Muraglia del Giau ist teilweise nur zu erahnen. Aber ich will den Tag nutzen, lasse den Wagen neben der Passstraße stehen und stapfe durch den Schnee in den Urwald. Zunächst zieht die Mauer abschüssig in eine Schlucht und auf der Gegenseite wieder steil gegen die Lastoni de Formin an.
Anfangs komme ich gut voran, auch der Bach lässt sich mit beherztem Sprung leicht überwinden. Doch bald geht der Wald in einen Latschengürtel über und der bremst meinen Vorwärtsdrang beträchtlich. Ich sinke teils hüfttief ein, nur stellenweise trägt mich ein Ast oder der Schnee. Ich wühle mich weiter nach oben, mit der Ungewissheit, ob der omimöse Wappenstein überhaupt irgendwo existiert.
Der Aufstieg durch das Latschen-Schnee-Labyrinth kostet viel Kraft, teils krieche ich auf den Knien über den kaum tragfähigen Schnee und ziehe mich an Ästen weiter. Immer wieder braucht es Verschnaufpausen, ich suche nach den Resten der Mauer und spähe nach seinem möglichen Ende unter den Felswänden.
Aufgeben will ich jetzt auch nicht mehr und krabble die letzten Meter weiter, wie ein Säugling auf allen Vieren. Tatsächlich, da tauchen sie auf, der Habsburger Marmorwappenstein und der Markuslöwe von Venedig, magisch. Noch ein paar Meter wate ich durch den Schnee und stehe staunend davor, alle Mühen sind vergessen.
Bis auf eine abgebrochene Nasenspitze ist sogar der Löwe gut erhalten, nach 270 Jahren! Ich stehe beeindruckt mutterseelenallein im Schnee und bewundere die alte Steinmetzarbeit, es hat sich gelohnt.
Der Abstieg gestaltet sich deutlich einfacher als der Aufstieg, teilweise ist die Mauer von oben besser zu erkennen und teilweise helfen meine alten Spuren durch das Latschengewirr. So stehe ich bald wieder an der Straße und habe noch ein wenig Spielraum. Ich fahre die paar Kilometer bis zur Passhöhe und suche mir einen geeigneten Aussichtspunkt. Die Punta Zónia bietet sich an, 50 Höhenmeter über dem Giau, das packen meine Oberschenkel noch. Die Gamaschen habe ich angelassen und in wenigen Minuten stehe ich an der unscheinbaren Anhöhe mit grandiosem Panorama. Das Licht verzaubert die Berge und die Landschaft, ich nehme noch ein paar spektakuläre Aufnahmen mit nach Hause.
Auf der Rückfahrt bewundere ich die einzigartige Welt der Ampezzaner Dolomiten, einst auf österreichischem Boden sind sie heute nur noch Teil des verlorenen Erbes der Habsburger.

Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 21. Dezember 2023 um 16:06
Et si on laissait le Pustertal voter pour revenir à l'Autriche ? Ce serait déjà une 1ère étape...

georgb hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Dezember 2023 um 13:08
Wenn es Maria Theresia noch gäbe...


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