Hoch über dem Inntal: Kienberg und drei seiner Trabanten


Publiziert von Kaiserin , 18. November 2023 um 13:18.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:29 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:22,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inntal-Autobahn A12 bis Wörgl West, dort via Kundl nach Breitenbach am Inn und von hier weiter Richtung Schönau. Neben einer Rechtskurve im Wald steht links ein großer Hochspannungsmast und es geht sowohl nach links eine Straße weg als auch geradeaus. Geradeaus links vor der Schranke, direkt beim Hochspannungsmasten, gibt es einige (kostenlose) Parkmöglichkeiten.

Nachdem ich meine Bergtouren schon fast seit Beginn meiner Bergsteigerinnenkarriere per GPS mittracke füllt sich die Landkarte natürlich mit immer mehr bunten Linien.  Erstaunlicherweise gibt es aber sogar in den für mich verhältnismäßig schnell erreichbaren Brandenberger Alpen noch eine recht große Lücke um Brandenberg herum.  Rofan im Westen ist natürlich abgegrast, Pendling, Köglhörndl und Hundalmjoch im Osten auch, aber dazwischen klafft eine Lücke.  Also mal schauen was da so geht!

Es gibt einen schönen Bericht zum Kienberg von felixbavaria an dem wir uns letztlich orientiert haben (https://www.hikr.org/tour/post88352.html): nicht die kurze Variante von Brandenberg hoch, sondern von Schönau, einem Ortsteil von Breitenbach im Inntal, aus.

 

Von der Mini-Parkmöglichkeit vor der Schranke am großen Hochspannungsmasten aus geht es zunächst ein paar Minuten die Straße entlang durch Stein durch, bevor einen die Schilder entlang des Wegs 19 steil durch den Wald nach oben Richtung Jocherkapelle leiten.  Nach einem weiteren steilen Waldanstieg erreicht man die freie Fläche einer Alm und den oberen Parkplatz.  Die Alm ist interessanterweise mit sehr hoch angebrachten Elektrozäunen abgesichert, und wir vermuten dass das evtl. mit Wölfen zu tun hat?  Später finden wir uns in unserer Annahme durch ein Schild bestätigt.  Hier scheint man Angst vor Großwild wie Bär und Wolf zu haben.  Mir sind nun das erste Mal derart hoch gezogene Zäune untergekommen, und ich bin gespannt ob diese Standard werden.  Denn dass das Großwild seinen Lebensraum zurückerobert ist in meinen Augen vorrangig überaus erfreulich, auch wenn ich die Bedenken der Almbauernschaft natürlich nachvollziehen kann.

 

Nach besagter Alm/Parkplatz geht es ein kurzes Stück den Wirtschaftsweg nach Norden, bevor bald ein Schild nach rechts in den Wald weist: “Alter Steig”.  Der Kienberg steht daran, ist aber über den Wirtschaftsweg auch ausgeschildert.  Wir entscheiden uns für den “alten Steig”, der überhaupt keinen alten, also ungepflegten Eindruck macht und bis auf eine kurze felsigere Stelle auch überhaupt nicht zu verfehlen ist.  An genannter Stelle sind aber dann auch Markierungen zu finden, wie prinzipiell an diesem Steig, also kein Problem.  Bald ist der dicht mit Latschenkiefern bedeckte Kienberg im Norden zu sehen, und bei dem Anblick fragt man sich schon erstmal ob es da wirklich gut durch geht.  Geht es aber auf angenehmem Steig, wie wir bald herausfinden nachdem wir an diversen Wegverzweigungen nach der Jocheralm (Heuberg, Plessenberg) erfolgreich den direktesten Weg zum Kienberg erwischt hatten.

 

Am Kienberg angekommen ist es mit dem Wind zwar ziemlich kalt, aber die Aussicht ist dafür, wie uns versprochen wurde, wirklich hervorragend.  Mir war bis dato gar nicht so bewusst dass das Rofangebirge nach Nordosten in niedrigen, bewaldeten Kuppen ausläuft, das fand ich sehr interessant.  Und spannend war auch der Blick auf den Guffert, den ich, hätte ich nicht gewusst dass er es ist, erstmal nicht erkannt hätte, ist doch aus der Perspektive der Westgipfel komplett vom Hauptgipfel verdeckt.  In die andere Richtung sind unsere nächsten Gipfel gut zu sehen: Heuberg und Plessenberg direkt im Süden - und das Zunterköpfl im Osten, dessen Besteigung wir uns vorbehaltlich des Zeitfortschritts noch offen gehalten haben.

 

Ein kurzes Stück geht es vom Kienberg nach der Pause entlang des Aufstiegsweges zurück, bevor wir der Beschildung Richtung Plessenberg folgen.  Vor dem Nordrücken des Heubergs stehend stellen wir uns die Frage wo es hier angeblich eine Latschengasse gibt die direkt rauf führt?  Wir haben beide keine Lust auf Experimente, daher folgen wir dem Weg nach Westen zum eigentlichen Aufstiegsweg zum Heuberg aus dieser Richtung.  Der Gipfel ist ab dort flott erreicht, und eigentlich könnte man ihn sich mehr oder weniger schenken - er ist sehr zugewachsen mit Latschenkiefern.  Auch hier ist nicht erkennbar wo man da von Norden aus hoch käme, und ein Einheimischer der oben ist und dann die direkte Südflanke absteigt meint auch dass man im Norden nicht durchkommt.  Falls es also vor ein paar Jahren noch eine Gasse durch die Latschenkiefern gab, diese ist zwischenzeitlich sicherlich zugewachsen.

 

Nun ja, nachdem es am Heuberg nicht viel zu sehen gibt geht’s flott weiter zum Plessenberg, der bereits zum Greifen nah ist.  Der Übergang dauert dann auch kaum 10 Minuten, und wir stehen am wunderschönen Gipfelkreuz.  Interessanterweise auf dessen Südansicht mit einer Bronzetafel auf der ein Fisch abgebildet ist.  Wir haben uns erstmal gewundert - bis wir zurück im Tal festgestellt haben dass dies offenbar das Gemeindewappen von Breitenbach ist.  Somit ergibt die Abbildung hoch droben am Berg sogar Sinn. ;)  Wir machen nochmal eine Pause hier und besprechen uns.  Schnell wird klar: Zeit ist noch genug, und auch Jürgen hätte noch Lust zum Zunterköpfl weiterzugehen, auch wenn es gefühlt schon noch weit drüben im Osten liegt.  Also lassen wir die Pause nicht allzu lang geraten und gehen bald weiter.

 

Der ostseitige Abstieg vom Plessenberg runter zum Ascha Kreuz ist sicherlich die klare Schlüsselstelle der gesamten Tour.  Steil geht es die Felsflanke herunter.  Zwar immer auf einem klar markierten Weg, an mehreren Stellen sogar mit Drahtseil versichert.  Ohne dieses Drahtseil wäre einer dieser Passagen aber aufgrund von Feinschutt wirklich haarig zu gehen, und auch mit Drahtseil ist es runterzugs nicht so wirklich angenehm.  Aufgrund der Steilheit in dieser Felsflanke und dem unangenehmen Feinschutt bin ich der Meinung dass die Schwierigkeit wohl mit T4- zu bewerten ist.

In jedem Fall dauert das Ganze vielleicht 10 Minuten, und dann erreicht man schon den grünen Latschen- und Wiesenrücken den man direkt von oben bereits gesehen hatte.  Über diesen geht es wieder unschwierig zum Ascha Kreuz (überraschenderweise mit Altar, scheint also für Bergmessen genutzt zu werden) und von dort nach Osten zur Wegverzweigung an der wir uns final für den Weiterweg entscheiden - es gäbe hier nämlich eine direkte Abstiegsmöglichkeit runter nach Schönau.

 

Von hier geht es zum Zunterköpfl erstmal links den Wirtschaftsweg um eine Wiesenkuppe herum, dann über einen leider matschigen Pfad unterhalb des Nachbergs rüber zur Nachbergalm bzw. deren Hochleger.  Das zieht sich schon etwas, vom Ascha Kreuz haben wir 40 Minuten gebraucht.  An der Alm biegen wir erstmal falsch ab, aber über die Almwiese hinauf geht es auch problemlos, und das Ziel ist klar zu sehen und somit anzupeilen.  Schnell sind wir wieder auf dem eigentlichen Weg, der einfach eine größere Schleife gemacht hätte (vgl. den Abstiegstrack), und auf diesem gibt es bald ein Schild nach links, zum Zunterköpfl.  Kurz geht es wieder steil durch Bergwald hinauf, und dann stehen wir auf unserem für heute vierten und letzten Gipfel.  Und was soll ich sagen, der Abstecher hat sich gelohnt, hat man von hier die beste Sicht rüber nach Osten, über Hundsalmjoch und Köglhörndl rüber zum Kaiser und darüber hinaus zu den Steinbergen und Berchtesgadener Alpen.

Wir nutzen die schöne Sicht für die heute letzte Pause und überlegen uns wie wir absteigen.  Entweder könnten wir wieder zurück Richtung Ascha Kreuz und von dort absteigen.  Andererseits ist ein Weg direkt über den Niederleger der Nachbergalm in der Karte eingezeichnet.  Eine kurze Vermessung auf der Papierkarte ergibt dass der Weg unten im Tal dann 2 km zurück zum Auto bedeutet statt etwa 1 km.  Also erträglich.

 

So machen wir uns also nach der Pause auf den Weg zurück zum Nachberg-Hochleger (dieses Mal entlang des offiziellen Wegs) und von dort folgen wir dem Weg nach Schönau.  Am Nachberg-Niederleger leitet uns die digitale Karte erstmal etwas in die Pampa, das stellen wir aber schnell fest und gehen dann halt, in Ermangelung eines erkennbaren Wegs, ein Stück den Wirtschaftsweg weiter runter.  An den unteren Almgebäuden geht dann der beschilderte Wanderweg 21 direkt durch den Wald runter.  Dieser ist sehr angenehm und dadurch flott zu gehen.  Überraschenderweise kommen wir entlang des Weges nochmal an einer Kapelle vorbei.  Durch das helle Holz ist schnell klar dass diese nicht alt sein kann.  Siehe da: der Ort für die Thaler Kapelle ist zwar “alt”, aber was wir sehen ist ein Neubau der Dorfjugend aus dem Jahr 2020.  Sehr hübsch!

Im Tal angekommen sind es dann wie erwartet etwa 20 Minuten Fußweg entlang der Straße bevor wir wieder am Ausgangspunkt sind.  Da die Straße nicht viel befahren ist stellt sich dies aber auch nicht als sonderlich unangenehm heraus.

 

Fazit: eine schöne Herbsttour bei der man schön Höhenmeter machen (1700 Hm an der Zahl) und Gipfel sammeln kann.  Nebenbei läuft man knapp 22,1 km.


Tourengänger: Kaiserin


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